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Die Tote von Charlottenburg: Kriminalroman (German Edition)

Die Tote von Charlottenburg: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Tote von Charlottenburg: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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Perlen, die dicht an dicht auf den Rahmen geklebt waren. Wenn man genau hinschaute, sah man, dass sie an einem Ende einen kleinen schwarzen Fleck trugen. Tante Jette hatte den Spiegel auf ihren Reisen gekauft und ihn Mutter geschickt. Ich weiß noch, dass er immer auf Mutters Frisierkommode stand. Für mich war es etwas Besonderes, wenn ich ihr Schlafzimmer betreten durfte, in dem es nach Lavendel und etwas
roch, das ich nie erklären konnte, nach Mutter vielleicht.
»Ja, der ist hübsch«, sagte sie, »aus Indien, von Tante
Jette. Aber Finger weg, der ist nichts für Kinder.«
Ich wollte ihn auch gar nicht anfassen, das Angucken
genügte mir. Es muss Jahre her sein, dass ich in ihrem Schlafzimmer war.
     
     
    Bei der Pressekonferenz saßen Leo und Gennat auf dem Podium, die Reporter in mehreren Reihen vor ihnen. Photographien wurden gemacht, dann hob Gennat die Hand und stellte den Kommissar vor.
    Leo fasste die Ermittlungsergebnisse zusammen, wobei ihm die vielen Lücken in ihrer Beweisführung schmerzhaft bewusst wurden. Zudem war Berns vorhin mit leeren Händen vom Pharmakologischen Institut zurückgekommen. Dort hatte sich in letzter Zeit niemand nach der Wirkungsweise von Jequirity, Paternostererbsen, Gunga oder wie immer man es auch nennen wollte, erkundigt.
    »Wie sieht nun Ihre weitere Vorgehensweise aus?«, fragte eine Reporterin, die sich als Vertreterin der ›Morgenpost‹ vorgestellt hatte.
    »Wir sind auf der Suche nach einem wichtigen Beweisstück, das die entscheidende Wende bringen kann.« Er hatte vorher mit Gennat abgestimmt, wie viel sie preisgeben wollten. »Es handelt sich dabei um eine Sprühflasche aus Metall, die nicht im Handel erhältlich ist. Es ist eine Einzelanfertigung, die vor Jahren von der Firma Lehnhardt hergestellt wurde.«
    »Gibt es eine Abbildung?«, fragte ein älterer Herr mit Kneifer und spähte wie ein Maulwurf zum Podium herauf.
    »Leider nicht. Sie ist etwa dreißig Zentimeter groß, achteckig, aus silbernem Metall ohne nennenswerte Verzierungen. Im Boden befindet sich ein Stempelaufdruck: ›DRUCKLUFTTECHNIKLEHNHARDT‹. Wir können Ihnen eine Zeichnung zur Verfügung stellen.« Leo machte sich eine Notiz. Natürlich war es unwahrscheinlich, dass der Täter die Flasche irgendwo weggeworfen hatte und jemand sie zufällig finden würde, aber die Presse mochte diese Aufrufe zur Mithilfe. Vermutlich würden demnächst Dutzende Flaschen aller Farben und Größen im Präsidium abgegeben.
    Er wollte die Veranstaltung schon für beendet erklären, als sich eine Hand in der letzten Reihe hob. Der Mann war schlicht gekleidet und hatte bis jetzt keine Fragen gestellt. Er stand auf und räusperte sich. »Ich würde gern etwas fragen, das nichts mit diesem Fall zu tun hat.« Er sprach fließend Deutsch, aber mit einem polnischen Akzent.
    Leo nickte.
    »Abramowicz vom Verband der Ostjuden. Sind Sie der Kommissar, der gestern meinen Landsleuten geholfen hat?«
    Leo spürte, wie ihm heiß wurde. Er sah zu Gennat, der unbeweglich wie eine Statue neben ihm saß. »Nu reden Se schon, Wechsler.«
    »Ja, ich war dort. Geholfen ist zu viel gesagt, ich war nur Zeuge.«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Ich kenne Sonenszajn, den Fleischer aus der Gormannstraße. Sie haben seinen Laden geschützt, nachdem man ihn angegriffen hatte. Dafür möchte ich Ihnen im Namen unseres Verbandes danken. Diese Hilfe hätten wir uns auch von der Schutzpolizei gewünscht.« Der Mann verbeugte sich knapp und verließ den Saal.
    Ein Raunen ging durch den Raum.
    »Könnten Sie uns etwas darüber sagen, Herr Wechsler?«, fragte ein Mann in der ersten Reihe. »Die Informationen über die Unruhen waren bis jetzt sehr dürftig.«
    »Eigentlich ist das nicht Gegenstand dieser Pressekonferenz«, sagte Leo ausweichend. »Ich war zufällig vor Ort undhabe den Laden des Fleischermeisters gesichert, bis die zerbrochene Scheibe mit Brettern zugenagelt werden konnte. Das ist alles. Für weitere Fragen verweise ich Sie an die Kollegen von der Schutzpolizei.«
    »Die sollen ja nicht viel unternommen haben«, meldete sich ein rothaariger Mann, der keinen Stuhl mehr gefunden hatte und an der Wand lehnte. »Jedenfalls ist es aufschlussreich, dass ein Kriminalbeamter anscheinend mehr Tatkraft bewiesen hat als die Schupos, die mit Mannschaftswagen im Viertel vorgefahren sind.«
    Leo schloss eilig die Veranstaltung.
    Gennat grinste, während die Presseleute diskutierend den Raum verließen. »Mal sehen, worüber die morgen

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