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Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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hatte, kreiste so wild in seinem Kopf, dass ihm fast schwindelig wurde. Es waren Teile einer Geschichte, Bruchstücke von weit zurückliegenden Ereignissen, die mehr Fragen aufwarfen, als sie Antworten gaben. Das Wichtigste war jedoch, dass Melika Angst hatte. Sie fürchtete um ihr Leben. Und das glaubte er ihr. Mehran hatte noch nie eine solche Furcht bei einem Menschen gesehen. Es war, als hätte sie sich in ihr angestaut, und als Melika sich ihm öffnete, war die Angst nur so aus ihr hervorgebrochen. Das ließ sie glaubwürdig erscheinen, auch wenn Mehran sich noch immer kein vollständiges Bild machen konnte.
    Said und Melikas Cousins hatten sich Geld geliehen, um ihren Laden zu eröffnen, erzählte sie. Sie hatten sich das Startkapital von Freunden und Bekannten geborgt, doch als der Laden nicht lief, wollten die Cousins verkaufen, vor allem, als immer mehr Leute ihr Geld zurückforderten. Sie hatten sogar schon interessierte Käufer. Zwei Brüder. Said glaubte dagegen, dass der Laden nach einer Weile florieren würde, und wollte ihn behalten. Aber er hatte nicht genug Geld, um den beiden anderen ihren Anteil abzukaufen. Sie hatten viel gestritten, und es hatte sie sehr belastet. Melika hatte zwischen den Stühlen gesessen. Sie musste ihren Cousins gegenüber loyal bleiben, und gleichzeitig liebte sie ihren Mann. Auch wenn sie ihn manchmal ziemlich naiv fand.
    Das Problem wurde ernst, als Rafi, der Jüngste der Cousins und derjenige, der immer mehr ausgab, als er verdiente, Geld von einem Mann namens Joseph lieh. In Wahrheit hieß er Mohammed Al irgendwas, Melika konnte sich nicht mehr genau erinnern. Aber alle nannten ihn nur Joseph. Es kursierten Gerüchte über ihn. Wie er sein Geld verdiente. Und dass er gewisse Leute kannte. Keine harmlosen Menschen. Und man tat gut daran, sich nicht mit ihm anzulegen.
    Anfangs war er sehr freundlich gewesen und hatte vor allem Rafi geholfen, aber schon bald tauchte er immer häufiger im Geschäft auf. Hatte zu allem eine Meinung. Begann, sich aufzuführen, als gehörte ihm der Laden. Das trieb Said in den Wahnsinn. Rafi versuchte zu vermitteln. Turyalai auch, aber es half nichts. Said warf Joseph immer wieder vor, dass er sich in Sachen einmischte, die ihn nichts angingen.
    Joseph behauptete, dass er dank seines Kredits an Rafi nun ebenfalls Teilhaber sei. Said entgegnete, der Kredit an Rafi hätte nichts mit der Sache zu tun. Joseph sagte, der Laden sei seine Sicherheit, und er würde sich lediglich um seine Investition kümmern.
    Und so ging der Streit weiter.
    Am Ende hatten sich die Cousins eingeschaltet und Joseph gebeten zu verschwinden. Sie versprachen, den Kredit zurückzuzahlen. Joseph erklärte sich einverstanden. Er erstellte einen Tilgungsplan mit Zinsen, die wiederum Zinsen nach sich ziehen würden, wenn die Raten zu spät einträfen. Er malte ihnen in allen Farben aus, was passieren würde, wenn er sein Geld nicht bekäme. Rafi und Turyalai begannen, heimlich aus der Tageskasse zu stehlen, damit sie die Zahlungen leisten konnten. Bis Said sie irgendwann erwischte.
    Es sei furchtbar gewesen, erzählte Melika. Said hätte ihrer ganzen Familie Vorwürfe gemacht. Sie hatten von Joseph erzählt. Welch große Angst sie vor ihm hatten. Said wurde wütend, er würde es Joseph schon noch zeigen. Wenn man aus der Kasse stahl, dann bestahl man Said, und niemand bestahl Said! Niemand!
    Hamid und er waren nach Vällingby gefahren. Keiner wusste, wie sie es anstellten, aber sie kehrten mit dem Geld zurück. Joseph hatte die ursprüngliche Kreditsumme behalten dürfen, aber den Rest hatten sie zurückbekommen. Sie prahlten damit, wie kleinlaut Joseph gewesen sei. Said war der Held. Niemand konnte sich mit ihm messen. Die Cousins und er wurden wieder Freunde. Sie baten ihn um Entschuldigung, und er verzieh ihnen. Sie versprachen einander, dass sie von nun an zusammenhalten und sich nicht mehr streiten würden. Alles würde gut werden.
    Aber es wurde nicht gut.
    Melika kamen die Tränen, als sie weitererzählte.
    Einen Monat danach verschwanden Said und Hamid spurlos. Shibeka war als Erste beunruhigt, als ihr Mann nicht nach Hause kam. Sie rief alle an. Hamid war nicht der Typ, der einfach untertauchte.
    Sie suchten überall, riefen alle Freunde an, die ihnen einfielen. Aber die beiden blieben verschwunden.
    Niemand wusste etwas.
    Rafi hatte schließlich die Idee, dass Joseph etwas damit zu tun haben könnte, nahm allen Mut zusammen und versuchte, ihn zu kontaktieren. Aber

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