Die Tote von San Miguel
ich in l.a. gelebt habe. damals, als ich den ärger wegen dem mädchen gekriegt habe. sie haben mich ständig bedrängt, sie zu ficken. danach hat ihre mutter dann gesagt, sie wäre zu jung, und hat mir damit gedroht, sich einen anwalt zu besorgen oder zur polizei zu gehen.
sie waren es auch, die mich ermutigt haben, von mir verlangt haben, es zu tun. eine übergangszeremonie.
als ich mich geweigert habe, haben sie mit rotem lippenstift drohungen auf meinen badezimmerspiegel geschmiert. ich hatte angst, dass sie nicht länger untätig bleiben würden.
als die mutter des mädchens dann später geld verlangt hat, habe ich l.a. verlassen und bin hierher gekommen. mehrere monate lang haben sie nicht gewusst, wo ich bin. aber es hat nicht lange gedauert, bis sie meine spur doch wieder aufgenommen haben.
jetzt sind sie hier, es werden immer mehr, und sie suchen mich wieder heim.
Kapitel 8
»Armando?«
Es rauschte und knisterte im Äther, dann senkte sich eine gewaltige kosmische Leere auf Diaz herab, als wäre sein Verstand unvermittelt in die Tiefen des Weltraums teleportiert worden.
»Hallo. Hallo! Armando, bist du da?« Das kleine silberne Kästchen mit seiner winzigen Tastatur und dem in phosphorisierendem Blau hintergrundbeleuchteten Bildschirm gab keinen Laut mehr von sich. Diaz verspürte das überwältigende Bedürfnis, das Mobiltelefon auf den gefliesten Boden zu schmettern und zuzusehen, wie es in Dutzende scharfkantige Fragmente zersprang, die nicht einmal mehr Schrottwert besaßen.
Stattdessen legte er es auf den Waschbeckenrand und betrachtete düster sein Gesicht im Spiegel. Seine Haut war so farblos wie eine Weizenmehltortilla. Vielleicht sollte ich nach Hause gehen und ein bisschen schlafen , überlegte er. Amanda Smallwoods Leichnam war so kalt wie die Oberfläche des Mondes. Nur Verrückte und Magier glaubten, dass es möglich war, Tote wiederauferstehen zu lassen. Wozu also diese Eile bei den Ermittlungen?
Die Antwort blitzte in seinem Kopf auf wie eine explodierende Schrift in grell leuchtenden Neonbuchstaben: WEIL SICH IRGENDWO DA DRAUSSEN EIN BESCHISSENER IRRER RUMTREIBT UND ES DEINE AUFGABE IST, IHN ZU FASSEN.
Er spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Das war schon besser, auch wenn sich langsam Kopfschmerzen wie einegiftige Chemikalie, die aus einer korrodierten Tonne sickerte, in seinem Frontallappen ausbreiteten.
Plötzlich klingelte das Mobiltelefon. »Hector? Hier ist Armando.«
»Wo bist du?«
»Zu Hause.«
Diaz blickte auf seine Uhr. Es war zehn Minuten vor sechs.
»Wie ist das Verhör mit dem Pärchen verlaufen, das die Leiche gefunden hat?«
»Genau das wollte ich dir gerade erzählen. Die beiden sind ins Hotel zurückgekehrt und haben es dann wieder verlassen.«
»Aber du hast doch mit ihnen gesprochen, oder?«
»Ich weiß nicht, wie das passieren konnte, Hector. Ich schätze, ich schlafe wohl nicht so gut, weil ich mir ständig Sorgen wegen Carmens Schwangerschaft mache. Ich habe, wie du es wolltest, in der Lobby gewartet. Irgendwann bin ich dann wohl eingeschlafen. Der neue Portier, der um fünf Uhr gekommen ist, hat mich schließlich wieder geweckt. Aber während ich geschlafen habe, sind die beiden da gewesen und wieder gegangen. Ich habe sie nur um ein paar Minuten verpasst.«
»Warum bist du ihnen dann nicht hinterhergelaufen?«
»Weil sie beim Portier eine Nachricht hinterlassen hatten, in der stand, dass sie noch nicht wussten, was sie bis acht machen würden. Dann wollen sie zur Eröffnung einer Kunstausstellung gehen. Also bin ich nach Hause gefahren, um nach Carmen zu sehen. Es geht ihr schon wieder viel besser. Außerdem habe ich das Mittagessen verpasst und gönne mir jetzt eine comida .«
Diaz verdrehte die Augen. Gleichzeitig verspürte er einenStich von Eifersucht auf Armandos geradezu zwanghafte Sorge um seine schwangere Frau.
»Bleib ruhig zu Hause, Armando. Ich gehe zur Eröffnung in der Galerie. Kümmere du dich heute Abend um Carmen. Wir sehen uns dann morgen früh auf dem Revier wieder.«
»Bist du sicher?«
»Aber ja.«
»Willst du denn gar nicht wissen, wie die Galerie heißt?«
»Lass mich raten: Es ist die Galería Rana .«
Am anderen Ende der Leitung blieb es lange still, bevor Armandos Stimme wieder aufklang. »Woher wusstest du das, Hector?«
»Gute Nacht, Armando«, sagte Diaz.
Sergeant Jorge Quevedo hatte sich auf einen Ellbogen gestützt, das Telefon zwischen Schulter und Ohr geklemmt und ein Bein lässig über die Stuhllehne
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