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Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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Inhaltsübersicht]
    D er Anruf kam am Montag um kurz nach halb acht. Torkel hatte sich soeben den ersten Kaffee des Tages geholt, bewegte die Maus, um den Computer aus seinem Stromsparmodus zu wecken, nahm einen Schluck des heißen Getränks und hob den Hörer ab.
    «Torkel Höglund.»
    Die Frau in der Leitung stellte sich als Polizeibezirksdirektorin Hedvig Hedman vor. Torkel wusste sofort, dass sie aus Jämtland war. Zwar hatte er keineswegs die Namen aller Bezirksdirektoren in ganz Schweden im Kopf, doch Hedvig Hedman war gerade wegen einer Äußerung über einen ihrer Beamten beim Justizkanzler angezeigt worden. Vermutlich würde es nicht zu einem Verfahren kommen, aber Torkel hatte ihren Namen aus diesem Zusammenhang noch in frischer Erinnerung.
    «Womit kann ich Ihnen helfen?», fragte er, trank einen weiteren Schluck Kaffee und setzte sich auf seinen Bürostuhl.
    Einige Minuten später legte er auf.
    Man hatte sechs Leichen gefunden.
    Im Gebirge.
    Anscheinend lagen sie dort schon seit geraumer Zeit.
    Hedvig Hedman hatte gleich zu Beginn des Gesprächs erklärt, dass sie ein Massengrab entdeckt hätten. Torkel fragte sich insgeheim, ob sechs Personen eine solche Bezeichnung tatsächlich rechtfertigten, aber da alle großen Zeitungen das Wort verwendet hatten, war es vermutlich korrekt. Doch eigentlich war es ja auch egal. Jedenfalls waren sechs Tote ein triftiger Grund, dass Torkels Team dort hinfuhr.
    Er stand auf und verließ das Büro. Christel, seine Assistentin, war noch nicht gekommen, also schrieb er ihr einen Zettel und bat sie, die Flugverbindungen nach Östersund herauszusuchen, sobald sie käme, und sich sofort bei ihm zu melden.
    Wieder zurück in seinem Zimmer, sank er erneut in den Bürostuhl, trank seinen Kaffee aus und überlegte.
    Er musste das Team zusammentrommeln, aber zwei Sachen bereiteten ihm dabei Kopfzerbrechen.
    Vanja hatte sich für eine FBI-Ausbildung in den USA beworben. Sie war im Auswahlprozess schon einige Runden weitergekommen und befand sich nun unter den letzten acht. Drei Plätze gab es. Torkel war hundertprozentig davon überzeugt, dass Vanja einen davon ergattern würde. Auch er hatte die besten Beurteilungen beigesteuert, die man sich nur denken konnte. Allerdings mit gemischten Gefühlen, wie er sich eingestehen musste. Er schätzte Vanja sehr, sie war eine phantastische Polizistin und ein wichtiger Teil des Teams, und sie hatte es wirklich verdient, sich weiterzuentwickeln und auf der Karriereleiter nach oben zu klettern. Aber das bedeutete, dass er sie verlor. Drei Jahre lang würde sie fort sein.
    Drei Jahre ohne seine beste Ermittlerin. Torkel suchte bereits nach einer Vertretung oder auch einem Ersatz, je nachdem, ob sie nach ihrer Zeit in den USA wieder zu ihnen zurückkehren oder andere Wege einschlagen wollte. Aber er hatte die Stelle nicht ausgeschrieben oder anderweitig kundgetan, dass er Personal suchte. Teils, weil es noch eine mikroskopisch kleine Chance gab, dass Vanja nicht unter den drei Angenommenen war. Teils, weil er einen zähen Auswahlprozess mit schlimmstenfalls hundert Bewerbern vermeiden wollte. Torkel hatte vor, Dienstjahre, formale Qualifikationen, Vitamin B und all diese Dinge geflissentlich zu ignorieren. Bestimmt verstieß er damit gegen zahlreiche Verfahrensregeln, aber auch das kümmerte ihn nicht.
    Die Reichsmordkommission war ein Team.
    Sein Team.
    Er wollte selbst auswählen, wer hinzukam. Und letztendlich zählte es mehr, wer man war, als was man bisher schon geleistet hatte. Ja, natürlich sollte man ein außergewöhnlich guter Polizist sein, aber das allein reichte nicht aus. Man brauchte auch eine andere, schwer zu definierende Qualifikation. Man musste in die Gruppe passen. Torkel kannte eine Menge guter Polizisten persönlich, die schon fünf, zehn oder zwanzig Jahre Berufserfahrung hatten und objektiv betrachtet ausgezeichnete Arbeit leisten würden, aber er konnte sich keinen von ihnen in seinem Team vorstellen. Noch dazu waren die meisten Männer, und Torkel war sich ziemlich sicher, dass er Vanja durch eine andere Frau ersetzen wollte. Nicht wegen der Quote oder irgendwelchen anderen Gleichberechtigungsforderungen, sondern aus dem einfachen Grund, dass gemischte Gruppen seiner Erfahrung nach besser funktionierten. Er wusste nur zu gut, worauf seine Gedanken hinausliefen. Immer wieder kamen sie auf die Bewerbung einer jungen Frau zurück, die gerade den praktischen Teil ihrer Ausbildung in Sigtuna abgeschlossen hatte.
    Jennifer

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