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Die Toten im Schnee: Kriminalroman (German Edition)

Die Toten im Schnee: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Toten im Schnee: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giuliano Pasini
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Welt haben werden, um sich behandeln zu lassen.«
    Die Rückkehr zum Sie bedeutet, dass dies eine Verpflichtung ist, die Bernini offiziell auf sich nimmt. Aber Roberto reicht das nicht. »Das wird mein letzter Fall sein. Wenn ich mich den Schrecken eines solchen Falles aussetze, weckt das das Schlechteste in mir. Ich kann den Tanz nicht zurückdrängen. Ich brauche einen sicheren Zufluchtsort. Mit oder ohne Alice.«
    »Halt durch, mein Junge.«
    »Immer dieselben Ratschläge: Halt durch, gib nicht auf. Aber sogar Sie haben eines Tages die Spezialeinheit aufgegeben und die Toten, die Sie mit sich geschleppt haben. Warum sollte ich das nicht dürfen?«
    »Das ist jetzt nicht der rechte Augenblick, um darüber zu sprechen, Serra. Sie sind zu aufgewühlt.« Dem Tonfall des Questore nach ist er da nicht der Einzige.
                    
    Das zweite Telefonat soll die Aussage des Bürgermeisters verifizieren. Geboren am Ende des Krieges, aber mit einer schweren Bürde: die Behinderung und die Erinnerungen seiner Mutter. Sein Motiv wäre stärker als das von Berto Guerzoni. Er schüttelt den Kopf. Du suchst schon wieder die Gründe für das, was 1995 geschehen ist, in den Ereignissen von 1945.
    Er wählt die Nummer, die ihm Sernagiottos Freundin auf dem Anrufbeantworter hinterlassen hat. Sonia Guerriero bestätigt, dass der Anruf von Berto Guerzoni bei Raimondi weniger als zwei Sekunden lang war. Derjenige bei der Rettungswache hingegen hatte über drei Minuten gedauert.
    Guerzoni hat mit Rende gesprochen. Aber als er die Stimme von Raimondis Frau hörte, hat er auch schon wieder aufgelegt. Er wollte nur mit dem Bürgermeister sprechen, der aber behauptet, er wisse nicht, warum.
    Bleibt noch das letzte Telefonat. Er sucht die Nummer der Universität Bologna heraus. Nach diversen Weiterleitungen wird er von einem Assistenten der Geschichtsfakultät gestoppt: »Der Professor genießt seinen wohlverdienten Urlaub, der Glückliche, und ich bin nicht autorisiert, Ihnen seine Privatnummer zu geben.«
    Virgilio Aldrovandi ist kein häufiger Name. Im Telefonbuch von Bologna taucht er nur einmal auf. Warum es nicht probieren? Nachdem er es lange hat klingeln lassen, meldet sich eine gebieterische, aber müde Stimme, die zu einem sehr viel älteren Menschen zu gehören scheint, als auf dem Umschlagfoto abgebildet.
    In Formulierungen einer längst vergangenen Zeit bestätigt er, »jener Professor Aldrovandi zu sein, der Die Wölfe kommen geschrieben hat«, und erklärt sich zu einem Treffen am morgigen Tag bereit. Er entschuldigt sich, dass er nicht nach Case Rosse kommen kann, weil »sich die Sicht hin und wieder eintrübt, wofür kein anderer Grund als mein Alter heranzuziehen ist. Unglücklicherweise handelt es sich dabei um ein Übel, das nicht reversibel ist.« Er nennt eine Bar auf der Piazza Maggiore, dem Hauptplatz der Stadt. »In einem Kraftakt überbordender Phantasie haben sie es Caffè Maggiore genannt. Es ist nichts Besonderes, aber sie servieren dort einen sehr guten Tee.«
    Robertos Magen verkrampft sich. Unter den unzähligen Bars und Restaurants einer Stadt, die für die Vielfalt ihrer Lokale berühmt ist, hat der Professor ausgerechnet jenes ausgewählt, in dem das Treffen mit dem eilfertigen Angestellten des Einwohnermeldeamts stattgefunden hatte, der ihm Alices Geheimnis bestätigt hatte. Es kehrt alles wieder. Nichts vergeht.
    Als er gerade wieder aufstehen will, fällt sein Blick auf eine Papierkugel unter dem Schreibtisch. Er hebt sie auf und streicht sie mit den Händen auseinander. Das Perimeter des Falls, weggeworfen nach der Entdeckung von Berto Guerzonis Leiche. Ich dachte, es sei alles zu Ende. Stattdessen muss alles erst noch anfangen.
    Mit Kugelschreiber zeichnet er einen weiteren Kreis neben jeden der bereits vorhandenen. In den neuen Kreis »Opfer« schreibt er ZWANZIG GEFALLENE , DREIZEHN MITGLIEDER DER FAMILIE FERRI . Bei Tatzeitpunkt steht ein weiterer Neujahrstag, der von 1945. Der Tatort ist der Monte della Libertà. Mit einer Linie verbindet er ihn mit dem Kreis, in dem steht COLLE DELLA GUARDIA . Der Tathergang ist derselbe: Exekution. Diese Mal jedoch steht der Schuldige mit Sicherheit fest. Unter BERTO GUERZONI , so kräftig unterstrichen, dass das Papier eingerissen ist, schreibt er ENRICO ZANARINI , DER HENKER DES APENNINS .
    Die Toten der Vergangenheit strecken denjenigen der Gegenwart die Hand hin. Es sind zwei Fälle, in denen ermittelt werden muss.
    Es fehlen die Kreise für

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