Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
Vom Netzwerk:
wegbleibe.»
    My nickte. Billy öffnete die Tür, um sein Gepäck zu holen. Er hatte gerade seine Tasche aus dem Kofferraum genommen, als er hörte, wie My die Fahrertür öffnete und ausstieg.
    «Wenn du wieder zurückkommst …», begann sie und ging auf ihn zu.
    «Wie gesagt, weiß ich es nicht genau.»
    «Was?»
    «Ich weiß nicht, wann ich wieder da bin», verdeutlichte Billy und schlug die Kofferraumklappe zu. «Aber ich melde mich, sobald ich es weiß.»
    «Darauf wollte ich ja auch gar nicht hinaus», sagte My. Sie griff mit beiden Händen nach seiner geöffneten Jacke und kam näher. «Ich meine, wenn du wieder da bist …»
    «Ja?»
    «Was würdest du davon halten, wenn wir dann zusammenziehen?»
    Billy hätte ohne weiteres eine Liste mit zwanzig Fragen aufstellen können, die ihn aus Mys Mund weniger verwundert hätten. Er hatte keine Ahnung, was er antworten sollte, allerdings war ihm schmerzlich bewusst, dass es das Schlimmste wäre, gar nichts zu antworten. Aber was sollte er sagen? Die Idee, mit ihr zusammenzuziehen, war ihm nicht im Entferntesten gekommen. Wie lange waren sie jetzt zusammen? Seit Mittsommer, also ungefähr drei Monate. War es da nicht ein bisschen zu früh? Konnte er das sagen? Irgendwie musste er ja reagieren.
    «Du willst nicht», stellte My fest und bestätigte damit seine Befürchtung, dass er zu lange geschwiegen hatte.
    «Ich bin nur etwas verwundert.»
    «Weil wir uns noch nicht so lange kennen?»
    «Ja, zum einen das und dann …» Er ließ den Satz unvollendet. Was sollte er sagen? Er hatte weder mehr noch bessere Argumente als vor zehn Sekunden. «Oder doch, das ist wohl der Hauptgrund», bestätigte er.
    «Aber wir verstehen uns gut, und wir wohnen ja auch jetzt fast schon zusammen, nur eben an zwei unterschiedlichen Adressen.»
    Das stimmte natürlich. Sie hatten von Anfang an viel Zeit miteinander verbracht, und es war genau so, wie My sagte. Sie wohnten mehr oder weniger zusammen. Manchmal bei ihr, meistens aber bei ihm. Er hatte nicht besonders viel gearbeitet in der letzten Zeit, und davor war er suspendiert gewesen. Er hatte sich einer internen Untersuchung unterziehen müssen, nachdem er Edward Hinde erschossen hatte. Man ermittelte routinemäßig in sämtlichen Fällen, bei denen Polizisten ihre Waffen eingesetzt hatten, insbesondere bei tödlichem Ausgang. Doch nach einigen Befragungen und zwei Besuchen bei Håkan Persson Riddarstolpe, dem Psychologen des Reichspolizeiamts, war alles überstanden.
    Billy begriff, dass My ihn noch immer auffordernd ansah. Jetzt musste er definitiv endlich etwas sagen.
    «Sollen wir dann bei mir wohnen, oder wie?», stammelte er.
    «Bei dir, bei mir. Oder wir kaufen was Neues. Darüber können wir ja reden. Aber du musst es auch wollen.»
    «Ja … ja, ich will ja», antwortete er. «Wirklich!», fügte er rasch hinzu und hoffte, dass sie mehr auf den Inhalt seiner Worte geachtet hatte als auf seinen zögerlichen Tonfall.
    «Gut. Dann gehen wir die Sache an, sobald du wieder da bist. Viel Glück!»
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss. Er blieb hinter dem Auto stehen, während sie wieder einstieg, ausparkte und davonfuhr.
    Er winkte. Sie winkte zurück.
    Als er die Straße überquerte, hupte neben ihm ein Taxi. Er sah hinüber und entdeckte Vanja auf dem Beifahrersitz.
    Sie winkte. Er winkte zurück.
    Dann blieb er stehen und wartete auf sie.
    Ihm schoss der merkwürdige Gedanke durch den Kopf, dass Vanja und My einander noch nie so nahe gewesen waren wie gerade eben. Im Auto auf dem Weg zum Flughafen. Sie hatten sich noch nie getroffen. Jetzt würden Billy und My vielleicht zusammenziehen, und seine Freundin My und Vanja, die Kollegin, die ihm am nächsten stand und vielleicht seine beste Freundin war – oder jedenfalls seine ehemalige beste Freundin, waren sich noch nie begegnet. War das etwa kein Zeichen dafür, dass es ein bisschen zu schnell ging? Oder war es nur ein Beweis für seine eigene Feigheit, dass er die beiden einander noch nicht vorgestellt hatte? Hatte er deshalb nicht gewollt, dass My ihn ins Terminal begleitete? Er war sich ziemlich sicher, dass Vanja My nicht mögen würde, und das Risiko, dass die Abneigung gegenseitig wäre, war groß.
    Das war ein Problem.
    Allerdings würde es sich wahrscheinlich bald von selbst lösen. Vanja war schon fast auf dem Weg in die USA. Denn er war sich ziemlich sicher, dass sie einen der drei Plätze ergattern würde. Er selbst hatte sich gar nicht erst

Weitere Kostenlose Bücher