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Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Titel: Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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gewesen.
    „Gehen Sie“, raunte Rachel ihr zu. „Schnell, gehen Sie, bevor ein Unglück passiert!“ Rachel packte Mabels Arm und zog sie in den Flur. „Kommen Sie niemals wieder her, verstehen Sie? Niemals wieder!“
    Mabel hastete zur Tür hinaus. Wilmington folgte ihr und schrie: „Sie alte Hexe! Sie werden meine Familie nicht zerstören. Sie nicht!“
    Dann knallte ein Schuss und Mabel stockte im Schritt, wartete auf den Schmerz, denn sie war überzeugt, Wilmington habe ihr in den Rücken geschossen. Das alles dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, dann registrierte Mabel, dass sie unverletzt war, und Rachel rief: „Vater, mach dich nicht unglücklich!“ Ein zweiter Schuss knallte, die Kugel pfiff haarscharf an Mabels Kopf vorbei. Die Schüsse hatten die Nachbarn alarmiert, und aus den Häusern liefen Menschen, die sich aber schnell wieder in die Sicherheit ihrer Wände zurückzogen, als sie den aufgebrachten Wilmington mit dem Gewehr in den Händen sahen. So schnell siekonnte, hastete Mabel zu ihrem Auto. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis ihre zitternden Finger den Schlüssel ins Zündschloss bekamen und sie den Wagen starten konnte. Kalter Schweiß stand auf ihrer Stirn, als sie in halsbrecherischer Geschwindigkeit über die Straße hinunter schoss. Sie musste sofort zur Polizei! Nun konnte Chefinspektor Warden nicht länger ihre Aussage ignorieren. Für Mabel bestand kein Zweifel – Denzil Wilmington hatte Sarah Miller getötet, weil er verhindern wollte, dass Rachel mit ihr fortging und ihr trostloses in Lower Barton hinter sich ließ.
    „Wir werden dem Angriff selbstverständlich nachgehen.“ Mit unbewegter Miene saß Warden hinter seinem Schreibtisch und sah Mabel an. „Gibt es Zeugen, dass der Mann Sie bedroht und auf Sie geschossen hat?“
    „Die Tochter … Rachel …“ Mabel war immer noch derart aufgeregt, dass sie nur mit Mühe sprechen konnte. „Dann waren da noch zwei Jungen, die müssten im Garten gewesen sein, und ein paar Nachbarn haben es ebenfalls gesehen.“
    Warden nickte und fügte eine Notiz dem Protokoll hinzu, das er aufgrund Mabels Bericht aufgesetzt hatte. Als Mabel vor einer halben Stunde ins Polizeirevier gestolpert kam, wäre er am liebsten durch die Hintertür verschwunden. Er bereute, heute ins Büro gekommen zu sein, obwohl Samstag war, aber der Motorradunfall der vergangenen Nacht bescherte ihm eine Menge zusätzlicher Arbeit. Lower Barton war zu klein, um für die einzelnen Delikte verschiedene Polizisten zu haben. Chefinspektor Warden war also für Unfälle, vermisste Katzen und Hunde sowie Verkehrsdelikte ebenso verantwortlich wie für Raub, Erpressung oder gar Mord. Nun, Letzteres war, solange er in Lower Barton tätig war – unddas waren immerhin siebzehn Jahre – noch nie vorgekommen. Gleichgültig, was diese verwirrte Alte ihm erzählte, hier war niemand ermordet worden, und es würde auch niemand ermordet werden. Er seufzte verhalten. Gut, der Sache mit Denzil Wilmington und dem Gewehr musste er nachgehen. Warden befürchtete jedoch, auch diese Geschichte würde sich als Hirngespinst herausstellen, und er fragte sich, wie die nette und kultivierte Lady Abigail Tremaine zu einer solch verrückten Cousine kam.
    Mabel lehnte sich vor und sah Warden eindringlich an.
    „Inspektor, erkennen Sie denn nicht die Zusammenhänge?“ Sie sprach, als wäre er ein schwerkranker Patient, dem sie eine Therapie erklären müsste. „Denzil Wilmington hat Sarah Miller ermordet, weil Rachel, Wilmingtons Tochter, mit Sarah Lower Barton verlassen wollte. Als ich ihn damit konfrontierte, hat er versucht, auch mich zu töten.“
    Chefinspektor Warden war eigentlich ein geduldiger Mann und nicht leicht aus der Fassung zu bringen. Über zwanzig Jahre Berufserfahrung hatten ihn auch in schwierigen Situationen Gelassenheit gelehrt, jetzt stand er jedoch auf, stützte die Handflächen auf den Schreibtisch und musste sich beherrschen, einen ruhigen Ton zu behalten.
    „Miss Clarence, es gibt keine Tote. Ich dachte, Sie haben Ihren Irrtum inzwischen eingesehen. Eine Sarah Miller ist mir nicht bekannt und es wurde auch keine Leiche gefunden.“
    „Wilmington hat den Körper wahrscheinlich ins Meer geworfen“, unterbrach Mabel und straffte die Schultern. „Ich habe die Tote gesehen! Mit meinen eigenen Augen, und mit meinen Händen habe ich sie berührt.“
    Warden seufzte nachhaltig und bemühte sich nicht länger, seinen Unwillen zu verbergen.
    „Es gibt weder eine Leiche

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