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Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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könnten ja Amerikaner gewesen sein.»
    «Im Rucksack lagen schwedische Kinderbücher», warf Billy ein.
    «Aber es werden keine Schweden vermisst.»
    Alle blickten zu der Karte, die Billy vor einiger Zeit aufgehängt hatte. Es war wirklich ein riesiges Gebiet. Jennifer hatte eine Idee und musste den Reflex unterdrücken, den Arm in die Luft zu recken und mit den Fingern zu schnipsen.
    «Sie könnten mit jemandem zusammen gezeltet haben, der Patricia verriet, wo sie waren. Er oder sie könnte ihr auch geholfen haben, den Mord zu begehen und die Grube auszuheben.»
    Erneutes Schweigen. Eine neue Theorie, die neue Gedanken in Gang setzte. Alle ließen sich das, was Jennifer gesagt hatte, durch den Kopf gehen. Versuchten, die Stärken und Schwächen daran zu analysieren.
    Mehrere Täter.
    «Das würde auch erklären, warum wir kein Zelt gefunden haben», fuhr Jennifer fort. «Patricia nahm die Rucksäcke, ihr Mithelfer das Zelt.»
    «Um was zu tun?», fragte Ursula. Irgendetwas an dieser Überlegung stimmte nicht. «In eine andere Richtung zu verschwinden?»
    «Sie könnten den Fjäll zusammen verlassen haben und aus irgendeinem Grund auf dem Weg nach Trondheim in Streit geraten sein. Der Mithelfer tötet Patricia und fährt allein weiter.»
    «Aber dann hätten wir auch das Zelt im Auto finden müssen. Warum hätte er nur die Rucksäcke dort lassen sollen?»
    Darauf hatte Jennifer auch keine Antwort. An dem, was Ursula sagte, war sicherlich etwas dran.
    Billy nahm den Faden wieder auf. «Jemand brachte sie um, das ist jedenfalls ziemlich sicher. Wenn es nicht der Mithelfer aus dem Gebirge war …»
    «Wenn sie tatsächlich einen hatte», unterbrach Ursula ihn.
    «… dann muss es jemand anders gewesen sein», fuhr Billy fort, ohne auf Ursulas Einwand einzugehen.
    «Ein dritter Täter», sagte Ursula und ließ ihre Skepsis durchklingen.
    Die vorübergehende Energie im Team war genauso schnell wieder verpufft, wie sie sich eingefunden hatte. Mitunter passierte das. Wenn es zu verworren wurde. Zu groß. Wenn mit einem Mal alles möglich war, erschien nichts mehr wahrscheinlich. Torkel ertappte sich dabei, dass er Vanja vermisste. In solchen Situationen war sie unersetzlich. Sie sorgte dafür, dass sie sich auf das Wichtigste konzentrierten und alles andere beiseiteließen. Eine klare Linie einhielten. Torkel wurde schlagartig bewusst, wie wichtig Vanja für sein Team war. Er hoffte, dass es ihr gutging. Dass ihr Vater unschuldig war und sie bald wieder zurückkommen würde.
    «Ein, zwei oder drei Täter, Zelt oder nicht, Waffe oder nicht. Sollten wir nicht lieber auf das zurückkommen, was wir sicher wissen?», fragte er in dem Versuch, das Gespräch wieder in sinnvolle Bahnen zu lenken.
    Es wurde unheilverkündend still im Raum.
    «Haben wir denn gar nichts, das wir mit Sicherheit wissen?»
    «Wir wissen … was wir wissen.» Billy deutete auf das Whiteboard. «Aber viel ist es nicht.»
    «Ich habe einen sehr vorläufigen Bericht von der Rechtsmedizin in Umeå», sagte Ursula und zog einen Ausdruck aus dem kleinen Papierstapel, der vor ihr auf dem Tisch lag. «Sie haben die zahnärztlichen Unterlagen der beiden Holländer erhalten, die unseren Verdacht wahrscheinlich bestätigen. Es sind Jan und Framke Bakker, die wir gefunden haben.»
    «Das ist ja gut.» Torkel konnte seine Enttäuschung nicht verbergen, was Ursula offenbar persönlich nahm.
    «Entschuldige bitte, ich wollte nur etwas berichten, was wir relativ sicher wissen.»
    «Ich weiß, ich weiß, es ist nur …»
    Torkel beendete den Satz nicht. Er begriff, dass sie nicht weiterkommen würden. Nicht an diesem Abend. Nachdem sie das Programm des nächsten Tages kurz durchgegangen waren, beendeten sie die Besprechung.
    Als er allein im Raum war, setzte er sich an das Kopfende des Tisches und stützte das Kinn auf seine Handflächen. Sein Blick blieb an dem Whiteboard hängen, den Fotos, den verschiedenfarbigen Pfeilen, die in Billys Zeitlinie auf verschiedene Schlüsselwörter hinwiesen. Sie wussten lediglich, dass sie auf eine Frau mit zwei gefälschten Pässen gestoßen waren, von denen mindestens einer professionell genug war, um damit zwei Jahre nach den Anschlägen am 11. September aus den USA aus- und wieder einreisen zu können. Torkel seufzte schwer. Er hatte das unbehagliche Gefühl, dass diese Ermittlungen seit eben nicht mehr nur kompliziert waren, sondern teuflisch hoffnungslos kompliziert.

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    S ebastian war gerade mit Elan dabei,

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