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Die Tote von Schoenbrunn

Die Tote von Schoenbrunn

Titel: Die Tote von Schoenbrunn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Kneifl
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Es scheint, dass die häufige Gesellschaft Ihrer Majestät unserer Kaiserin, Gott hab sie selig, gewisse Spuren bei meiner Tochter hinterlassen hat, um mich höflich auszudrücken …“
    „Na, na, keine Majestätsbeleidigung, Herr Graf“, spottete Vera. Lachte aber so herzlich, dass dem Grafen nichts anderes übrig blieb, als in ihr Lachen miteinzustimmen.
    Gustav blieb wie angewurzelt stehen, als er bei seiner Heimkehr seinen Vater und seine Tante in den beiden Fauteuils vor dem Kamin erblickte. Die Tür zu seinem Zimmer war einen Spalt weit offen.
    Er hatte erwartet, Vera in Gesellschaft seines besten Freundes Rudi vorzufinden, als er das Gelächter im Vorraum vernommen hatte. Denn normalerweise brachte nur Rudi seine Tante dazu, so schrill und laut zu lachen.
    Gustav hatte vergangenen Sommer die Einladung seines Vaters zu einer Soiree nicht angenommen, da er mit der Aufklärung einer Entführung und einer Reihe grausamer Morde im Wiener Prater beschäftigt gewesen war. Der Graf hatte es ihm anscheinend ver­übelt, dass er es nicht einmal der Mühe wert befunden hatte abzusagen, und seither keinen Kontakt mehr zu ihm gesucht.
    Gustavs Beziehung zu Graf Batheny war kompliziert. Der Graf hatte ihn offiziell nie als seinen Sohn anerkannt, obwohl er jahrelang ein sehr enges Verhältnis zu Gustavs Mutter gepflegt hatte. Halb Wien wusste, dass Gustav der natürliche Sohn des Grafen war, nicht nur, weil sich die beiden wie aus dem Gesicht geschnitten waren, sondern auch, weil sich der Graf mit seiner bezaubernden Geliebten Giselle ganz ungeniert in der Öffentlichkeit gezeigt hatte. Gustavs Mutter, Gisela von Karoly, war eine sehr schöne Frau und bekannte Sopranistin gewesen. Sie hatte ein fixes Engagement im Theater an der Wien gehabt und als eine der besten Operettensängerinnen der Stadt gegolten. Als sie im Alter von Anfang vierzig schwer erkrankte, nahm die Musikwelt Wiens regen Anteil. Zu dieser Zeit war der Graf längst mit der Tochter des Grafen Seckenberg verheiratet und hatte zwei Töchter mit ihr gezeugt. Obwohl sich Graf Batheny rührend um die kranke Geliebte und seinen illegitimen Sohn gekümmert hatte, war Gustav bis heute auf seinen Vater nicht gut zu sprechen. Er hatte ihm nie verziehen, dass er die Tochter des sehr vermögenden Grafen anstatt seiner schönen Frau Mama zur Frau genommen hatte. Graf Batheny war jung gewesen und hatte es nicht gewagt, sich gegen den Willen seiner Eltern aufzulehnen. In Gustavs Augen war er ein Feigling.
    Als Gustav sein Zimmer betrat, erstarb das Gelächter abrupt.
    Seine Tante und sein Vater starrten ihn an, als wären sie gerade bei einer Ungehörigkeit ertappt worden.
    „Schön, dass du endlich da bist“, sagte Vera. „Wir haben einen Gast“, fügte sie leicht gereizt hinzu, als Gustav keine Anstalten traf, Graf Batheny zu begrüßen.
    Als er sich doch noch seiner guten Manieren besann und die Hacken zusammenschlug, so als würde er einen Vorgesetzten in der Armee begrüßen, verdrehte Vera demonstrativ die Augen. Sie befürchtete schon, er würde gleich salutieren. Er beließ es bei einer knappen Verbeugung.
    „Grüß Sie Gott, Euer Erlaucht. Was verschafft mir die Ehre?“
    Graf Batheny runzelte seine dunklen Brauen, die ebenso buschig waren wie die seines Sohnes, konnte dabei eine gewisse Hilflosigkeit nicht verbergen.
    „Aber, aber, Herr von Karoly, nicht so förmlich, wenn ich bitten darf“, stammelte er. „Ich bin gekommen, um Sie um Ihre Hilfe zu bitten.“
    Da sich Gustav nicht vorstellen konnte, welche Art von Hilfe sich der Graf von ihm erhoffte, schwieg er.
    Mit seinem Schweigen machte er es dem Grafen jedoch noch schwerer. Zu allem Unglück erhob sich nun Vera von Karoly mit den Worten: „Ich lasse euch beide jetzt besser allein. Sie entschuldigen mich, Graf Batheny?“
    „Wieso wollen Sie uns schon verlassen? Bleiben Sie doch bitte!“
    Auch Gustav bat seine Tante, sitzen zu bleiben.
    „Ich werde Josefa bitten, uns einen Tee aufzubrühen, oder möchten Sie etwas Stärkeres?“, wandte sie sich an ihren Gast und sah ihren Neffen auffordernd an.
    Froh, einen Vorwand zu haben, das Gespräch hinauszuschieben, sprang Gustav auf.
    „Cognac, Whisky, oder darf es ein selbstgebrannter Zwetschgener aus dem Salzkammergut sein?“
    Er ging zu dem Biedermeierspieltisch mit den zierlichen schwarz-gold lackierten Beinchen, der ihm als Bar diente.
    „Gegen einen kleinen Cognac hätte ich nichts einzuwenden, wenn Sie einen mit mir trinken“, sagte Graf

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