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Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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Holmgren.
    Sie hatte ihm vor einigen Wochen geschrieben. Auf eigene Initiative. Erklärt, wie gern sie bei der Reichsmordkommission arbeiten würde und warum, und irgendetwas an ihrer Bewerbung hatte Torkel sofort angesprochen. Ihr Brief hatte Engagement und Willenskraft ausgestrahlt. Nicht den Wunsch, innerhalb der Organisation nach oben zu klettern oder auf bürokratischem Wege Erfolg zu haben, sondern das Bedürfnis, sich entwickeln zu wollen, zu wachsen, mit den Besten zusammenzuarbeiten, um etwas zu lernen.
    Nachdem Vanja erzählt hatte, dass sie sich in Quantico bewerben würde, hatte Torkel Jennifer zu einem kürzeren Bewerbungsgespräch eingeladen. Nicht, weil er ernsthaft glaubte, dass sie als Nachfolgerin in Betracht käme, sondern hauptsächlich, weil sie ihn neugierig gemacht hatte.
    Und er war nicht enttäuscht worden. Jennifer wirkte sozial kompetent, ehrgeizig und engagiert. Torkel hatte das Gefühl, dass sie sich zusammenreißen musste, um nicht überzusprudeln, als sie ihm erzählte, was Polizeiarbeit für sie bedeutete und ihrer Meinung nach beinhalten sollte. Das erinnerte ihn an seine erste Begegnung mit Vanja, und dies war das größte Kompliment, das er ihr machen konnte. Gegen sie sprach natürlich, dass sie so jung war und keinerlei Erfahrung hatte. Dafür würde man ihn kritisieren, wenn er sich entscheiden sollte, Jennifer auf Probe einzustellen. Aber man konnte das Argument auch umdrehen und sagen, dass sie noch nicht in eingefahrenen Mustern dachte und sich neuen Ideen nie mit dem Satz «aber so haben wir das doch noch nie gemacht» widersetzen würde. Sie war offen und formbar.
    Vanja würde in wenigen Wochen Bescheid bekommen. Bekäme sie den Platz, würde sie im November fliegen. Also konnte es kein Fehler sein, eine eventuelle Vertretung bereits jetzt einzusetzen.
    Torkel beschloss, in Sigtuna anzurufen und die Kollegen davon zu überzeugen, Jennifer jetzt schon gehen zu lassen.
    Daneben musste er aber auch in einer anderen Angelegenheit zu einem Schluss kommen.
    Sebastian.
    Sebastian Bergman.
    Unverbesserlich, aber brillant.
    Im Verlauf der letzten beiden Ermittlungen war es ihm gelungen, sich ins Team einzuschleichen. Eigentlich hatte ihn niemand dahaben wollen, aber er hatte sich beide Male nützlich gemacht, daran bestand kein Zweifel. Insbesondere beim letzten Fall.
    Er hatte Vanja das Leben gerettet.
    Gleichzeitig sorgte seine Anwesenheit für Konflikte, die die Gruppe nicht brauchen konnte. Die Ermittlungen in einem Mordfall waren ohnehin nervenaufreibend, und durch Sebastians Mitwirken wurden sie unweigerlich noch anstrengender als nötig. Mit seiner Arroganz, seinem Egoismus und seinem völligen Desinteresse an seiner Umgebung sorgte er beständig für Irritationen. Er war wie ein schwarzes Loch, das drohte, allen im Raum die Energie zu entziehen und die Gruppe von innen zu zersetzen.
    Ein brillanter Konfliktherd.
    Für und wider.
    Sollte er Sebastian noch einmal ins Team holen?
    Immer diese Entscheidungen.
    Wenn Vanja Sebastian nicht mittlerweile akzeptieren würde, hätte Torkel über Sebastians weitere Mitarbeit nicht einmal nachgedacht. Doch als er zuletzt mit ihr gesprochen hatte, schien sie beinahe erwartungsvoll, wieder mit Sebastian zusammenarbeiten zu dürfen. Und Billy mochte ihn ohnehin. Torkel in seinem tiefsten Inneren auch, obwohl es ihn fast in den Wahnsinn trieb, wie schwer es sich sein alter Freund in jeder nur denkbaren Situation machte. Ursula wiederum besaß die Fähigkeit, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und sich nicht provozieren zu lassen. Es ärgerte sie mehr, vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden und nicht am Entscheidungsprozess teilhaben zu dürfen. Solange er ihr erklärte, wie er dachte, und seine Gründe nannte, würde sie sich seinen Entscheidungen nicht in den Weg stellen.
    Sechs verscharrte Leichen schrien auf den ersten Blick nicht nach Sebastian Bergmans Expertise.
    Gleichzeitig deuteten sechs verscharrte Leichen auf einen Serien- oder Massenmörder hin, und darüber wusste niemand in Schweden mehr als Sebastian.
    Immer diese Entscheidungen.
    Torkel traf sie.
    Erst Sigtuna. Dann eine Treppe hinab zu Ursula, damit sie sich nicht ausgeschlossen fühlte. Dann Vanja, Billy und zuletzt Sebastian.
    So musste es sein.
    Er griff nach dem Telefon.

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    D u musst ausziehen.»
    Sebastian steckte das Buttermesser in die Margarinepackung auf dem Tisch und wandte sich Ellinor zu, die gerade ihre Kaffeetasse in die

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