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Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Titel: Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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Abigail gegenüber.
    „Was ist geschehen?“
    Abigail seufzte und sah Mabel traurig an.
    „Michael Hampton, der Sohn von Clara und Richard … Du erinnerst dich, du hast beim Dinner über ihn gesprochen …“
    „Ja?“ Eine kalte Hand schien nach Mabels Herz zu greifen. „Ich kenne Michael Hampton von der Theatergruppe.“
    „Er hatte letzte Nacht einen Unfall.“ Abigail sprach so leise, dass Mabel Mühe hatte, sie zu verstehen. „Mit dem Motorrad, man fand ihn erst ein paar Stunden später, weil auf der Straße kaum Verkehr ist.“
    Der Boden unter Mabels Füßen begann zu schwanken. „Ist er …“, sie schluckte, unfähig das Wort auszusprechen. Zu ihrer Erleichterung schüttelte Abigail den Kopf.
    „Er lebt … noch, ist aber sehr schwer verletzt. Er liegt im Koma, und die Ärzte wissen nicht, ob er es schaffen wird.“
    Mabels Finger krampften sich um die Tasse. Es war gerade einmal zwölf Stunden her, dass sie mit Michael gesprochenund seine Einladung, mit in den Pub zu kommen, abgelehnt hatte. Da war er so sorglos gewesen und hatte unbeschwert gelacht.
    „Woher weißt du von dem Unfall?“, fragte sie leise.
    Abigail seufzte. „Eine Bekannte von Emma Penrose arbeitet bei den Hamptons. Sie hat heute Morgen angerufen.“
    Mabel schenkte sich eine zweite Tasse Tee ein. Hunger hatte sie keinen, der Appetit war ihr gründlich vergangen.
    „Was sind die Hamptons eigentlich für Menschen?“, fragte sie. „Woher kennst du sie?“
    „Richard Hampton und Arthur hatten früher geschäftlich miteinander zu tun“, antwortete Abigail. „Richard ist der größte Hersteller von Landmaschinen in Ost-Cornwall und er ist ein leidenschaftlicher Jäger, wie Arthur es war. Die beiden gingen oft vor Sonnenaufgang zusammen in den Wald. Die Hamptons sind zwar nicht von Adel, zählen aber zu den Reichsten der Gegend.“
    „Und Michael? Hat er in der Firma seines Vaters gearbeitet?“
    Abigail lächelte bitter. „Bisher nicht, wenngleich Richard die Hoffnung nicht aufgab, seinen Sohn eines Tages für das Unternehmen zu interessieren. Soviel ich weiß, wurde Michael zwar in Eton ausgebildet, brach sein Studium der Betriebswissenschaft jedoch ab und lebt seitdem in den Tag hinein. Da er der einzige Sohn ist, und, wie du vielleicht herausgehört hast, besonders von Clara sehr verwöhnt wird, ließen sie ihn gewähren. Hörner abstoßen, nannte Clara es. Sie erwähnte einmal, Michael wolle versuchen, im Modelgewerbe Fuß zu fassen.“
    „Tja, das Aussehen dazu hat er“, bemerkte Mabel. „Wo genau ist der Unfall passiert?“
    „Auf der Straße zwischen Pelynt und Trenawan, die Hamptons bewohnen dort ein Landhaus. Idyllisch, aber auch einsam. Oh, es ist furchtbar! Ich kann mir vorstellen, was die arme Clara jetzt durchmacht.“
    Mabel griff nach einer Scheibe Toast, die sie unter ihren Finger zerbröckelte, damit Abigail nicht merkte, wie sehr ihre Hände zitterten. Der Unfall war kein Zufall, dessen war Mabel sich sicher. Für einen Moment hatte sie Michael verdächtig, Sarah Miller ermordet zu haben, weil die junge Frau ihn abgewiesen hatte und damit Jennifer Crown ihre Rolle wieder bekam, doch diese Theorie musste Mabel jetzt über den Haufen werfen. Wiederum schien es wahrscheinlich, dass Michael über den Mord etwas wusste, wenn nicht sogar den Täter kannte. Deswegen hatte jemand seinen Tod gewollt.
    Mabel schob ihren Stuhl zurück und stand auf.
    „Ich bin gegen Mittag zurück“, sagte sie und war froh, dass Abigail zu erschüttern war, um zu fragen, was sie vorhatte.
    Die Straße, die von der kleinen Stadt Pelynt in das Dorf Trenewan, das eigentlich nur aus drei Farmen bestand, führte, war typisch für die Gegend: einspurig schmal, mit Ausweichmöglichkeiten in regelmäßigen Abständen und an beiden Seiten von etwa drei Meter hohen Hecken gesäumt. Langsam fuhr Mabel mit ihrem Vauxhall Corsa, der für diese Verhältnisse die optimale Größe hatte, die Straße ab, bis sie die Spuren fand. In der vergangenen Nacht hatte es nicht geregnet, so waren die polizeilichen Kreidemarkierungen des Unfalls auf dem Asphalt noch deutlich zu erkennen. An der Unfallstelle war die Straße schnurgerade, erst etwa dreihundert Meter weiter kam eine leichte Linkskurve, und an der Stelle, wo das Motorrad offenbar in die Hecke geschleudert sein musste,war das Gebüsch niedergedrückt. Mabel hielt in einer Ausweichbucht und stieg aus. Mit Beklemmung registrierte sie den rotbraunen großen Fleck auf der Straße, bei dem es sich um

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