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Die Tote von Charlottenburg: Kriminalroman (German Edition)

Die Tote von Charlottenburg: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Tote von Charlottenburg: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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sie sich am Strand unterhalten, wie schnell sie über private Dinge gesprochen hatten   – vielleicht hätte daraus eine Freundschaft entstehen können. Aber wäre Henriettes Weg auch der richtige für sie?
    Sie warf einen Blick in den Briefkasten. Er war leer. Auf der Straße peitschte ihr ein kalter Wind entgegen, doch sie zog die Schultern hoch und stemmte sich gegen die Böen.
    Zu gern hätte sie sich von Leo mehr über den Fall erzählen lassen. Gewiss hatten er und seine Kollegen viel über Henriette Strauss’ Leben erfahren, vielleicht waren sie dem Täter schon auf der Spur. Clara vermisste die Gespräche mit ihm ebenso wie seine körperliche Nähe. Vor einem Geschäft blieb sie stehen und schaute gedankenverloren in die Auslage. Sie würde ihn anrufen, nahm sie sich vor. Heute Abend würde sie ihn anrufen, bis dahin blieb ihr genügend Zeit, um noch einmal über alles nachzudenken.
    Erst als sie weitergehen wollte, bemerkte Clara, dass sie vor der Bäckerei Kellermann stand. Sie hatte nicht gefrühstückt, eine frische Schrippe wäre jetzt genau das Richtige. Als sie die Tür öffnete und in den Laden treten wollte, blieb sie abrupt stehen. Hinter der Theke stand Ilse Wechsler in einer weißen Schürze und reichte einer Kundin ein Weißbrot.
     
    Leo, Walther, Sonnenschein und Berns trafen sich zur morgendlichen Besprechung im Büro. Leo und Sonnnenschein berichteten von ihren jüngsten Erkenntnissen, und alle verspürtenein Kribbeln, wie immer, wenn es eine neue Spur gab. Leo nickte in die Runde. »Robert und Berns, ihr kümmert euch um die Familie Müller, deren Kind im Luisenkrankenhaus behandelt wurde.« Er reichte ihnen ein Blatt, auf dem er Namen, Anschrift und die weiteren Angaben der Willumeits notiert hatte. »Sonnenschein und ich fahren zu Dr.   Dahlke. Das war gute Arbeit, Sonnenschein.«
    »Hm, da wäre noch etwas, Herr Kommissar.« Sonnenschein räusperte sich. »Gestern Abend kam ein Herr hier vorbei, der sich nach Ihnen erkundigt hat.«
    »Ja, und?«, fragte Leo.
    »Er wirkte, wie soll ich sagen, ein bisschen feindselig.« Eine leichte Röte überzog Sonnenscheins runde Wangen. »Er war nicht unfreundlich zu mir, eher erschien es mir, als wollte er Ihnen, hm   … Er deutete an, Sie hätten zu früh Feierabend gemacht, während Ihre Untergebenen noch arbeiteten. Das war mir peinlich.« Er schaute verlegen zu Boden.
    Leo lachte. »Also wirklich. Das kann nur der Kollege von Malchow gewesen sein. Unser Verhältnis ist, nun ja, etwas unterkühlt. Machen Sie sich seinetwegen keine Gedanken, er sät gern Zwietracht.«
    Die seltsame Bemerkung über seinen Namen verschwieg Sonnenschein.
     
    Walther und Berns hielten vor dem Haus in der Bremer Straße.
    »Der Neue ist ein heller Kopf«, sagte Berns, als sie ausstiegen.
    Walther nickte unwillig. Natürlich war es lächerlich, etwas wie Eifersucht zu empfinden, doch störte ihn der Gedanke, dass Leo mit Sonnenschein zu dem buddhistischen Arzt fuhr, während er selbst die Familie befragen musste, die bei Leo um die Ecke wohnte. Es gab nichts, aber auch gar nichts, was er Sonnenschein hätte vorwerfen können, und doch spürte er jedes Mal einen leisen Stich, wenn sich der Neuemit etwas hervortat. Selbst das war nicht der richtige Ausdruck, da er in allem so bescheiden blieb. Er drängte sich nicht in den Vordergrund und verrichtete seine Arbeit im Stillen, dafür aber umso besser. Er bot keine Angriffsfläche für Spott und keinen Grund zur Kritik. Gestern war er länger geblieben als sie alle, ohne es vorher anzukündigen und nachher um Lob zu betteln. Und doch war etwas an ihm, das Walther auf die Nerven ging. War es seine mangelnde Offenheit? Er war Jude, das verriet der Name. Nun, da war er nicht der Einzige in der Burg. Walther schämte sich ein wenig für sein Misstrauen.
    Er schüttelte den Kopf, wie um die lästigen Gedanken zu vertreiben, und ging mit Berns zur Haustür.
    Sie studierten die Namen auf dem Stummen Portier. Da stand es: Müller, 3.   Stock. Wie bei den meisten Mietshäusern war das Vorderhaus komfortabler als Hinterhaus und Seitenflügel, wenngleich eine hochherrschaftliche Beletage in dieser Gegend nirgendwo zu finden war. Das Treppenhaus war schlicht, aber sauber, und es roch nach Bohnerwachs statt nach Kohl und feuchter Wäsche.
    Im dritten Stock öffnete ihnen eine einfach gekleidete Frau die Tür. »Ja, bitte?«
    Robert Walther stellte sich und den Kollegen vor, worauf die Frau ihn erschrocken ansah. Dann blickte sie

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