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Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Titel: Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas J. Schulte
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würde ich auch gern etwas essen.“
    Sie beugte sich leicht vo r, und ich konnte den zarten Hauch ihrer Seife riechen, Rosenseife. Ihre Stimme bekam einen fast verschwörerischen Klang, so als verriete sie mir ein intimes Geheimnis: „Mein Jupp begnügt sich ja gerade mit hausgemachter Wurst und Käse. Aber nur, weil er heute Abend bei Hildegard noch essen wird. Wir servieren heute Schweinehaxen, frisches Brot und Zwiebelgemüse. Ich denke, das wäre das Richtige – oder …?“ Ihre Stimme bekam zum Schluss einen fragenden Klang. „Konrad, ich heiße Konrad“, beeilte ich mich zu sagen und klang dabei schon wieder wie ein übereifriger Schuljunge.
    „Konrad – also, wie wäre es mit den Haxen?“
    Ich nickte stumm. Sie lächelte mir noch einmal verschwörerisch zu und verschwand dann in Richtung Küche, was leicht war, denn die Männer in der Gaststube wichen vor ihr zur Seite wie einst die Wellen des Roten Meeres vor Moses Stab.
    Ich atmete tief durch.
    „Himmel, Jupp, was war denn das, ähm – wer war das?“ „Das, mein lieber Konrad, war deine erste Begegnung mit Traudl , der Tochter vom alten Münster, de m das Einhorn gehört. Traudl ist ’ne Naturgewalt, und dabei verstellt sie sic h nicht mal, die hat Gott so gewollt.
    Ich schätze, die Hälfte aller Männe r ist nur hier, weil Traudl da ist. Wenn das gute Kind mal heiraten sollte, muss Jacob Münster wahr scheinlich den Laden dicht machen oder seinem Schwiegersohn übe rgeben. Und glaub mir eines: Traudl weiß ganz genau, was sie tut.“
    „Und Hildegard macht dir keinen Ärger, wenn die liebe Traudl ‚mein Jupp‘ säuselt und dich anschmachtet?“
    „Na ja, da hab ich wohl Glück“, Jupp grinste wie ein Bär, der einen Honigtopf gefunden hat. „Traudl ist mein Patenkind, und zu ihrem Paten darf sie doch ruhig nett sein.“
    Bevor ich antworten konnte, taucht e Traudl wieder neben mir auf.
    „Ich musste ein bisschen nachdenken, aber jetzt weiß ich, wo ich deinen Namen schon gehört habe. Du bist der Konrad, der meiner Tante Hildchen das Leben gerettet hat. Damit, mein Lieber, geht auch das Essen aufs Haus. Ab heute hast du einen Sitzplatz auf Lebenszeit im ‚Kleinen Einhorn‘.“
    Traudl stellte den Teller vor mir ab und hauchte mir einen Kuss auf die Wange.
    Ich schaute Jupp an, der fast zu ersticken drohte, so sehr musste er sein Lachen unterdrücken.
    „Oh Tod, wo ist dein Stachel – ein warmes Essen, der Kuss einer Schönheit und ein Sitzplatz im ‚Kleinen Einhorn‘, mehr kann ein Mann nicht mehr erhoffen, oder, Konrad?“
    „Jupp, hör ich da so was wie Neid in deiner Stimme? Schließlich muss sie zu ihrem Paten quasi per Gesetz nett sein, für mich hat sie sich freiwillig entschieden.“
    Jupp starrt e mich einen Wimpernschlag lang sprachlos an. Dann schlug er mit der flachen Hand auf den Tisch und lachte so laut , dass für einen Moment alle Gespräche verstummten und jeder im Einhorn zu uns hinsah, bevor das allgemeine Stimmengewirr wieder einsetzte.
    „Oh Konrad, weißt du, heute hatte ich ja wirklich nicht viel zu lachen, aber jetzt geht es mir besser“, gluckste Jupp und biss herzhaft in ein großes Stück Mettwurst.
    „So“, Jupp konnte sich auch noch mit einer halben Mettwurst im Mund halbwegs verständigen, „jetzt sag mir mal, was dich hierher getrieben hat? Hattest du Sehnsucht nach mir?“
    Ich schnitt mir eine große Scheibe Fleisch ab und aß sie, bevor ich Jupp antwortete.
    „Sehnsucht und zwei Fragen. Frage Nummer eins: Wann kann Johanna Merle ihren Bruder besuchen? Frage Nummer zwei: Können wir noch einmal über den Tod von Grevenrath sprechen? Ich glaube nämlich nicht, dass Gregor der Mörder ist.“
    Jupp schnitt sich ein Stück Käse ab und schaute mich dabei nachdenklich an.
    „Ich will mal mit dem letzten Punkt anfangen. Da hätte ich sowieso noch ein paar Fragen an dich. Ich denke, du bist mir noch eine Erklärung schuldig. Wenn du Zeit hast, können wir nach dem Essen rüber zum Hospital gehen. Da muss ich für den Rat noch einmal die Leiche untersuchen, und ich hätte dich gern dabei.“
    Ich nickte kauend. „Und Gregor Kreuzer“, fuhr Jup p fort, „wurde von Moritz und Alwi n in den Bürgerturm gebracht. Ich denk, d a wird er auch noch sitzen. Heute Vormittag hatte keiner Zeit, ihn zu befragen. Aber das können wir gleich rausfinden, den Schlüssel zum Turm hab ich dabei. Zuerst aber wird gegessen, Traudl kann nämlich ziemlich sauer werden, wenn man ihr Essen verschmäht.“
    Das ließ

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