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Die Tote von Charlottenburg: Kriminalroman (German Edition)

Die Tote von Charlottenburg: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Tote von Charlottenburg: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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sind.«
    Sie bot ihm einen Stuhl an und setzte sich auf das Sofa. »Du kannst uns allein lassen, wenn du zu tun hast«, sagte sie zu ihrem Sohn. Dieser ging langsam zur Tür, wobei er seiner Mutter einen besorgten Blick zuwarf.
    Sie seufzte, nachdem Adrian hinausgegangen war, und wandte sich an Walther. »Sie haben noch keine Kinder?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Sie sind ein Geschenk, aber auch eine Verpflichtung. Es ist schwer, sie ins Leben zu entlassen, wenn man so lange für sie gesorgt und sie vor aller Unbill beschützt hat. Als Adrian ein kleiner Junge war, hat er immer gesagt: ›Mama, ich spiele nur für dich.‹ Statt mir Blumen zu schenken, hat er kleine Violinstücke für mich eingeübt.« Sie verstummte mit einem wehmütigen Blick. »Heute spielt er natürlich für viele Menschen. Das ist auch gut so.«
    Er musste das Gespräch irgendwie auf die Flasche lenken. »Sicher ist Ihnen genau wie Ihrem Sohn daran gelegen, dass wir den Tod Ihrer Schwester zügig aufklären. Deshalb bin ich gekommen. Wie Sie sicher wissen, waren wir gestern mit Ihrem Sohn in der Wohnung von Frau Dr.   Strauss.«
    »Ja. Wozu sollte das gut sein?«, fragte sie irritiert. Vielleicht hätte sie sich lieber in ihren Erinnerungen verloren.
    »Wir wollten wissen, ob Dinge fehlen oder verändert wurden. Er sagte, er kenne sich dort aus.«
    Sie nickte.
    »Dabei hat Ihr Sohn festgestellt, dass eine metallene Sprühflasche fehlt, die wohl ein Geschenk Ihres Mannes war. Sie habe immer auf der Kommode gestanden. Dort war sie nicht mehr. Wir haben sie bei der Untersuchung der Wohnung auch nirgends gefunden. Kennen Sie diese Flasche?«
    »Ja, natürlich«, antwortete Frau Lehnhardt. »Henriettefand sie praktisch, weil sie das Rosenwasser damit besonders fein verteilen konnte.«
    »Können Sie sich erinnern, ob die Flasche während der Krankheit Ihrer Schwester noch an Ort und Stelle war?«
    Sie sah ihn empört an. »Glauben Sie etwa, ich hätte in dieser Lage an irgendeine Flasche gedacht? Meine Schwester war schwerkrank, da hatte ich andere Dinge im Kopf.«
    »Verstehe. Können Sie sich denn vorstellen, wo die Flasche geblieben sein könnte? Hat Ihre Schwester sie möglicherweise verschenkt?«
    »Nun, ich weiß nicht recht, sie war eine Erinnerung an meinen Gustav.« Dann bemerkte Walther, wie eine Veränderung mit ihr vorging. Ihr Rücken schien sich zu straffen, die Schultern drückten sich nach hinten, sie saß aufrechter als zuvor da. »Andererseits hing meine Schwester gewissen Vorstellungen an, nach denen Eigentum und irdische Güter als unwichtig gelten. Sie ging großzügig mit ihren Sachen um. Daher kann ich nicht ausschließen, dass sie die Flasche verschenkt hat. Vielleicht an eine Freundin. Kennen Sie ihre Freundinnen? Die könnten Sie danach fragen.«
    »Ja, wir kennen einige. Danke für den Hinweis, Frau Lehnhardt. Falls Ihnen noch etwas einfallen sollte, rufen Sie uns bitte an.«
     
    Als der Kriminalbeamte gegangen war, kam Rosa Lehnhardt aus dem Wohnzimmer. »Ich fahre in die Stadt zum Einkaufen«, sagte sie zu Adrian und ging zur Treppe. »Was schaust du so, mein Junge? Der Herr von der Polizei war sehr freundlich.«
    »Hast du ihm etwas über die Flasche gesagt?«, fragte Adrian und ließ sie nicht aus den Augen. Wie war dieser Stimmungswechsel zu erklären?
    »Ja, dass ich nicht weiß, wo sie sein kann. Und dass Jette sie vielleicht an eine Freundin verschenkt hat.«
    »Das kannst du nicht ernst meinen, Mutter. Du weißt, wie wichtig Tante Jette diese Flasche war.«
    »Und ich weiß auch, dass Buddhisten gerne ihre Sachen verschenken, das habe ich dem Kriminalbeamten gesagt«, erwiderte Rosa Lehnhardt im Ton tiefster Überzeugung. »Er war dankbar für den Hinweis.«
    Mit diesen Worten drehte sie sich um und ging die Treppe hinauf. Adrian sah ihr nach. Er konnte nicht schlucken, seine Kehle war ganz eng.
     
    »Was genau war denn sonderbar?«, wollte Leo wissen.
    Robert Walther wiegte den Kopf. »Ich kann es nicht genau erklären. Sagen wir mal, es kam mir vor, als wäre ihr mein Vorschlag mit der verschenkten Flasche   … wie soll ich sagen, gerade recht gekommen. Sie hatte soeben beteuert, dass ihre Schwester an dem Stück gehangen habe. Dann frage ich, ob sie sich vorstellen könne, dass Dr.   Strauss sie verschenkt hat, und schon fängt sie an von wegen Großzügigkeit und dass ihre Schwester keinen Wert auf irdische Güter gelegt habe.«
    »Meinst du, sie lügt?«
    »Kann sein. Aber wie sollen wir es ihr

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