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Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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weg war, würde er es nicht länger tun. Also sagte sie ihm nichts. Es war leichter, als sie gedacht hätte, den anderen etwas vorzuspielen und so zu tun, als wäre alles wie immer.
    Sie versuchte, sich auf die Arbeit zu konzentrieren, was sich jedoch als schwierig erwies. Ohne einen aktuellen Fall befand sich die Gruppe in einer Warteposition, dennoch kam Ursula jeden Morgen früh ins Büro. Räumte ihren Schreibtisch auf, sortierte Dokumente und archivierte alte Akten. Damit konnte sie sich eine Woche beschäftigen. Anschließend befand sie sich wieder im Leerlauf.
    Wie Ursula wusste, teilte Vanja ihre Frustration in diesen Übergangszeiten, auch sie war einfach nicht für ein ruhiges Leben gemacht. Doch sie hatte sich gerade für eine dreijährige Ausbildung zum Profiler beworben, die vom FBI in den USA ausgeschrieben worden war, und nutzte all ihre Zeit für die Vorbereitung auf die schwierige Aufnahmeprüfung. Ursula bekam sie kaum zu Gesicht, und wenn, hatte die Kollegin ihre Nase in Bücher vergraben oder klebte vor dem Bildschirm.
    Billy hatte nach der internen Ermittlung zu seinem tödlichen Schuss auf Edward Hinde wieder den Dienst aufnehmen dürfen, ließ sich aber kaum im Büro blicken. Es gab Gerüchte über eine neue Freundin.
    Ursulas Rettung kam in Form von Sven Dahlén, einem ehemaligen Kollegen vom Staatlichen Kriminaltechnischen Labor, der für die neu gegründete, in der Öffentlichkeit vielbeachtete «Cold Case»-Gruppe der Reichskriminalpolizei rekrutiert worden war. Schon einmal hatte es eine solche Einheit in Schonen gegeben, eine große Abteilung mit sechs Ermittlern, darunter auch Sven, und jetzt wollte man den Erfolg auf landesweiter Ebene wiederholen, und Sven war zum Hauptverantwortlichen für das Teilgebiet Kriminaltechnik ernannt worden.
    Sein neues Büro lag im Stockwerk unter der Reichsmordkommission, und sie teilten sich die Laborräume.
    Ursula begann, ein Stockwerk tiefer allerlei Erledigungen vorzunehmen. Spazierte an Svens Zimmer vorbei. Fragte, ob er Lust auf eine Kaffeepause hätte.
    Plauderte.
    Interessierte sich für Details und gab Ratschläge.
    Sorgte dafür, mit einer gewissen Regelmäßigkeit in der Nähe seines Büros zu sein.
    Und schon bald kam die erste Frage.
    Es ginge um einen Mord in Haninge. Vor acht Jahren. Ob sie ihm helfen könne?
    Konnte sie natürlich.
    Torkel durchschaute genau, was sie im Schilde führte, sagte aber nichts. Eine Ursula, die etwas zu tun hatte, war immer noch besser als eine, die rastlos umherstrich wie ein Tiger in einem viel zu kleinen Käfig und nur auf das nächste Opfer wartete, das sie anfallen konnte. Also protestierte er nicht, als sie, ohne ihn überhaupt zu fragen, mehr oder weniger in Svens Abteilung zu arbeiten begann.
    Lange Abende. Frühe Morgen. Die ganze Zeit über.
    Sven sagte ihr, sie solle nach Hause gehen. Sie müsse sich schließlich auch um ihre Familie kümmern. Ursula log und behauptete, das sei kein Problem. Es seien ja nur sie und ihr Mann, und Micke verstehe sie.
    Das habe er immer getan, sagte sie und lächelte.
    Also arbeitete sie weiter, wohl wissend, dass sie die Arbeit als Schutzschild missbrauchte, um alles andere abzuwehren.

[zur Inhaltsübersicht]
    A lexander Söderling erhob sich aus seinem teuren, ergonomischen Bürostuhl und ging zum Fenster. Trotz der späten Stunde waren noch vereinzelt Flaneure auf der Drottninggatan unterwegs. Er warf einen Blick auf die Uhr. Die Kinder schliefen, Helena auch. Kein einziges Familienmitglied hatte er heute im wachen Zustand zu Gesicht bekommen.
    Der ganze Tag war eine einzige Aneinanderreihung von Besprechungen gewesen. Inzwischen lief das Geschäft gut, schon seit einer ganzen Weile. Die Firma wuchs, damit aber auch die Arbeitsbelastung.
    Gegen sechs Uhr abends war er wieder in sein Büro zurückgekehrt und hatte kurz überlegt, für heute einfach alles sausenzulassen. Nach Hause zu fahren. Selma ausnahmsweise einmal zum Reitunterricht zu fahren und dazubleiben und sich die Stunde anzusehen. Ein bisschen Zeit mit Helena zu verbringen, ehe sie ins Bett gingen. Es war verlockend, aber dann entschied er sich für einen Kompromiss. Er würde den Papierstapel ignorieren, den ihm seine Assistentin auf den Schreibtisch gelegt hatte, bevor sie in den Feierabend ging, aber seine neuen Mails lesen. Höchstens eine halbe Stunde lang. Auf diese Weise würde er vermutlich den Reitunterricht verpassen, nicht aber die Zeit mit seiner Frau.
    Fünfundvierzig Minuten später war er

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