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Die toten Frauen von Juárez

Die toten Frauen von Juárez

Titel: Die toten Frauen von Juárez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Hawken
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herein.
    Sie war vielleicht keine Schönheit, verkörperte jedoch alles, was Kelly schätzte. Sie besaß breite Hüften und einen üppigen Körper, den die dummen Männer im Norden dick genannt hätten. Kelly mochte ihr kurzes Haar und die braune Haut. Er mochte ihren Geruch.
    »Hi«, sagte Kelly.
    »Dinero«,
antwortete Paloma.
    Kelly gab ihr das Geld. »Du schuldest mir zusätzlich was für die Taxifahrt.«
    »Bezahl dein Taxi selbst«, sagte Paloma. Sie zählte das Geld. Sie trug enge Jeans, die zweitausend Dollar verschwanden in der vorderen Hosentasche. Das Geld für Kelly holte sie aus dem Geldbeutel, den sie danach in die Gesäßtasche stopfte, wie ein Mann.
    Kelly bekam doch etwas zusätzlich für das Taxi. »Danke«, sagte er. »Ich fahre nachts nicht gern Bus.«
    »Taxen sind Beschiss«, sagte Paloma. »Hast du noch ein Bier?«
    »Bedien dich.«
    Kelly saß an dem einen Ende einer wackeligen Bettcouch, Paloma nahm am anderen Platz. Sie tranken und betrachteten einander eine Weile. Kelly spürte ihre Blicke auf den Blutergüssen.
    »Du siehst beschissen aus, Kelly.«
    »Ich muss Geld verdienen. Du und Estéban wart nicht in der Stadt.«
    Paloma nickte. Sie trank Bier wie ihr Bruder: ohne mit der Wimper zu zucken direkt aus der Flasche. Kelly hatte nie gesehen, dass sie eine Spritze anfasste oder auch nur einen Joint rauchte. Auch das mochte er an ihr. »Unsere Cousine Ines hat geheiratet.«
    »Estéban hat davon erzählt. Wie war es?«
    »Besser als
dein
Wochenende.«
    Kelly lachte. Paloma lächelte. Sie hatte Grübchen und außerordentlich weiße Zähne.
    Sie blieben eine Weile sitzen, Paloma erzählte ihm von der Hochzeit. Mazatlán lag an der Pazifikküste, wo es das ganze Jahr über schön war. Kelly hatte dort einmal Klippenspringer gesehen und bei einem einwöchigen Besuch so viel Obst gegessen, dass er sich wie ein Amok laufender Gesundheitsapostel vorgekommen war. Im Vergleich zu Ciudad Juárez war es winzig, aber die Luft war sauberer, die Straßen nicht so übervölkert. Kelly hätte es dort aushalten können, aber Mazatlán war ein Rückzugsort, kein Wohnort.
    Paloma erzählte von einem Treuegelöbnis im Schatten eines weißen Zelts am Strand, mit Blick auf den alten Leuchtturm. Gefolgt von Tanz, Essen und Trinken, Familienstreits und peinlicher Betrunkenheit. »Ich hätte dich eingeladen«, versicherte Paloma, »aber Estéban sagte, du würdest nicht mitkommen wollen.«
    »Nicht mein Ding«, log Kelly.
    »Nächstes Mal«, sagte Paloma.
    »Auf jeden Fall.«
    Das Bier war irgendwann zu Ende, genau wie die Hochzeitsgeschichten. Paloma stand auf, machte das Licht aus und kam zu Kelly auf die Couch. Im Dunkeln schob er ihr die Bluse hoch. Paloma hatte zierliche Brüste; wenn Kelly den Mund darauf presste, spürte er mit der Zunge die kleinen Edelstahlringe in den Brustwarzen. Sie hatte noch andere Piercings – in der Zunge und im Bauchnabel. Der bestickte Stoff ihres grünen Halstuchs schmiegte sich an ihn, als sie sich küssten.
    Kellys Körper schmerzte, aber Paloma war vorsichtig. Sie übernahm die ganze Arbeit, führte ihn ein und gab das Tempo vor. Kelly liebte ihren keuchenden Atem im Ohr, der immer schneller ging, und ihr Haar in seinem Gesicht. Er legte die Hände an ihre Hüften und grub seine Finger ins Fleisch.
    »Ich bin gleich so weit«, sagte Kelly.
    Paloma stieg von Kelly herunter und kniete sich zwischen seine Beine. Ihr Griff war fest, entschlossen, ihr Mund sengend heiß. Er spürte ihr Zungenpiercing. Als er kam, schluckte sie. Danach blieben sie auf der Couch liegen, der trocknende Schweiß kühlte sie ab.
    Zum ersten Mal in dieser Nacht berührte Paloma Kellys Gesicht; behutsam. »Wann hörst du endlich mit den Kämpfen auf?«, fragte sie ihn.
    »Wenn sie mir nichts mehr dafür bezahlen.«
    »Mir gefällt es nicht, wenn deine Nase gebrochen ist. Wie willst du mir da die Muschi lecken?«
    Kelly lächelte in der Dunkelheit. »Wer sagt, dass ich das will?«
    Paloma schlug ihm auf die Schulter, aber nicht sehr fest. »Das solltest du aber besser,
cabrón!
«
    »Ich weiß. Wenn ich wieder fit bin, besorge ich es dir eine Stunde lang.«
    »Wenn du länger als zehn Minuten brauchst, machst du es nicht richtig«, sagte Paloma und lachte. »Vielleicht ist das das Problem.«
    »Ach, fick dich.«
     
    Er war müde, der Alkohol wirkte. Seine Gedanken schweiften ab, und er schlief ein. Als er aufwachte, schien die Sonne zum Fenster herein, und er war allein. Sie hatte eine Decke von der

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