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Die Toten im Schnee: Kriminalroman (German Edition)

Die Toten im Schnee: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Toten im Schnee: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giuliano Pasini
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Ermittlungen zu führen. Je verwickelter, desto mehr habe ich mich reingehängt. Aber immer kam irgendwann der Moment, an dem ich nur Sackgassen vorfand, egal, wohin ich mich auch wandte. Ich hab das immer den toten Punkt genannt. Da bist du jetzt.«
    »Und wie kommt man da wieder raus?«
    »Da gibt’s kein Heilmittel wie gegen eine Erkältung. Ich kann dir nur sagen, was ich gemacht habe: Ich bin auf Abstand zu dem Fall gegangen, zum Tatort, zu den Laboren, zu den Gerichtssälen. So habe ich den Überblick über das Ganze zurückgewonnen. Der einzige Weg, aus einem Labyrinth herauszufinden, ist, es von oben zu betrachten. Innen drin verläuft man sich.«
    Ohne einen Hintergedanken redet Bernini nicht so. »Sie haben bestimmt schon eine Idee, wie ich auf Abstand zu dem Fall gehen könnte.«
    »Du bist ein schlaues Bürschchen, Serra. Ich glaube, es wäre keine schlechte Idee, zum Begräbnis der Zanarinis zu gehen. Das ist heute, in Zocca.«
    »So schnell?«
    »Komische Geschichte. Anscheinend hatte der Priester des Dorfes ganz genaue Instruktionen von den Zanarinis. Er ist ebenso alt wie halsstarrig und hat darauf bestanden, dass die Begräbnisfeierlichkeiten stattfinden, sobald der Fall abgeschlossen ist. Und das ist genau zur selben Zeit wie die Pressekonferenz.«
    »Pressekonferenz?«
    »Um eins im Saal der Kriminaltechnik. Glaubst du, Hört-hört würde sich so einen Leckerbissen entgehen lassen? Ich werde nicht daran teilnehmen können, wegen unumgänglicher, wichtigerer Verpflichtungen, wie man so sagt.«
    Bernini ist zu gewitzt, um vor die Journalisten zu treten und eine Lösung zu präsentieren, von der er nicht überzeugt ist. »Gibt es denn keine Möglichkeit, ihn aufzuhalten?«
    »Ich habe es versucht, und unmittelbar danach habe ich einen Anruf bekommen, der mich nicht gerade höflich aufforderte, mich doch um meinen eigenen Scheiß zu kümmern. Umso schlimmer für ihn: Manchen Leuten kann ein Satz heiße Ohren nur guttun. Aber wenn Sie unbedingt wollen, nur zu.«
    Der Übergang zum formellen Tonfall bedeutet, dass das Gespräch zu Ende ist. Roberto bereitet sich auf die Verabschiedung vor, doch überraschenderweise kehrt Bernini noch einmal zum Du zurück.
    »Dein Vater wäre stolz auf dich. Man erzählt sich von ihm, dass er um jeden Preis die Wahrheit gesucht hat, ohne jemals aufzugeben.«
    Eine Welle der Trauer überschwemmt Roberto. »Und es hat ihn ja in der Tat viel gekostet. Wie mich auch.« Ein bitteres Lächeln. »Vielleicht wäre er nicht ganz so stolz auf mich: Ich vergesse immer noch, die Pistole mitzunehmen. Ein unbewaffneter Polizist ist wie Rom ohne das Kolosseum. Hat er zumindest immer gesagt.«
    Bernini reißt sich zusammen. »Wir sind schon wie zwei missmutige Alte, die nur noch von den guten alten Zeiten reden. Machen Sie sich an die Arbeit. Sofort. Und seien Sie diskret. Es gibt nur mich und Sie, Sie und mich. Trauen Sie niemand anderem. Niemandem.«

2
    A ls er sich meldet, ist Sernagiotto so aufgeregt wie ein Junge vor seiner ersten Verabredung. »Bernini wird mich die Pressekonferenz leiten lassen, ich werde verkünden, wie ich den Täter gefunden habe!« Er sprudelt förmlich über. »Ich habe Himmel und Erde in Bewegung versetzt. Ein Heer aus Experten hat die ganze Nacht durchgearbeitet. Dieses Mal, Partner, ist meine Spur die richtige. Die Resultate sind eindeutig: Wenn es nicht Guerzoni war, der die drei umgebracht hat, dann war’s sein homozygoter Zwilling.«
    Roberto versucht, seinen Enthusiasmus zu dämpfen. »Und hast du auch nur die leiseste Idee, welches Motiv Guerzoni für den Mord an den Zanarinis gehabt haben könnte? Hat er sie zufällig ausgewählt? Kannte er sie?«
    Sernagiotto lacht höhnisch auf. »Serra, verfolg die Pressekonferenz, dann wirst du meine Beweisführung hören. Apropos: Soll ich den Journalisten sagen, dass du mir geholfen hast?«
    Dieses Angebot muss nach seiner Werteskala eine Geste unermesslicher Großherzigkeit sein.
    »Das ist mir vollkommen egal. Ich hätte nur gern, dass du deinen Leuten genug Zeit lässt, um in Ruhe zu arbeiten, und mir, um die Berichte zu studieren. Thesen sind nicht genug. Man braucht auch Beweise.«
    Ein wieherndes Lachen dringt aus dem Hörer. »Der große Serra hört sich schon ganz wie Questore Bernini an. Aber es heißt ja auch, du wärst sein Delfin, der für ihn durch jeden Reifen springt. Sperr die Ohren auf: Ich liste dir die Beweise auf.«
    Er lässt die übliche theatralische Pause verstreichen, dann hebt er

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