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Die Tote von San Miguel

Die Tote von San Miguel

Titel: Die Tote von San Miguel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Woods
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Insignien der Waffen-SS trug. »Zu der Zeit war ich auf meiner eigenen Geburtstagsparty. Das können Dutzende von Leuten bezeugen.«
    »Selbstverständlich können sie das. Aber es dürfte ein Leichtes für Sie gewesen sein, zwischendrin für eine halbe Stunde unbemerkt zu verschwinden. Besonders zu so später Stunde, nachdem alle stoned und nicht mehr bei klarem Verstand waren. Man braucht keine zwei Minuten, um jemanden zu erdrosseln. Bleiben also noch 28 Minuten, umAmanda Smallwoods Leiche den Hügel hinunterzufahren und im jardín zu entsorgen.«
    »Nur zwei Minuten? Haben Sie die Zeit mit einer Stoppuhr gemessen, Inspector?« Dillinger legte den SS-Dolch auf den Schreibtisch und nahm ihn gleich darauf nervös wieder in die Hand. »Amanda hatte meine Party bereits vor Mitternacht verlassen. Das weiß ich genau, denn als sie sich verabschiedet hat, hat die Band noch gespielt. Und zwar bis Viertel nach zwölf.«
    »Gestern haben Sie gesagt, Amanda wäre mit zwei Männern verschwunden, die Sie nie zuvor gesehen hätten. Jetzt sind Sie sich sicher, dass sie bereits vor Mitternacht gegangen ist. Nennen Sie mir nur eine Person, die sich für Sie verbürgen kann. Irgendeinen beliebigen Namen.«
    »Zwei Männer? Habe ich das gesagt? Vielleicht hatte ich da jemand anderen im Sinn. Nein, ich bin mir sicher, dass ich gesehen habe, wie Amanda mit Gregori verschwunden ist. Mit Gregori Gregorowitsch, dem Künstler.«
    Da hat Fran Kovacs aber eine ganz andere Erinnerung , dachte Diaz. Plötzlich überkam ihn das überwältigende Bedürfnis, den untergetauchten Maler so schnell wie möglich aufzuspüren.
    »Ich weiß von señor Gregorowitsch«, erwiderte er. Er leerte sein Glas und stellte es auf dem Tisch zwischen ihnen ab. »Da Sie soeben die Fakten verändert haben, gestatten Sie mir bitte eine andere Hypothese. Als Sie gesehen haben, wie Gregorowitsch an diesem Abend mit Amanda verschwunden ist, wurden Sie schrecklich eifersüchtig. Eine furchtbare Vorstellung, dass irgendein hergelaufener mittelloser Künstler die begehrenswerteste ingénue in San Miguel ficken konnte. Sie hatte nackt für Sie posiert, Ihnen aber nie einen geblasen. Also sind Sie den beiden mit Ihrem SUV gefolgt.Als sie sich dann überraschend getrennt haben, haben Sie sich Amanda vertraulich genähert. Der Rest ist Geschichte. Könnte das vielleicht ein glaubwürdiges Szenario sein?«
    »Das klingt wie eine Schundgeschichte, die von Raymond Chandler stammen könnte«, sagte Dillinger so kalt wie eine Hundeschnauze.
    Plötzlich rammte er den SS-Dolch ohne Vorwarnung mit voller Wucht in die wunderschön polierte Schreibtischplatte. Diaz fuhr kerzengerade hoch, die Hände abwehrend mit den nach vorn gedrehten Handflächen erhoben. »Ich entschuldige mich dafür, wenn ich Sie verärgert habe«, sagte er.
    »Wir sehen uns in der Hölle, Diaz«, knurrte Dillinger. Er verließ den Raum, ohne die Glastüren hinter sich zuzuziehen.
    Diaz ging allein zum Ausgang, hoch erfreut, dass es ihm gelungen war, Dillingers Panzer aufzubrechen. Genau das, was der Armleuchter verdient hatte.

Kapitel 22
    Als sich Diaz hinter das Lenkrad des Wranglers klemmte, bemerkte er, dass er eine Erektion hatte. Ein heftiger Schlag für Brian Dillinger , dachte er mit einem selbstzufriedenen Lächeln.
    Die Erektion war etwas, worum er sich kümmern musste.
    Er zog sein Mobiltelefon aus der Jackentasche und wählte Martinas Nummer. Nach mehrfachem Klingeln meldete sich der Anrufbeantworter. Scheiße!
    Doch da ihre Beziehung äußerst sporadischer Natur war –  sofern man überhaupt von einer Beziehung sprechen konnte –, hatte er wohl kaum das Recht, von ihr zu erwarten, dass sie neben dem Telefon auf einen der seltenen Momente wartete, in dem ihm die cojones vor Geilheit juckten.
    Im Westen bohrte die untergehende Sonne ihre blutroten Lichtspeere in eine hohe Wolkenbank und verwandelte sie in die Vier Apokalyptischen Reiter, die sich anschickten, die Welt in Unheil und Verderben zu stürzen.
    Irgendwo in der Nähe krähte ein Hahn. Noch ein Einwohner der Stadt, dem das Zeitgefühl abhandengekommen war. Krähen zum Sonnenuntergang!
    Wen sonst konnte er anrufen?
    Diaz ließ den Cursor durch das Adressbuch des Telefons wandern. Es war wirklich nicht auf dem neusten Stand, wie er feststellte. Er hangelte sich mit dem Daumen zu Namen vor, die für längst vergangene Zeiten standen und allmählich gelöscht werden sollten.
    Wendy war ihm als draufgängerische spindeldürre Tennisspielerin

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