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Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Titel: Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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Hospital besuchen wollte, erhob sich zögernd.
    „Ich habe Michael regelmäßig abgehört“, sagte er leise. „Daher kenne ich fast den ganzen Text. Wenn ich mich reinhänge, dann könnte ich es bis zum nächsten Samstag schaffen.“
    „Du?“, riefen Jennifer und Eric wie aus einem Mund. Erics Blick glitt über Tims Gestalt, und einige andere begannen zu flüstern. „Nun ja … vom Typ her bist du Charles nicht gerade ähnlich …“
    Mabel musste Eric recht geben. Prinz Charles, der spätere König Charles II., war ein großer Mann mit breiten Schultern gewesen. Michael mit einer Größe von etwa einem Meter neunzig war diesem Bild sehr nahe gekommen, während Tim gute zwanzig Zentimeter kleiner und von schmalem Körperbau war. Eric sah in die Runde.
    „Hat jemand einen anderen Vorschlag? Traut sich sonst jemand zu, binnen einer Woche die Rolle zu lernen?“ Niemand meldete sich, die Männer sahen betreten zu Boden. Ericseufzte. „Nun gut, Tim, dann versuch dein Glück. Ich verlange, dass du jeden Tag übst, ist das klar?“
    Der Anflug eines Lächelns flog über Tims Gesicht, er sagte jedoch ernst: „Ich werde mein Bestes geben und dich nicht enttäuschen, Eric. Schließlich mache ich das in erster Linie für Michael.“
    Eric wandte sich an Mabel und sagte: „Michaels Kostüm muss unverzüglich geändert werden. Mabel, schaffst du das in den nächsten Tagen?“
    Mabel, froh, wieder etwas zu tun zu haben, nickte.
    „Selbstverständlich, ich werde nachher gleich die Maße nehmen.“
    Die restliche Zeit der Probe verging damit, dass Tim seine erste Szene probte, in der Charles in den Keller der Lerricks gebracht wurde und seine Wunden versorgt wurden. Tim gab sich große Mühe, konnte Michael Hampton aber nicht ersetzen. Nun, dachte Mabel, es ist die erste Probe, und lieber einen nicht ganz so guten Prinzen, als dass die ganze Aufführung ins Wasser fällt. Ninas Bemerkung, jemand könne es auf das Ensemble abgesehen haben, ging Mabel nicht mehr aus dem Kopf. Ebenso wie Eric stellte sie sich die Frage, warum jemand das tun sollte. Das Stück war seit Jahren fester Bestandteil der Festwoche und bildete ihren krönenden Abschluss zu Ehren von Mary Lerrick, der großes Unrecht zugefügt worden war. Zu vermuten, jemand könnte dies sabotieren, womöglich weil er – oder sie – nicht an Marys Unschuld glaubte, war doch sehr an den Haaren herbeigezogen. Der Bürgerkrieg lag über dreihundertfünfzig Jahre zurück, und die Schande, die die Bürger von Lower Barton einst begangen hatten, war längst vergessen. Im Gegenteil – wie Victor richtig sagte, wurde aus der damaligen Schuld inzwischen Profit geschlagen, denn die Festwochebescherte dem sonst eher beschaulichen und ruhigen Ort eine Vielzahl von Touristen, die ihr gutes Geld hier ließen.
    Oder jemand hatte es direkt auf Michael und Sarah abgesehen, schoss es Mabel durch den Kopf. Jemand, der glaubte, Sarah würde Michael Gefühle erwidern und deswegen furchtbar wütend war. Eifersucht war schon immer ein starkes Motiv für einen Mord gewesen, neben Geld wahrscheinlich das stärkste. Mabels Blick glitt unwillkürlich zu Jennifer Crown, die jetzt die Szene betrat und zum ersten Mal auf Prinz Charles traf, und sie schüttelte unmerklich den Kopf. Obwohl Jennifer ihr nicht sehr sympathisch war – für eine kaltblütige Mörderin hielt Mabel sie nicht. Nicht nur, weil es Jennifer an der nötigen Kraft fehlte – der Anschlag auf Michael ergab überhaupt keinen Sinn. Jetzt, da ihre Nebenbuhlerin verschwunden war, hatte Jennifer doch wieder freie Bahn bei Michael – warum sollte sie versuchen, auch ihn zu töten? Mabel erinnerte sich an den letzten Sonntag, als sie die beiden in der Talland Bay gesehen hatte. Da hatten sie einen glücklichen, verliebten Eindruck gemacht. Mabel war überzeugt, dass beide Fälle zusammenhingen, es wäre sonst ein zu großer Zufall, an den sie nicht glauben konnte. Nein, Jennifer konnte sie aus dem Kreis der Verdächtigen ausschließen …
    Mabel zuckte zusammen, als sich eine Hand auf ihre Schulter legte.
    „Sollen wir gleich die Maße nehmen?“, fragte Tim.
    Mabel hatte nicht bemerkt, dass die Probe beendet war und die Teilnehmer aufbrachen. Sie bemühte sich um ein zwangloses Lächeln.
    „Gern, ich habe mein Maßband in der Tasche. Wo ist Michaels Kostüm? Ich werde versuchen, es zu kürzen und enger zu machen.“
    „Bei ihm zu Hause“, antwortete Tim, und ein Schatten fiel über sein Gesicht. „Ich werde es nachher

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