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Die toten Mädchen von Villette

Die toten Mädchen von Villette

Titel: Die toten Mädchen von Villette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Hedström
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Marie Wastia mit dunklen Locken und sich verheißungsvoll wiegenden Hüften weg. Das Wichtige war Jean-Pierre. Er war unschuldig, und Martine hatte es begriffen und ihn trotz allen Drucks freigelassen. Das war das Wichtige, das war das, woran sie denken sollte.

    – Ich habe auch ein paar neue Ideen, sagte Martine zu Christian, wir können wohl eine kleine, informelle Sitzung einberufen.
    Annick Dardenne kam hinter Christian herein. Sie sah ungewöhnlich blaß aus, als hätte sie sich gerade übergeben. Sie ließen sich um Martines Konferenztisch nieder. Sie zögerte eine Weile, entschied sich dann aber dafür, Willy Bourgeois nicht heraufzubitten. Es war besser, wenn er mit seinen deutschen Kontakten weiterarbeitete.
    Christian erzählte zuerst, was bei den Kriminaltechnikern herausgekommen war. Das Resultat war mager. An den Kleidern der ermordeten Mädchen fanden sich Haare und Fasern, die möglicherweise in einem Gerichtsverfahren von Nutzen sein konnten, aber das setzte voraus, daß siejemanden hatten, den sie vor Gericht stellen konnten. Ohne verdächtigen Täter waren sie bis auf weiteres wertlos.
    – Es gibt ja Spuren von Jean-Pierre Wastia und jede Menge Haare von Schrott-Bernards menschenfressenden Wachhunden, sie müssen aus dem Lastwagen gekommen sein. Ich habe gehört, daß du Wastia freigelassen hast?
    Martine nickte.
    – Ja, es gibt auch Haare von mehreren anderen, besonders an Sabrinas Kleidern, aber wir wissen ja von den Fernsehbildern, daß halb Villette sie nach der Prozession umarmt hat, und dann haben sich die Mädchen im Menschengewimmel vorwärtsgedrängelt und saßen schließlich in einer überfüllten Bar. Genausogut können der Bürgermeister oder der Dompropst Spuren hinterlassen haben. Wie gesagt, wertlos, bis wir einen wirklichen Verdächtigen haben. Und der Tatort selbst war ein Reinfall, er hat ihn wirklich mit Sorgfalt gewählt. Ach ja, und er muß ja irgendwie dorthin- und wieder weggekommen sein, vermutlich im Mietwagen, wenn er nicht aus Villette ist, aber noch haben wir niemanden gefunden, dem zu der Zeit an der Straße überhaupt etwas aufgefallen ist. Das ist vielleicht kein Wunder, es gibt nicht so viele Häuser entlang dieser Strecke, und die, die da wohnen, waren entweder im Zentrum oder saßen zu Hause vor dem Fernseher und sahen bei der Fußball-WM Brasilien Kamerun vermöbeln. Schlimmstenfalls müssen wir jeden Typen kontrollieren, der am Mordtag einen Mietwagen gehabt hat, aber es ist ja nicht mal sicher, daß er ihn hier in Villette gemietet hat. Ich glaube nicht, daß wir diesen Fall durch Routinearbeit lösen, hier ist göttliche Inspiration gefordert. Ist dir vielleicht welche zugefallen? Ansonsten sollten wir zur Kathedrale rüberlatschen, ein paar Kerzen anzünden und ein Gebet sprechen.
    Christian sah niedergeschlagen aus. Aber er wurde wieder munter, als Martine von dem Parallelfall in Fontainebleau und dem roten Faden erzählte, der die äußeren Umstände um den Mord in Fontainebleau und die beiden Mordfälle in Villette verband.
    – Ein Typ, der auf europäische Treffen fährt und das seit mehreren Jahren, sagte er langsam, den müßten wir einkreisen können. Und hier, glaube ich, paßt Annicks kleiner Einfall rein wie die Hand in den Handschuh. Laß uns hören, Annick!
    Annick sah auf den Tisch und drehte nervös einen Stift zwischen den Fingern.
    – Ja, sagte sie, da, glaube ich, muß ich zuerst etwas erzählen, das mit dem Fall nichts zu tun hat, das aber meine Art, ihn zu sehen, beeinflußt hat. Es war nämlich so, daß ich, als ich fünfzehn war, »entdeckt« wurde und in einer Modellagentur in Paris gelandet bin und eine Weile ziemlich in Mode war, ich war sogar auf dem Titel der französischen Vogue.
    Sie lächelte dünn und sah sich um, als erwarte sie, daß jemand das, was sie sagte, in Frage stellte. Martine war erstaunt, aber bei weitem nicht schockiert. Sie hatte immer gefunden, daß Annick Dardennes diskrete Erscheinung eher Ergebnis einer durchdachten Imagepflege war und nichts zu tun hatte mit einer mangelnden Fähigkeit, das Bestmögliche aus dem eigenen Aussehen zu machen. Und einmal, auf einem Fest von einem von Thomas’ Universitätskollegen, hatte sie eine andere Annick gesehen, die sich geschminkt und in Abendkleid und hohen Absätzen in Schale geworfen hatte. Sie hatte sie zunächst nicht einmal wiedererkannt.
    – Ich habe aufgehört, fuhr Annick fort, als meine besteFreundin in der Agentur, sie hieß Marie, auf einem Schloß in der

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