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Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Titel: Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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Sicht war, wandte sie sich um und ging die Straße in die andere Richtung hinunter. Sie wollte noch einmal ins Touristenbüro, und es war nicht nötig, dass Victor davon wusste. Mabel überlegte, welche neue Erkenntnis Mary Lerricks Geschichte ihr bezüglich der Toten von Higher Barton gebracht hatte.
    „Keine“, murmelte sie, denn sie glaubte natürlich keinen Moment daran, in der Bibliothek von Higher Barton den Geist von Mary Lerrick gesehen zu haben, obwohl das Kostüm wie auch die Art, auf die die Frau starb, stark an Mary erinnerten. Ein labilerer Mensch als Mabel, die mit beiden Beinen im Leben stand, hätte durchaus verwirrt sein könnte, Mabel war sich jedoch sicher, weder einer Halluzination noch einem schlechten Scherz erlegen zu sein. Die Ermordete, da war sich Mabel mittlerweile sicher, war die Schauspielerin, die Mary Lerrick darstellen sollte. Mabel überlegte, ob sie Daniels nach den Schauspielern fragen sollte, verwarf den Gedanken aber wieder. Sie kannte den Tierarzt kaum. Auch wenn er heutefreundlich und aufgeschlossen war, Daniels hatte ihr mehr als einmal zu verstehen gegeben, dass er sie für eine alte Frau hielt, obwohl er selbst in ihrem Alter war. Die Wahrscheinlichkeit, dass er sie auch für verwirrt hielt, war groß. Warum war die Frau ermordet worden und warum auf Higher Barton? Und wieso trug sie ihr Kostüm? Abigail musste sie gekannt haben, denn wie wäre sie sonst ins Haus gelangt? Stimmten die Aussage ihrer Cousine und die ihrer Haushälterin, dass unter den Gästen der Geburtstagsfeier keine junge Frau gewesen war? Warum sollte Abigail lügen?
    Mabels Kopf brummte wie ein Bienenstock von den vielen Fragen, auf die sie keine Antworten fand. Sie wusste jedoch zu einhundert Prozent: Sie war weder geistig verwirrt noch verrückt! Was immer das Geheimnis von Higher Barton war – sie würde es ergründen. Als Erstes musste sie herausfinden, wer die Tote war, und da gab es mindestens eine Person, die ihr dabei helfen konnte.
    Die Dame im Touristenbüro erkannte Mabel sofort wieder. Dieses Mal war sie noch freundlicher, denn Mabel stahl ihr nicht den Feierabend, und sie beantwortete dienstbeflissen ihre Fragen.
    „Nein, ich weiß leider nicht, wer das Mädchen auf dem Foto ist.“ Die Dame sah Mabel entschuldigend an. „Das kann Ihnen aber sicher Mr Cardell sagen.“
    „Mr Cardell?“ Mabel sah sie fragend an.
    Die Dame nickte. „Der Leiter der Theatergruppe, gleichzeitig Regisseur und Vorstand des Historischen Vereins.“
    „Sie haben nicht zufällig die Adresse des Herrn?“ Mabel hoffte, ihre Bitte wäre nicht zu unverschämt, die Dame blieb jedoch unverändert freundlich.
    „Die Theatergruppe trifft sich jeden Dienstag- und Freitagabend zur Probe im Gemeindesaal der Kirche.“ Die Dame blickte auf ihre Uhr. „Ich glaube, ab fünf Uhr. Wenn Sie Interesse haben, gehen Sie doch am besten gleich hin, Mr Cardell ist meistens schon früher dort.“
    Mabel dankte, sie hatte erfahren, was sie wissen wollte, und ließ sich noch kurz den Weg zum Gemeindesaal erklären. Es war nicht weit, sie konnte die halbe Meile zu Fuß gehen. Während des Weges überlegte sie sich, was sie sagen sollte, ohne allzu aufdringlich oder gar neugierig zu erscheinen.
    Mabel hatte Glück – die Tür des Saales war bereits geöffnet. Durch einen schmalen dunklen Flur gelangte sie in den nüchternen Saal, in dem es entgegen den draußen herrschenden frühsommerlichen Temperaturen kühl war. Ein Mann etwa Mitte dreißig mit dunklem gewelltem Haar, das ihm bis auf den Kragen reichte, saß an einem Tisch. Vor ihm lag eine Vielzahl von dicht beschriebenen Zetteln ausgebreitet, auf denen er eifrig herumkritzelte und dabei immer wieder verhalten seufzte.
    Mabel räusperte sich und trat näher. Der Mann hob den Kopf und sah sie erstaunt an.
    „Ja, bitte?“ Er schien über die Störung wenig erfreut zu sein.
    „Verzeihen Sie bitte, ich suche einen Mr Cardell“, sagte Mabel.
    „Das bin ich.“
    Mabel atmete erleichtert auf und setzte ihr freundlichstes Lächeln auf.
    „Mein Name ist Miss Mabel Clarence. Die Dame vom Touristenbüro war so freundlich, mich an Sie zu verweisen, MrCardell. Ich interessierte mich nämlich für Ihr Stück
Verrat in Lower Barton
.“
    Ein Schatten fiel über Eric Cardells Gesicht und er seufzte erneut.
    „Das Stück … ach ja …Wenn Sie Karten für die Aufführung möchten – die werden im Touristenbüro verkauft.“
    „Nein, nein“, unterbrach Mabel. „Das heißt,

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