Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)
hatte noch ein Ticket gebucht. Am 31. Oktober von Trondheim nach Oslo. Diesen Flug hat sie nie erreicht. Das ist alles, was wir über sie haben.»
«Gute Arbeit», lobte Torkel. «Börje Dahlberg vom IPO hat bisher noch nichts über Patricia Wellton herausfinden können. Sie steht in keinem Register, also spricht vieles dafür, dass der Name ein Alias ist, den sie früher nicht verwendet hat.»
«Kommen wir zu Liz McGo-Irgendwas», übernahm Billy. «Nachdem Ursula den Führerschein in der Handtasche aus Welltons Auto gefunden hatte, haben wir unsere Suche erneut in Frankfurt begonnen. Und tatsächlich haben wir eine Liz McGordon gefunden, die am 28. Oktober dort landete.»
Torkel richtete sich auf seinem Stuhl auf. Er spürte, wie er neue Energie bekam. Das waren richtig gute Neuigkeiten. Langsam kamen sie etwas auf die Spur. Er sah auf die Tafel und auf Billys Notizen.
«Also kam sie einen Tag bevor Patricia Wellton aus Frankfurt abreiste, dort an», stellte er fest.
«Ja …»
Billy wirkte verlegen, registrierte Torkel. Ganz und gar nicht so zufrieden, wie er es eigentlich sein könnte.
«Aber du musst wohl noch einmal Börje anrufen», sagte Billy beinahe entschuldigend. «Denn eine Liz McGordon existiert ebenfalls nicht. Jedenfalls nicht diese.»
«Aber wie zum Teufel …!» Torkel sank erneut in seinem Stuhl zusammen, während er versuchte, die Tragweite dieser Aussage zu begreifen. Zwei Frauennamen. Zwei gefälschte Pässe. So etwas hatte er noch nie erlebt. Was war das hier?
«Wo kam sie her?», fragte Ursula.
«Aus Washington», antwortete Jennifer, und Billy notierte es auf dem Whiteboard. «Mit Delta Airlines. Wir haben keine Informationen darüber, dass sie von Frankfurt weitergereist ist, aber sie hatte ein Rückflugticket. Von Oslo, am 1. November.»
«Und wie wäre sie dorthin gekommen?»
«Das wissen wir nicht.»
Torkel schüttelte die Enttäuschung und die Müdigkeit ab, die er für einen Moment gespürt hatte. Er erhob sich und begann, im Raum auf und ab zu gehen.
«Also reist Liz McGordon am 28. Oktober aus den USA kommend nach Frankfurt. Patricia Wellton fliegt am 29. von Frankfurt nach Stockholm und fährt weiter nach Östersund, wo sie am 30. ein Auto mietet. Am 31. will sie von Trondheim nach Oslo fliegen. Und für den Tag darauf hat Liz McGordon ein Ticket von Oslo zurück nach Washington gebucht.»
Torkel hielt inne und konsultierte noch einmal die Informationen, die Billy auf das Board geschrieben hatte.
«Patricia Wellton und Liz McGordon sind ein und dieselbe Person!»
Über den Raum legte sich Schweigen, bis Torkel fortfuhr: «Aber Patricia oder Liz kommt nicht nach Trondheim, weil sie mit ihrem Auto im Graben landet und jemand es anschließend in Brand steckt. Im Kofferraum liegen die Rucksäcke, die mit großer Wahrscheinlichkeit den Menschen gehörten, deren Skelette jetzt im Fjäll gefunden wurden. Was sagt uns das?»
«Dass sie die vier im Fjäll erschossen hat», antwortete Jennifer.
«Oder dass sie zumindest in den Mord involviert war», relativierte Ursula.
«Wir haben keine Waffe im Auto gefunden.»
Es klang wie eine Feststellung, aber Torkel warf einen fragenden Blick in Ursulas Richtung, den sie mit einem erneuten Kopfschütteln beantwortete.
«Vielleicht hat der Rabe sie geklaut», schlug Billy vor.
«Ich glaube, das hätte er uns gesagt», erwiderte Ursula.
«Vielleicht hatte sie sich der Waffe bereits entledigt», schlug Jennifer vor. «Sie scheint ja ziemlich professionell gewesen zu sein.»
Torkel stellte zu seiner Freude fest, wie sich die Stimmung im Raum veränderte. Alle schienen eifriger, mehr bei der Sache. Sie redeten engagiert, die Antworten kamen schnell. Theorien wurden aufgestellt, festigten oder bestärkten sich. Liz McGordon existierte vielleicht nicht, aber ihr Auftauchen hatte neues Leben in die Ermittlung gebracht. Jetzt mussten sie dranbleiben und neue Ideen entwickeln.
«Wenn wir davon ausgehen, dass Liz und Patricia ein und dieselbe Frau sind, kam sie also aus den USA, nahm in Europa eine neue Identität an, reiste in den Jämtlandfjäll und erschoss die – vermeintliche – Familie, um dann wieder in die USA zu reisen? Alles innerhalb von fünf Tagen. Sie hält sich weniger als vierundzwanzig Stunden in dieser Gegend auf. Und die vier waren mitten im Nirgendwo. Wie hat sie sie ausfindig gemacht?»
«Sie muss genau gewusst haben, wo sie waren.»
«Aber wie?»
«Vielleicht kannte sie die vier?», schlug Jennifer vor. «Es
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