Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tote von Schoenbrunn

Die Tote von Schoenbrunn

Titel: Die Tote von Schoenbrunn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Kneifl
Vom Netzwerk:
himmlisch“, schwärmte Dorothea.
    „Ihr seid einfach nur neidisch. Lasst mich weitererzählen. Wer will schon Marmelade, wenn Forellenparfait, mit russischem Salat gefüllte Schinkenröllchen und echter Kaviar am Tisch stehen? Ja, da staunt ihr.“ Gustav grinste von einem Ohr zum andern.
    „Du solltest öfters bei Graf Batheny frühstücken, vielleicht würdest du endlich mal ein paar Kilo zu­legen“, sagte Vera.
    Jemand klopfte heftig an die Wohnungstür.
    Gustav stand selbst auf, um zu öffnen, da Josefa das Klopfen in Veras Zimmer nicht hören konnte.
    „Morgen. Hoffe, ich störe nicht.“ Polizei-Oberkommissär Rudi Kasper war um diese frühe Stunde ein ungewohnter Anblick.
    Kaum hatte Gustav ihn hereingebeten und die Tür hinter ihm geschlossen, klopfte es wieder.
    Ein Mann mit Schirmmütze und an die Brust gehefteter Dienstmarke stand vor der Tür. Seine klobigen Hände umklammerten einen riesigen Strauß üppiger roter Teerosen.
    „Soll ich abgeben für Frau von Karoly“, sagte der Mann mit tschechischem Akzent.
    Vera, die inzwischen aus der Küche gekommen war, um Rudi Kasper zu begrüßen, starrte abwechselnd in Rudis entgeistertes Gesicht und auf die Epauletten am graugrünen Uniformmantel des Dienstmannes.
    Josefa trat in den Vorraum und schaute die beiden Männer neugierig an.
    „Hol einen Kübel mit Wasser, Josefa. Nein, bring mir lieber mein Portemonnaie … oder hast du etwas Geld bei dir, Gustav?“
    „Darf ich Ihnen aushelfen, gnädige Frau?“ Rudi kramte in seiner Hosentasche und reichte dem Dienstmann ein paar Kreuzer. Doch der brauchte beide Hände, um den riesigen Strauß zu halten.
    „Nimm dem guten Mann endlich die Blumen ab“, fuhr Vera ihren Neffen an, dem die kleine Aufregung großen Spaß zu machen schien.
    „Danke, gnädiger Herr“, verabschiedete sich der Dienstmann mit vielen Bücklingen.
    Als die alte Haushälterin den Blechkübel in der Bassena mit kaltem Wasser gefüllt hatte, stellte Gustav die Blumen hinein und fragte: „Und was jetzt?“
    „Stell sie an die Luft, Josefa, dort bleiben sie länger frisch.“ Sie entschuldigte sich bei Rudi und folgte Josefa hinaus auf die Terrasse.
    Rudi und Gustav, die noch immer im Vorzimmer herumstanden, beobachteten durch das Fenster in der Tür, wie Vera hastig das Kuvert öffnete, das zwischen den Rosen steckte.
    „Die sind vom Secki, was wetten wir“, sagte Gustav grinsend.
    „Welcher Secki?“ Eine leichte Röte erschien auf Rudis blassen Wangen.
    „Meine Tante hat seit kurzem einen leidenschaftlichen Verehrer. Graf Seckenberg ist völlig vernarrt in sie.“
    „Steht der alte Trottel nicht schon mit einem Bein im Grab?“, mokierte sich Rudi.
    „Kann ich nicht behaupten. Gestern wirkte er jedenfalls recht rüstig. Ach, ich muss dir ja überhaupt noch von dem Fest erzählen …“
    „Später, ich habe ernsthaft mit dir zu reden.“ Rudis Ton wurde plötzlich amtlich.
    Vera, die das Kuvert samt dem Briefchen zerrissen und die Papierfetzen Josefa in die Hand gedrückt hatte, gesellte sich wieder zu den beiden Männern.
    „Darf ich Ihnen Gustav für ein Stündchen entführen, gnädige Frau?“, fragte Rudi.
    „Auch für länger“, sagte Vera.
    „Magst mich zur Polizeidirektion begleiten?“
    „Von mir aus. Ich zieh mich schnell an. Du kannst ja einstweilen mit den Damen einen Kaffee trinken.“
    Als die beiden Freunde wenig später über den Museums­platz zur Ringstraße schlenderten, teilte der Polizei-Oberkommissär Gustav mit, dass Max von Gut­brunnen am späten Abend des Vortags verhaftet worden war.
    „Der Horvath hat ihn vor seiner Wohnung abgepasst und ihn sich geschnappt, als er ziemlich angetrunken nach Hause kam. Er war übrigens sehr merkwürdig gekleidet. Als wir ihn auf seinen Aufzug angesprochen haben, hat er behauptet, auf einem Kostümfest im Hause Batheny gewesen zu sein. Hast du ihn dort gesehen?“
    „Nein. Das heißt nicht, dass er nicht dort war. Die meisten Gäste waren maskiert, es waren unheimlich viele Leut …“
    „Mit den Briefen, vor allem mit Hilfe des Abschiedsbriefs von ihr, wird es uns sicher gelingen, ihn zu einem Geständnis zu bringen“, unterbrach Rudi ihn. „Ich weiß nur nicht, wie ich meinem Vorgesetzten erklären soll, wie wir an diese Briefe gekommen sind. Kann ihm ja schlecht sagen, dass mein bester Freund bei Max von Gutbrunnen eingebrochen und die Briefe gestohlen hat …“
    „Hat er schon gestanden?“
    „Nein. Das ist ja mein Problem. Er schweigt. Das Einzige,

Weitere Kostenlose Bücher