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Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Titel: Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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vor seinem Tod drückte dem Mann jedoch sein Gewissen und er gestand einem Priester die Wahrheit. Die Menschen von Lower Barton hatten also eine Unschuldige gelyncht.“
    „Das ist ja schrecklich!“ Mabel war zutiefst betroffen, obwohl die Geschichte Hunderte von Jahren zurücklag. Victor nickte zustimmend.
    „Es ist verständlich, dass über die Sache der Mantel des Schweigens gehüllt wurde, denn niemand wollte an die Tat seiner Vorfahren erinnert werden. In den Annalen der Geschichtsbücher über Lower Barton ist der Vorfall zwar mit zwei Sätzen erwähnt, es sprach jedoch niemand darüber. Zu groß war die Schande, Lynchjustiz an einer Unschuldigen begangen zu haben. Erst vor rund dreißig Jahren wurde bei Abrissarbeiten im Keller eines Hauses ein Bild entdeckt, das die Hinrichtung von Mary Lerrick zeigt. Es muss damals wohl von einem Augenzeugen gemalt worden sein, der es versteckte. Der Historische Verein unseres Ortes begann daraufhin erneut zu recherchieren. Aus vielen kleinen Hinweisen und Notizen – darunter das Geständnis des wahren Verräters, das man inmitten von alten Dokumenten in der Guildhall fand – setzte sich schließlich die komplette Geschichte zusammen. Der damalige Bürgermeister ordnete an, künftig einen Gedenktag an die schrecklichen Ereignisse und an das Schicksal der armen Mary Lerrick einzuführen, und der Historische Verein spielt ihre tragische Geschichte seitdem regelmäßig nach. Was als Theaterstück begann, ist heute, wie gesagt, zu einem mehrtägigen Spektakel und Rummel ausgewachsen, der mit dem Gedenken an das Mädchen nur noch wenig zu tun hat. Die meisten der jugendlichen Festbesucher wissen nicht einmal um die richtige Geschichte, denen geht es einzig darum, zu saufen und sich zu amüsieren. Einzig die Aufführung lohnt noch einen Besuch, um alles andere mache ich seit vielen Jahren einen großen Bogen.“
    Atemlos hatte Mabel Victors Erzählung gelauscht.
    „Was für eine Geschichte“, sagte sie beeindruckt. „Das erklärt auch, warum ich früher, als ich Higher Barton besuchte, nie etwas davon gehört habe. Mein … meine Bekannten haben die Sache mit keinem Wort erwähnt.“
    Victor hob die Hände und runzelte die Stirn, während er sagte: „Man sollte zwar meinen, dass die Stadt auf diesen dunklen Fleck in ihrer Vergangenheit nicht besonders stolz ist, aber heute ist es hier auch nicht anders als überall auf der Welt – Festtage sind ein Touristenmagnet, und keiner lässt sich eine solch lukrative Einnahmequelle entgehen.“
    Mabel erhob sich mit einem Blick auf die Uhr. Sie hatte nicht bemerkt, wie schnell die Zeit verflogen war.
    „So spät schon!“ Sie sah den Tierarzt fragend an. „Müssen Sie nicht zurück in Ihre Praxis, es ist bereits nach drei.“
    „Ich habe heute Nachmittag keine Sprechstunde“, erwiderte Victor. „Übrigens, Ihrem kleinen Findling geht es den Umständen nach gut. Sie frisst den Brei und wird sicher bald wieder ganz gesund sein. Ich habe sie übrigens Lucky genannt, da sie unverschämtes Glück hatte, von Ihnen gefunden zu werden.“
    „Es freut mich, das zu hören.“ Mabel lächelte und hielt Victor die Hand hin. „Ich danke Ihnen für Ihre Zeit und den ausführlichen und interessanten Bericht.“
    „Gern geschehen“, brummte Victor und wich Mabels Blick aus, nahm jedoch ihre Hand. „Ich freue mich immer, wenn sich noch jemand für die Geschichte interessiert. Wird heute ja immer seltener, die jungen Leute ballern an ihren Computern lieber irgendwelche Aliens ab.“
    Nachdem Victor an der Theke die Rechnung beglichen hatte – er bestand darauf, Mabel einzuladen –, geleitete er sie zur Tür und bot an, sie nach Higher Barton zu bringen.
    „Danke, das ist nicht nötig“, antwortete Mabel. „Ich bin mit meinem eigenen Wagen hier.“
    „Nun, dann …“ Die buschigen Augenbrauen des Tierarztes zogen sich über der Nasenwurzel zusammen. „Hoffentlich haben Sie heute genügend Benzin im Tank.“
    Mabel erwiderte diese kleine Spitze mit einem Lächeln. Victor war offenbar ein Mann mit zwei Gesichtern – brummig, verschlossen, fast schon menschenfeindlich und überaus unordentlich, er konnte aber auch freundlich und interessiert sein, und mit Tieren ging er regelrecht liebevoll um. Vor allen Dingen war er eine wertvolle Informationsquelle, was die Menschen und das Leben in Lower Barton betraf.
    Sie verabschiedeten sich vor der Tür des Pubs, und Mabel tat, als würde sie zu ihrem Auto schlendern. Erst als Victor außer

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