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Die toten Frauen von Juárez

Die toten Frauen von Juárez

Titel: Die toten Frauen von Juárez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Hawken
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Abgesehen vom Barkeeper waren sie allein; Schichtwechsel war erst in einer Stunde. Die Frau sah Kelly misstrauisch an, als er ihr gegenüber Platz nahm; sie erinnerte sich nicht an ihn. Möglicherweise erkannte sie ihn ohne die Blutergüsse im Gesicht auch nur nicht.
    »Was hast du?«, fragte er sie.
    »No sé de lo que usted está hablando«,
antwortete die Frau und wollte aufstehen.
    Kelly streckte den Arm über den Tisch. Er legte ihr die Hand auf den Unterarm. »He«, sagte er. »Hast du nicht gesagt, du magst
boxeadores

    Die Frau hielt inne. Sie warf einen zweiten Blick auf Kelly. Aus der Nähe betrachtet und ohne den Filter der Erschöpfung sah Kelly, dass sie älter war als er ursprünglich gedacht hatte. Möglicherweise um die fünfzig; ihr Übergewicht glättete die tiefen Falten ein wenig, die die Gesichter der hageren, abgearbeiteten Mütter der Stadt prägten. Er fand sie immer noch nicht attraktiv.
    »Warum hast du nicht gesagt, dass du der weiße Junge bist?«, fragte die Frau schließlich.
    »Wie viele weiße Jungs triffst du denn hier?«
    Die Frau zuckte mit den Schultern und machte es sich wieder auf der Bank bequem. Sie ließ erneut ihr perlweißes Lächeln aufblitzen. »Möchtest du mehr
hierba
? Heute siehst du nicht so mitgenommen aus.«
    »Heute habe ich nicht geboxt«, sagte Kelly.
    »Vielleicht bist du wegen was anderem hier?«
    »Was hast du denn noch anzubieten?«, fragte Kelly.
    »Komm mit und sieh es dir an.«
    Sie führte ihn auf die Damentoilette und ging auf die Knie. Kelly ließ zu, dass sie seinen Schwanz herausholte. Sie lutschte ihn und holte ihm einen runter, und auch wenn es eine Weile dauerte, bis er hart wurde,schaffte sie es schließlich. Kelly drehte sie um und zog ihr die Hose herunter. Die Frau hielt sich am Waschbecken fest, und Kelly fickte sie, ohne ihren schlaffen Arsch mit dem dunklen Spinnennetz von Adern darauf anzusehen. Sie fragte nicht nach einem Kondom, er benutzte keines. Er kam in ihr; als er den Schwanz herauszog, tropfte sie auf den dreckigen Fußboden.
    »Noch mal«, sagte die Frau. »Du kannst ihn mir in den Arsch stecken, wenn du willst.«
    »Nein, danke.«
    Kelly verließ die Toilette als Erster. Er ging zur Bar und trank zwei Bier nacheinander. Der Barkeeper warf Kelly einen Blick zu, den dieser nicht deuten konnte, aber was immer er damit sagen wollte, es konnte nicht schlimmer sein als die Gedanken, die in Kellys Verstand durcheinanderwirbelten. Er hörte die Tür der Damentoilette quietschen, sah aber nicht hin; er spürte, wie die Frau ihn beobachtete. Eine Ewigkeit schien zu vergehen, bis Kelly es über sich brachte und zu ihr ging.
    »Willst du Ständermedizin?«, fragte die Frau Kelly, als er sich wieder setzte. »Ein junger
boxeador
wie du sollte länger ficken können.«
    »Ich habe Schmerzen«, ließ Kelly sie wissen.
    »Okay. Dagegen hab ich was.«
    Sie gab Kelly etwas, das in Plastikfolie eingeschweißt war. Kelly steckte es in die Tasche, ohne es anzusehen. Das Ding wog so gut wie nichts; Kelly konnte das Gewicht eines Päckchens bis auf fast ein Milligramm genau schätzen. Ihm war heiß, seine Achselhöhlen fühlten sich klebrig an.
    Er bot der Frau Geld an. Sie winkte ab. »Heute nicht«, sagte sie.
    »Ich muss gehen«, antwortete Kelly.
    »Nächstes Mal gebe ich dir was, damit dein
aparato
funktioniert«, versprach die Frau Kelly. »Du kannst nicht lange genug, weißer Junge.«
    »Vielleicht mag ich nur deinen fetten Arsch nicht.«
    »Bolillo!«
    »Als ob ich das nicht schon oft genug gehört hätte.« Kelly drehte der Frau den Rücken zu. Sie sagte noch, dass er einen winzigen weißen Pimmel habe. Sogar als er schon auf der Straße stand, keifte die Frau immer noch. Aber da war Kelly in Gedanken schon ganz woanders.

ZWEI
    Er rauchte die erste Hälfte von dem Zeug, weil es sich um so minderwertiges Heroin handelte, dass es sich nicht lohnte, eine Spritze dafür zu versauen. Er focht dabei die ganze Zeit einen inneren Kampf mit sich selbst aus, wusste aber, dass sein Gewissen sich aus reiner Gewohnheit meldete; nach einer Weile hatte selbst das beste Gras nicht mehr die Wirkung des billigsten Heroins.
    Draußen im Freien
motivosa
zu rauchen, war nichts Besonderes, aber Kelly wusste, dass er dieses Zeug besser in den eigenen vier Wänden rauchen sollte. Er schloss die Fenster und zog die Jalousien herunter; in der stehenden Luft brannte ihm der Rauch wie Säuredämpfe in den Augen. Als die Schwere kam, die ganze Anspannung von seinem

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