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Die Tote

Die Tote

Titel: Die Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion
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vor. In den meisten solcher Fälle bringen die Frauen ihr Kind auf die Welt und geben es dann zur Adoption frei.«
    Charlotte seufzte. »Sie haben also in den letzten Monaten in Hannover keinen Findling gehabt?«
    »Nein.«
    »Na gut«, Charlotte legte ihre Karte auf den Tisch und erhob sich, »falls Ihnen irgendwas zu Ohren kommt.«
    Zwei Minuten später saßen die Frauen wieder in Charlottes Golf.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Maren.
    »Wie wär’s mit Mittagessen?«
    »Gute Idee.«
    Kurz darauf standen die beiden in der Markthalle an der Theke und beobachteten die Passanten auf der Karmarschstraße. Maren drehte ihre Spaghetti Carbonara, Charlotte löffelte Schnippelbohneneintopf mit Bockwürstchen.
    »Wo habt ihr’s denn nun eigentlich gefunden?«, kam Charlotte auf ihr Gespräch von vorhin zurück.
    »Was? Ach so, das Gebiss.« Maren kicherte. »Im Honigglas.«
    Als sie wieder in der   KFI   ankamen, stand Bremer wartend in Charlottes Bürotür.
    »Was gibt’s?«, fragte Charlotte und schob sich an ihm vorbei in den Raum.
    »Wir haben die Anruferin ausfindig gemacht«, sagte Bremer. »Eine junge Frau, wohnt in Linden, in der Kochstraße. Hat total panisch reagiert, als ich sie angerufen hab. Wir sollen bloß vor vier Uhr kommen, bevor ihre Mutter heimkommt, sonst würde sie kein Wort sagen.«
    »Na wunderbar«, sagte Charlotte, während sie im Stehen einen Blick in ihren Posteingang warf. »Dann sollten wir uns gleich auf den Weg machen.«
    »Wer wir?«, fragte Bremer, der Schreibtischhengst, erschrocken.
    »Na, du und ich.« Charlotte fuhr den   PC   runter und nahm Bremers Arm.
    »Aber ich hatte noch gar keine Pause. Ich hab einen Mordshunger«, protestierte der, während er Charlotte nacheilte.
    »Okay, okay, in Linden kriegst du’n Döner.«
    »Ich will keinen Döner«, quengelte Bremer, »ich will Currywurst an der Markthalle.«
    »Heut Abend«, sagte Charlotte, die den Flur entlanglief. Sie hatte keine Lust, Ostermann über den Weg zu laufen und ihm beichten zu müssen, dass sie sich einen Dreck um seine Rede scherte.
    Als sie ins Freie traten, schlug ihnen schwüle Wärme entgegen.
    »Puh«, stöhnte Charlotte und zog im Gehen ihren Blazer aus. »Wieso ist das denn plötzlich so warm?«
    »Weil’s heute gewittern wird«, maulte Bremer, der hinter ihr hertrottete.
    Charlotte lenkte ihren Golf bereits über die Gustav-Bratke-Allee, als Bremers Magen laut und deutlich in die Stille knurrte und er seine Chefin vorwurfsvoll anblickte.
    »Schon gut, schon gut, wir halten an der Limmerstraße, da kriegst du was«, schmunzelte Charlotte.
    »Ich mag keinen Döner.«
    »Herrgott, dann kriegst du Pizza, mach doch nicht so’n Aufstand.«
    Charlotte steuerte die Blumenauer Straße entlang, der Wagen surrte zufrieden.
    Zwanzig Minuten später hatte Bremer sein Stück Schinkenpizza verdrückt und würgte einige Schlucke Cola aus einer Dose hinunter, während er an Charlottes Wagen lehnte.
    »In meinem Auto wird nicht gegessen, das verdirbt den Neuwagenduft«, hatte sie gesagt und Bremer dazu verdonnert, sich zu beeilen.
    »Wenn ich Blähungen kriege, verderben die auch den Neuwagenduft«, murmelte Bremer und schmiss die Dose in den nächsten Mülleimer.
    »Was hast du gesagt?«, fragte Charlotte und warf den Wagen an.
    »Nichts«, entgegnete Bremer und ließ sich auf den Beifahrersitz fallen.
    Sie bogen in die Kochstraße ein und parkten im Halteverbot vor einem mehrstöckigen Klinkerbau.
    Natascha Sarrato wohnte mit ihrer Mutter im dritten Stock. Charlotte und Bremer stiegen die Treppen hinauf. Bremer musste ein- oder zweimal pausieren und drückte seine Hand in die Magengegend.
    »Das kommt davon, wenn ich so schnell trinken muss«, maulte er, als Charlotte die Augen verdrehte.
    Die junge stämmige Frau erwartete sie an der Wohnungstür. Dabei strich sie immer wieder nervös ihre dunklen langen Haare hinter die Ohren.
    »Kommen Sie rein«, sagte sie leise und warf einen Blick über das Geländer, bevor sie die beiden in den engen Wohnungsflur schob. Als sie die Tür geschlossen hatte, hob sie abwehrend beide Hände. »Wenn meine Mutter rauskriegt, dass ich Sonntagnacht am Bahnhof war, dann …«
    »Wie alt sind Sie?«, fragte Charlotte.
    »Siebzehn«, kam es wie aus der Pistole geschossen.
    »Aha.« Charlotte musterte die junge Frau zweifelnd. »Alles kein Problem«, sagte sie dann, »was haben Sie uns zu erzählen?«
    Sie standen immer noch in dem engen Flur, und Natascha Sarrato führte sie endlich

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