Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
Vom Netzwerk:
Sport getrieben, aber er war nie ein geborener Kämpfer gewesen. Bis er bei der Ing 1 landete. Anscheinend brauchte er den Kampf um Leben und Tod, um sich voll und ganz zu engagieren. Er begann, wie wild zu trainieren. Auf seinen Körper zu achten. Ihn zu lieben. Wie ein Elitesportler, der sich auf seine Physis verlassen können muss, um Leistung zu bringen. Die Waffen waren das Werkzeug, das er für seine Tätigkeit brauchte. Er lernte, sie alle zu bedienen. Zielgerichtet und respektvoll. Schon nach der Hälfte seines Pflichtdienstes hatte er sich für die Offiziersausbildung beworben und war natürlich angenommen worden. Ja, er hatte gute, lebenswichtige Erinnerungen an diesen Ort.
    Aber nicht nur.
    Im August 2003 war er zum zweiten Mal hier gewesen. Da war das Regiment seit sechs Jahren aufgelöst gewesen. Das Swedint, das Internationale Center der schwedischen Armee, hatte zwar noch einige Mitarbeiter hier, aber die meisten unpersönlichen und kantigen Siebziger-Jahre-Gebäude standen leer und verfielen allmählich.
    Alexander hatte ihm den Befehl erteilt, sich nach Almnäs zu begeben und dort zwei Amerikaner zu treffen. Sie sollten die beiden Afghanen verhören, die Joseph ihnen genannt hatte. Ein Einsatz auf schwedischem Boden erforderte schwedische Anwesenheit.
    Als er ankam, parkte ein anonymer Volvo vor dem leeren Mobilmachungsdepot. Der Mann, der neben dem Auto stand und rauchte, warf die Zigarette weg und ging Charles entgegen, als der aus dem Wagen stieg. Sie begrüßten sich. Charles nannte seinen Namen, der andere Mann nicht. Charles war verwundert, wie jung der Amerikaner aussah. Gut gebaut, so wie er sich einen Footballspieler am College vorstellte. Rothaarig. Vielleicht hatte er irische Vorfahren.
    Sie waren in das Mobilmachungsdepot gegangen, wo der zweite Amerikaner bereits wartete. Auch er nannte seinen Namen nicht. Er war etwas älter, schmaler, sehniger. Hatte ein längliches Gesicht mit einer etwas zu großen Nase und trug einen Seitenscheitel, bei dem ihm einige Strähnen über das eine Glas seiner Pilotenbrille fielen, die er auch später nicht abnehmen würde.
    Vor ihm lagen zwei Männer ausgestreckt auf dem Rücken. Ihre Hände und Füße waren festgekettet an mit dem Boden verschraubten Metallringen. Ihre Arme waren so straff gestreckt, wie es ging. Sie wanden sich, versuchten loszukommen und redeten gleichzeitig ununterbrochen, baten darum, dass man sie freiließ, dass dies ein Missverständnis sei, sie schrien und verlangten nach einer Erklärung.
    Doch man gab ihnen keine.
    Die Männer waren nackt bis auf die Unterhosen. Charles konnte ihre Gesichter nicht sehen, sie waren von einem Frotteehandtuch bedeckt. Ohne ein Wort nahm der Schmale mit der Sonnenbrille einen Eimer voll Wasser und kippte ihn über den Stoff auf dem Gesicht des einen Mannes, der sich sofort vollsog. Der Körper des Mannes wurde von einem heftigen Brechreiz geschüttelt, und er verstummte sofort. Der andere Gefangene schien zu spüren, dass seinem Freund etwas zugestoßen war und schrie dessen Namen.
    Hamid!
    Der schmale Amerikaner schüttete wieder Wasser auf das Frotteehandtuch. Der Mann, der offenbar Hamid hieß, riss an seinen Fesseln, um der brutalen Behandlung zu entgehen. Charles konnte sehen, wie die Haut um die Handfesseln herum aufscheuerte und zu bluten begann. Dann wurde der Wasserschwall unterbrochen. Der Rothaarige ging in die Hocke und zog das Handtuch weg. Hamid rang nach Luft, er hyperventilierte beinahe. Aus seinen Augen sprach die Furcht. Sein Blick blieb an Charles hängen, und er flehte ihn um Hilfe an. Der Rothaarige verpasste ihm einen Schlag auf den Mund, und er erstarrte. Dann begannen sie zu fragen:
    Wo sollte es passieren?
    Wann sollte es passieren?
    Wer war noch daran beteiligt?
    Offenbar verstand der gefesselte Mann die Amerikaner nicht. Er schüttelte nur mit dem Kopf. Versuchte, etwas hervorzupressen, das klang wie ein «wrong», und dann ein «please», ehe das Handtuch wieder auf seinem Gesicht landete. Der Mann schrie. Sein Freund stimmte in seine Schreie ein.
    Diesmal griffen sich beide Amerikaner einen Eimer und begossen die Männer gleichzeitig. Hart und unnachgiebig.
    Und während sie das Wasser ausschütteten, wurde Charles beordert, die anderen Behältnisse mit Wasser zu füllen. Er tat, was man ihm sagte. Reichte ihnen die vollen Eimer, wenn ihre leer waren. Füllte sie erneut.
    In die Hocke. Handtuch ab.
    Wo? Wann? Wer noch?
    Sie bekamen keine Antwort.
    Irgendwann unternahm

Weitere Kostenlose Bücher