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Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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schnell auf, dass ihm kurz schwarz vor Augen wurde, wankte zur Stereoanlage und stellte sie aus.
    «Sebastian, was machst du denn da?», drang es durch die Tür.
    Sebastian erstarrte. Lauschte. Ihm wurde innerlich ganz kalt. Das war nicht Ellinors Stimme. Sondern Vanjas.
    «Ich komme», rief er und eilte durch den Flur zur Tür. Ehe er sie öffnete, hielt er einen Moment inne, plötzlich verunsichert. Konnte das wirklich Vanja sein? Hatte er sich nicht doch verhört? Celine hatte sein Trommelfell immerhin gute drei Minuten lang malträtiert.
    «Vanja, bist du das?», fragte er vorsichtig.
    «Ja!», antwortete sie sofort.
    Sie war es. Vor seiner Tür. Strahlend riss er sie auf, aber seine Freude verflog sofort. Es war Vanja, doch er erkannte sie kaum wieder. Sie wirkte blass und mitgenommen.
    «Was ist passiert?», fragte er besorgt. Sie sah wirklich erbärmlich aus.
    «Ich brauche jemanden zum Reden.»
    Und da bist du zu mir gekommen!
    «Komm rein», sagte er und trat einen Schritt zur Seite.
    Sie betrat den Flur, ihr Gesicht glänzte von Schweiß.
    Von allen Menschen dieser Welt hast du mich gewählt, jetzt, wo du jemanden zum Reden brauchst!
    Sebastian musste sich anstrengen, nicht schon wieder strahlend zu lächeln. Ein Lächeln konnte sie jetzt wohl auf keinen Fall gebrauchen. Jedenfalls kein selbstgefälliges und vergnügtes. Also setzte er eine ernste und seriöse Miene auf.
    «Du bist hier immer willkommen. Wie geht es dir?»
    Sie sah ihn forschend an. «Was hast du eigentlich gerade gemacht? Als ich geklingelt habe?»
    Sebastian verlor für einen Moment den Faden. «Ich … äh … habe geputzt.»
    Vanja musterte ihn skeptisch. Dann musste sie lachen. Vielleicht war es also doch nicht verboten zu lächeln.
    «Du singst beim Putzen?»
    Er nickte gezwungenermaßen. Was sollte er auch sonst tun? Die Wahrheit sagen? Dass er eine seiner Verflossenen ärgern wollte, die womöglich Vanjas Vater ins Gefängnis gebracht hatte? Das würde ihr definitiv nicht gefallen.
    «Das hätte ich nicht von dir gedacht», sagte sie, noch immer in lockerem Ton. «Ich hatte gedacht, du hast eine Putzfrau. Mit der du auch ins Bett gehst.»
    Die Plauderei schien ihr zu helfen, sich zu beruhigen, das merkte er. Also redete er weiter. Damit es ihr besserging. Damit sie bei ihm blieb. Er musste herausfinden, was passiert war.
    «Ich kann bei der Musik einfach gut abschalten.»
    «Celine Dion?»
    «Ja, fürs Putzen ist sie wunderbar. Hast du denn keine solchen kleinen Spleens?»
    Sie nickte. «Doch, aber ich singe nicht ganz so laut.»
    Er zuckte entwaffnend mit den Schultern. «Du weißt doch, so bin ich. Ich übertreibe es eben immer ein bisschen. Oder? Und jetzt komm erst mal herein.»
    Er sah, dass die Farbe wieder ein wenig in ihr Gesicht zurückgekehrt war, und ging vor ihr durch die Wohnung. Sie sah sich mit dieser typischen Neugier um, die er sehr gut kannte.
    «Ich wusste gar nicht, dass du eine so große Wohnung hast», stellte sie fest und konnte nicht verbergen, dass sie beeindruckt war.
    «Wie schon gesagt: Ich übertreibe es immer ein bisschen.»
    «Wenn man es sich leisten kann …»
    «Ja, früher habe ich tatsächlich mal richtig Geld verdient. Komm, wir gehen hierher.»
    Er führte sie ins Wohnzimmer und zu der Sitzgruppe, die unter dem großen Fenster stand. Sie sah einladend aus. Ellinor hatte gegen seinen Willen durchgesetzt, sie umzustellen, aber nun hatte er plötzlich das Gefühl, dass sie eigentlich da stehenbleiben konnte, das Zimmer wirkte dadurch ein bisschen größer.
    «Setz dich schon mal, ich mache uns einen Kaffee.»
    Vanja schüttelte den Kopf. «Ein Glas Wasser genügt mir.»
    Sie nahm auf dem Sofa Platz, während Sebastian in die Küche eilte. Er nahm eine große Karaffe, füllte sie mit Eis, schnitt eine Zitrone auf und legte die Scheiben hinein. Auch darauf hatte Ellinor immer bestanden, aber jetzt kam es ihm plötzlich richtig vor. Er wollte einen möglichst guten Eindruck machen. Wollte einer sein, bei dem man gern häufiger an der Tür klingelte, wenn man jemandem zum Reden brauchte. Er füllte die Karaffe mit Wasser, holte zwei Gläser und ging zu ihr ins Wohnzimmer zurück.
    Als er es betrat, erschrak er darüber, wie klein Vanja aussah. Klein und verletzlich. Sie hatte die Arme über der Brust verschränkt und wirkte angespannt und ernst, die Unbeschwertheit, die sie im Flur ausgestrahlt hatte, schien verschwunden. Sebastian setzte sich ihr gegenüber und versuchte, so verständnisvoll und

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