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Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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befand. Das Einzige, was er nicht erwähnte, war der Name des Kollegen, der unerlaubterweise auf die Daten zugegriffen hatte, war sich jedoch sicher, dass Britta es ohnehin herausfinden würde, jetzt, da sie wusste, wo sie suchen musste.
    «Habt ihr schon mit Charles Cederkvist gesprochen?», war ihre erste Frage, als er seine Ausführung beendet hatte.
    «Wir können ihn nicht erreichen.»
    Britta seufzte lauthals, ehe sie ihre halbvolle Cappuccino-Tasse nahm und sich zum Fenster drehte. Torkel blieb schweigend sitzen und ließ sie nachdenken. Für einen Außenstehenden war es vielleicht selbstverständlich, dass die verschiedenen Abteilungen der Polizei einander halfen, und in den meisten Fällen war es auch so, aber dies war die Säpo. Es bedurfte viel, um Zugang zu ihrem Material zu erhalten, jedenfalls bei einem improvisierten Besuch und ohne Druck von höheren Stellen. Britta schien einen Entschluss gefasst zu haben, sie drehte sich wieder Torkel zu und stellte die Tasse ab.
    «Gut.»
    Dann schob sie ihm ein Dossier über den Tisch, das schon vor ihr gelegen hatte. Torkel beugte sich vor und nahm es. Noch ehe er es zu sich herangezogen hatte, legte Britta die Hand darauf. Torkel sah fragend zu ihr auf und begegnete ihrem strengen Blick.
    «Die bleibt hier», sagte sie und hob ihre Hand. Torkel schlug die Akte auf und lehnte sich im Stuhl zurück.
    Er hatte sich auf einige Minuten intensiver Lektüre eingestellt, während Britta den Rest ihres Cappuccinos genoss, begriff dann aber, dass er bedeutend schneller fertig sein würde. Er überflog den kurzen Text, ließ den Ordner auf seine Knie sinken und sah Britta an, ohne sein Misstrauen zu verhehlen.
    «Ist das alles?»
    «Ja.»
    «Aber das ist ja nichts!»
    Das war nicht übertrieben. Dem Dossier nach war Adam Cederkvist darüber informiert worden, dass Hamid und Said Terrorverdächtige seien oder zumindest verdächtig waren, Umgang mit Terroristen zu pflegen. Deshalb sei es nicht wahrscheinlich, dass sie wegen einer drohenden Abschiebung untergetaucht seien – zumal Said bereits eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung hatte. Stattdessen sei es realistisch, dass sie ins Ausland gefahren seien, um für terroristische Angriffe zu trainieren oder sie auszuführen. Ein Fall für den Nachrichtendienst, ganz einfach. Aber Adam Cederkvist hatte sich offenbar nicht mit der Theorie zufriedengegeben, sondern weitere Nachforschungen angestellt und unter anderem die Frauen der beiden Verschollenen besucht, was ihn aus irgendeinem Grund noch mehr in seinem Verdacht bestärkt hatte, dass die beiden nicht freiwillig verschwunden waren. Eher im Gegenteil. Eine letzte Notiz ganz unten auf der Seite war das Einzige, was Torkel weiterbringen konnte.
    «Hier am Ende steht irgendetwas von amerikanischen Agenten …»
    «Ja, das habe ich gesehen und es nachgeprüft, ehe du kamst. Zu dieser Zeit hatten wir aber keine ausländischen Aktivitäten hier im Land.»
    «Offiziell», bemerkte Torkel.
    «Wir hatten zu dieser Zeit keine ausländischen Aktivitäten im Land», wiederholte Britta in einem Ton, der Torkel deutlich machte, dass dieses Gespräch bald beendet wäre, wenn er sich nicht an die Regeln hielt. Ihre Regeln. Er verstand und kam auf etwas anderes zu sprechen.
    «Woher kam die Information, dass die Afghanen Teil eines terroristischen Netzwerkes gewesen seien?», fragte er.
    «Darauf kann ich nicht antworten.»
    «Ich brauche keine Namen.»
    Britta sah ihn schweigend an. Torkel seufzte innerlich. Natürlich hatte er vollstes Verständnis dafür, dass es um die innere Sicherheit ging und so weiter, aber manchmal nahm die Geheimniskrämerei der Säpo den Kollegen gegenüber schon alberne Ausmaße an.
    «Wenn ich es einmal so formuliere», versuchte es Torkel vorsichtig. «Kommt es mitunter vor, dass der Abschirmdienst MUST Informationen weitergibt, die er erhalten hat?»
    «Das kommt vor.»
    «War es in diesem Fall auch so?»
    «Das weiß ich wirklich nicht.»
    Torkel betrachtete die Frau auf der anderen Seite des Tisches kritisch. Sie machte einen ehrlichen Eindruck, aber das spielte eigentlich keine Rolle. Er würde es nicht erfahren. Er lehnte sich zurück und dachte einen Moment nach. Angenommen, es war so. Der Abschirmdienst hatte erfahren, dass man einen terroristischen Anschlag auf amerikanische Ziele plante. Der womöglich kurz bevorstand. Es gab Hinweise darauf, dass Hamid und Said verdächtig waren. Man bestellte sie zum Verhör und ließ die Amerikaner … was tun?

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