Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Titel: Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
Vom Netzwerk:
dabei mit der Beifahrerseite gegen einen steinernen Begrenzungspfosten. Der Wagen geriet ins Schleudern. Panisch schaltete Mabel einen Gang hinunter, der Motor heulte, und plötzlich tauchte ein Traktor vor ihr auf.
    „Aus dem Weg!“, schrie sie, obwohl der Traktorfahrer sie nicht hören konnte. Panisch riss sie das Lenkrad nach rechts, um an dem Traktor vorbeizukommen, und sah einen großen, dunklen Wagen direkt auf sich zukommen. Nach einem weiteren Schlenker prallte ihr Wagen auf einen der Bäume, die den rechten Straßenrand säumten, und Mabel war es, als würde sie durch die Luft gewirbelt. Als sich der Wagen mehrmals überschlug und schließlich auf dem Dach liegen blieb, war Mabel längst in eine kalte und dunkle Schwärze getaucht.

21
    „Mylady …“ Mit wachsbleichem Gesicht stürmte Emma Penrose ohne anzuklopfen in Abigails Salon.
    „Mrs Penrose, ich muss doch sehr bitten“, wollte Abigail die Haushälterin über ihr ungebührliches Verhalten zurechtweisen, erschrak jedoch bei deren Anblick. „Ist etwas passiert?“
    „Ihre Cousine, Mylady … Miss Clarence … Eben rief die Polizei an … sie hatte einen Unfall …“
    „Einen Unfall!“ Abigail packte Emma Penrose am Arm. „Wo? Wie? Ist sie …?“ Sie wagte nicht, den Satz zu Ende zu führen.
    Mrs Penrose schüttelte hastig den Kopf. „Sie lebt, man hat sie ins Hospital nach Liskeard gebracht. Sie ist mit ihrem Auto verunglückt.“
    Abigail griff nach ihrem Mantel und Hut. Im Hinausstürmen rief sie Mrs Penrose zu: „Rufen Sie sofort Justin, er soll unverzüglich den Wagen vorfahren.“
    Zehn Minuten später saß Abigail im Fond des Rolls Royce. Ihre Hände zitterten und ihr Puls schlug ungewöhnlich schnell. In knappen Worten informierte sie Justin über Mabels Unfall, und der Chauffeur sagte über die Schulter hinweg: „Reg dich nicht auf, mein Liebes, es ist sicher halb so schlimm.“
    Abigail war über seine tröstenden Worte dankbar, doch noch etwas anderes lastete ihr auf der Seele: „Du warst heute Nachmittag nicht bei mir.“
    Justin Parker hielt seinen Blick starr auf die Straße gerichtet, obwohl diese lang und gerade war und kaum Verkehr herrschte.
    „Ich war beschäftigt“, antwortete er ausweichend.
    Abigail lehnte sich so weit vor, dass sie mit einer Hand seine Schultern berühren konnte.
    „Ich habe dich vermisst“, sagte sie leise. „Die Stunden, in denen wir nicht zusammen sein können, sind verlorene Stunden für mich.“
    Sie meinte, einen leisen Seufzer zu hören, Justin Stimme klang jedoch wie immer liebevoll, als er antwortete: „Mein Liebes, du weißt, ich stehe dir jederzeit zur Verfügung. Für alle Dienste, die du benötigst, doch manchmal muss ich mich auch um andere Dinge kümmern.“
    Abigail lag die Frage auf der Zunge, wie Justin den Nachmittag verbracht hatte, sie beherrschte sich jedoch, da sie ohnehin keine befriedigende Antwort erhalten würde. Justin Parker war ein Mann, der seine Freiheit liebte. In den fünf Monaten ihrer Beziehung hatte sie häufig festgestellt, dass sich Justin zu nichts drängen oder gar zwingen ließ. Sie wusste kaum etwas über seine Vergangenheit, nur, dass seine Eltern tot waren und er keine Verwandten hatte. Bevor er im letzten Herbst nach Higher Barton gekommen war, hatte sich Justin mit Gelegenheitsjob über Wasser gehalten. Qualifikationen über eine vergleichbare Tätigkeit konnte Justin nicht vorweisen, trotzdem hatte Abigail ihn eingestellt. Nun, es waren wohl seine blauen Augen gewesen, die sie über fehlende Zeugnisse hinwegsehen ließen. Außerdem war Emma Penrose von Justin ebenso hingerissen gewesen und hatte Abigail zugeraten, den jungen Mann einzustellen. Rückblickend erschien es Abigail, als hätte sie bereits an dem Tag, als Justin sich um die Stelle auf Higher Barton bewarb, gewusst, sie würden früher oder später zusammen im Bett landen. Ab der ersten Sekunde an hatte eine seltsame und zugleich prickelnde Spannung zwischen ihnen geherrscht, und Abigail verdrängte mit aller Gewalt den Gedanken,Justin könne sie eines Tages verlassen. Sie lebte heute und jetzt – was morgen sein würde, daran wollte sie nicht denken. Abigail würde Mabel gegenüber niemals ihre geheimen Ängste eingestehen, sie wusste, wie ihre Cousine zu dem Verhältnis mit Justin stand. Vor ein paar Wochen hatte Abigail begonnen, ihre Gedanken in Worte zu fassen und diese zu Papier zu bringen. Es war eine Art Tagebuch, das sie führte, und das Schreiben half ihr, ihre Beziehung zu

Weitere Kostenlose Bücher