Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)
brauchte, aber jetzt war es offenbar höchste Zeit für ihn, wieder aktiv zu werden.
«Hast du ihn denn noch einmal besucht?», fragte er in hoffentlich neutralem Ton.
Vanja schüttelte den Kopf.
Immerhin etwas.
«Lasst uns bitte später darüber reden», ermahnte Torkel sie. «Wir haben Neuigkeiten zu der Familie aus dem Fjäll.» Er nickte Billy zu.
«Wie gesagt, im Jahr 2003 lag hier ein Haus», nahm Billy den Faden wieder auf und deutete erneut auf die Karte. «Es war eine Jagdhütte aus den dreißiger Jahren. Im Januar 2004 brannte sie nieder.»
Er ging wieder zu seinem Platz, setzte sich und warf einen Blick auf den Laptop, der vor ihm stand.
«Sie war bis 1969 in Privatbesitz, anschließend wurde sie der Armee gestiftet. Ab 1970 konnte man sie mieten, wenn man Angehöriger des Militärs war oder mit einem Armeeangehörigen verwandt.»
Alle beugten sich interessiert vor. Das war eine Spur, mit der sie weiterarbeiten konnten.
«Wisst ihr, wer sich in der betreffenden Woche im Jahr 2003 dort eingemietet hatte?», fragte Vanja, die gegen ihren Willen von den Ereignissen, der Spannung, dem Jagdfieber gepackt worden war.
«Um das herauszufinden, mussten wir erst die zuständige Person bei der Armee suchen und sie überreden, in zehn Jahre alten Registern …»
«Wir wissen, dass ihr hart gearbeitet habt», unterbrach Torkel Billy ungeduldig. «Gib uns einen Namen.»
«In der betreffenden Woche im Jahr 2003 wurde das Haus von Adam Cederkvist gemietet», antwortete Jennifer. «Und er hatte seine Familie mit dabei.»
«Lena, Ella und Simon Cederkvist», ergänzte Billy.
Alle fühlten sich, als hätte jemand die Luft aus ihnen entweichen lassen. Eine Antiklimax.
«Aber sie sind nicht diejenigen, die dort begraben liegen.» Vanja sprach aus, was alle dachten. «Sie gingen im November auf eine Weltumseglung. Und schickten im Februar eine Postkarte aus Sansibar.»
Ursula blätterte in ihren Papieren, als ob sie nicht hundertprozentig wüsste, was sie dort finden würde. Und in der Tat: «Die DNA von Charles Cederkvist stimmte nicht mit jener der Familie überein.»
«Ach komm, sie müssen es doch sein!»
Wieder fasste jemand die Gedanken der anderen in Worte. Diesmal war es Sebastian. Er stand auf und begann, im Raum auf und ab zu gehen.
«Adam und seine Familie mieten eine Hütte in derselben Woche, in der nur hundert Meter davon entfernt eine Familie ermordet wird. Einige Monate später brennt die Hütte nieder, und Adam und seine Familie verschwinden spurlos vor der Küste Afrikas. Hört ihr denn nicht, wie das klingt?»
Sebastian blieb stehen. Natürlich hörten sie alle, wie das klang. Das Leben barg zahllose Zufälle. Aber das waren einfach zu viele.
«War Adam denn beim Militär?», fragte Vanja.
«Nein, aber sein Bruder Charles», antwortete Jennifer. «Und er ist es immer noch. Beim Militärischen Abschirmdienst. MUST. Er wohnt in Oskarshamn.»
«Und was machte Adam beruflich?», wollte Torkel wissen.
«Er war gewissermaßen ein Kollege. Säpo.»
Militärischer Abschirmdienst und Nachrichtendienst. Die Möglichkeit, dass es sich hier um einen Zufall handelte, wirkte tatsächlich völlig abwegig.
«Angenommen, der tote Mann wäre Adam – wie beweisen wir das?», fragte Billy.
«Die Angehörigen der Frau», schlug Vanja vor.
«Das wird einige Tage dauern», sagte Ursula.
«Kümmere dich bitte trotzdem darum», bat Torkel und stand auf. «Das sind mir einfach zu viele Fragezeichen. Billy und Jennifer, versucht, jemanden ausfindig zu machen, der die Familie nach dem betreffenden Wochenende gesehen hat. Arbeitskollegen, Nachbarn, wen auch immer.»
Billy und Jennifer nickten und erhoben sich ebenfalls. Torkel wandte sich Vanja zu. «Du überprüfst bei der Schule und der Kindertagesstätte, ob die Kinder nach den Herbstferien zurückkamen.»
Auch Vanja nickte. Ja, sie war diese Arbeitssituationen allmählich leid gewesen, die Stunden in den verschiedenen Konferenzräumen, die Whiteboards und Theorien, aber wenn sie einen Durchbruch erlebten, wenn sich die Suche zur Jagd entwickelte, dann, das musste sie zugeben, war dieses Gefühl, das sie alle überkam, kaum zu toppen.
«Ursula, ruf noch mal beim SKL an und bitte sie, das Ergebnis von Charles’ DNA-Test ein zweites Mal zu überprüfen», beschloss Torkel seine Anweisungen. «Ich werde mit der Polizei in Oskarshamn Kontakt aufnehmen.»
«Und was soll ich tun?», fragte Sebastian.
«Momentan nichts. Aber wenn die Familie aus dem Grab
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