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Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Titel: Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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dir etwas sagen.“ Mabel sah ihre Cousine ernst an. „Es wurde auf mich geschossen.“
    Abigail fiel der Löffel aus der Hand und landete klirrend auf dem Boden.
    „Was?“ Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen. „Ich verstehe nicht …“
    Mit knappen Worten berichtete Mabel von den Ereignissen des Vormittags. Dabei musste sie wohl oder übel auch wieder auf die Tote von Higher Barton zu sprechen kommen. Schließlich wollte sie sich nicht in einer Lüge nach der anderen verstricken. Abigail, die Denzil Wilmington nicht kannte, sich jedoch vage an die Zeitungsberichte des Unfalls vor fünf Jahren erinnerte, hörte ihr fassungslos zu. Als Mabel geendet hatte, schlug sie energisch auf den Tisch.
    „Mabel, ich sage es dir jetzt zum letzten Mal: Hier hat es keine Tote gegeben und hier wird es auch keine Tote geben.“ Damit wiederholte sie die Worte des Chefinspektors. „Es mag durchaus sein, dass Rachel ein Verhältnis mit dieser Schauspielerin hatte, doch das geht uns nichts an.“
    „Ich habe ein Foto von Sarah Miller gesehen – es ist die Frau, die tot in deiner Bibliothek lag“, beharrte Mabel. Abigails Gesichtsausdruck verschloss sich. „Und zwar mit einem Strick erdrosselt. Das ist die Wahrheit, so wahr, wie ich hier vor dir sitze.“ Mabel beugte sich vor und sah ihre Cousine eindringlich an. „Warum hältst du es für absurd, dass ich Recht haben könnte? Warum warst du von Anfang an nicht bereit, mir auch nur ansatzweise zu glauben? Welchen Grund hätte ich, eine solche Geschichte zu erfinden?“
    „Weil der Name Tremaine über Generationen hinweg unbefleckt und frei von jeglichem Skandal war und ist.“ Abigail wich Mabels Blick aus. „Wenn es wirklich stimmen sollte …“, sie zögerte und fuhr leise fort: „Dann müsste ich schlussfolgern, dass jemand von Higher Barton in die Sache verstrickt ist. Das ist jedoch völlig ausgeschlossen.“
    „Es geht dir also nur um deinen guten Ruf.“ Mabel seufzte und eine tiefe Traurigkeit befiel sie. „Lieber stellst du mich für verrückt hin, als zu helfen, ein abscheuliches Verbrechen aufzuklären.“
    „Meine liebe Cousine“, Abigails Stimme klang plötzlich so geschäftsmäßig, als würde sie mit einer Angestellten sprechen. „Vielleicht war es doch keine so gute Idee, dich nach Cornwall einzuladen, und noch weniger, dich als Erbin für Higher Barton einzusetzen. Wir hatten Jahrzehnte keinen Kontakt, ich konnte nicht ahnen, dass du in dieser Zeit etwas … seltsam geworden bist. Nicht, dass ich dir deswegen zürnen würde, nein, nicht jeder kann im Alter seine volle geistige Kraft behalten.“
    Langsam faltete Mabel ihre Serviette und legte sie ordentlich neben den Teller, dann stand sie auf.
    „Wenn es dir lieber ist, dass ich gehe, dann …“ Sie ließ den Rest des Satzes stehen, Abigail hatte jedoch verstanden.
    „Vielleicht wäre es wirklich das Beste, wenn du wieder abreist.“ Sie sah ihre Cousine nicht an, während sie fortfuhr: „Arthur war stets bemüht, dass kein Schatten auf unseren guten Namen fällt, und er würde es gewiss nicht wollen, dass gemunkelt würde, jemand aus der Familie wäre nicht mehr Herr seiner Sinne.“
    Abigails Worte schnitten Mabel ins Herz. Ihre Hände zitterten, ihre Stimme blieb jedoch ruhig, als sie sagte: „Ich werdesofort meine Sachen packen. Allerdings kann ich derzeit nicht nach London zurückkehren, erst muss die Angelegenheit mit Wilmington geklärt werden.“ Und ich muss herausfinden, wer Sarah Miller getötet und den Anschlag auf Michael Hampton begangen hat, fügte sie in Gedanken hinzu.
    Abigail nickte und griff nach ihrem Weinglas.
    „Es tut mir leid“, murmelte sie und für einen Moment trafen sich die Blicke der beiden Cousinen. Mabel meinte, Mitleid in Abigails Augen zu erkennen, es war jedoch nicht Mitleid, weil auf sie geschossen worden war oder gar weil es Abigail leid tat, Mabel zur vorzeitigen Abreise nötigen zu müssen, sondern Abigail bedauerte ganz eindeutig Mabels geistigen Zustand.
    Mabel hatte ihre Sachen schnell gepackt und eine Stunde später betrat sie den kleinen Empfangsraum des Three Feathers, dem einzigen Hotel Lower Bartons. Sie hatte Glück – da die Pfingstferien erst nächste Woche begannen, bekam sie problemlos ein Zimmer. Während John Shaw, der Besitzer des Hotels, eigenhändig ihr Gepäck in den zweiten Stock hinauftrug, erinnerte Mabel sich an das Gerücht, seine Frau wäre mit einem Jüngeren durchgebrannt. Shaw war etwa Anfang fünfzig, tiefe Falten, die

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