Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die toten Mädchen von Villette

Die toten Mädchen von Villette

Titel: Die toten Mädchen von Villette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Hedström
Vom Netzwerk:
das nicht die Situation dafür war.
    – Gut, daß du zurück bist, sagte Bruno mit rauher Stimme, waren die Scheißbullen lästig?
    – Nicht besonders, sagte Jean-Pierre, eine Nacht in der Zelle war man wohl auch manchmal beim Regiment. Und Julies Chefin, diese Untersuchungsrichterin, scheint ja etwas Verstand im Kopf zu haben. Was ist das für ein Auto, das erkenne ich nicht wieder?
    – Ich konnte es von Giulio kaufen, gegen ein paar von den Autos, die Thierry hergerichtet hat, sagte Bruno, ich dachte übrigens, du könntest den Anhänger nehmen und zu Thierry rüberfahren und ein paar Autos holen, die er morgen fertighaben wollte.
    Julie spitzte die Ohren. Das hier klang nicht gut.
    – Nein, Bruno, sagte sie bestimmt, ich halte es für das beste, daß Jean-Pierre sich von deinen Geschäften fernhält, zumindest so lange, bis der Dreifachmord aufgeklärt ist. Du solltest vielleicht zum Regiment zurückfahren, Jean-Pierre, auch wenn du noch Urlaub hast?
    Der Cousin zuckte die Achseln.
    – Vielleicht, sagte er gleichgültig.
    Während sie redeten, hatte Bruno das Auto gestartet und war in die Rue des Chanoines eingebogen. Sie glitten langsam am Annex des Justizpalastes vorbei. Julie sah, daß einige Journalisten vor dem Haupteingang standen. Es war wirklich klug gewesen, dafür zu sorgen, daß Jean-Pierre auf einem anderen Weg herauskam. Ein paar der Journalisten drehten sich um und sahen zu dem aufsehenerregenden Auto, und Julie war dankbar für die schützenden dunklen Scheiben.
    Als sie auf den Parkplatz vor Brunos Firma einbogen, sahen sie sofort, daß alle Glasscheiben wieder eingeschlagen waren. Bruno war es irgendwie gelungen, das zerschlageneGlas im Laufe des Sonntags auszutauschen, aber das war offenbar verlorene Liebesmüh gewesen.
    – Nee, verdammt, sagte Bruno und stellte den Motor ab.
    Jean-Pierre sagte nichts, riß die Autotür auf und stürzte sich in die verwüstete Halle. Julie zögerte, aber folgte ihm dann. Sie ahnte, daß ihr Cousin seine Frustration loswerden wollte, indem er seine Fäuste einsetzte, und deshalb hoffte sie, daß die Eindringlinge hatten verschwinden können.
    Aber so einfach war es nicht. Sie hörte ein Geräusch, etwas, das hinunterfiel, und Jean-Pierres Stimme, die rief:
    – Bleib stehen, verdammt noch mal!
    Julie trat vorsichtig durch die Tür ein. Es war dunkel in der Halle, so dunkel, daß es kaum möglich war, die Farben der Autos darin zu unterscheiden. Aber ganz hinten fiel ein Streifen Licht durch die halb offene Tür zum Hinterhof.
    Sie ging hin und guckte hinaus. Brunos unaufgeräumter Hinterhof endete an einer anderthalb Meter hohen Mauer, hinter der ein Parkplatz lag. Es gab eine Tür in der Mauer, die vom Hof aus mit einem Schlüssel verschlossen wurde. Aber jetzt war die Tür zu und der Schlüssel weg. Jean-Pierre war im Begriff, sich über die Mauer zu schwingen. Bevor Julie etwas sagen konnte, war er über der Mauerkrone und sprang auf der anderen Seite hinunter.
    Sie wartete gespannt. Sie hörte erregte Stimmen, dann das Geräusch eines Motorrads, das startete.
    Nach einer Weile ging die Tür in der Mauer auf, und Jean-Pierre kam zurück. Vor sich her schob er einen Mann um die fünfundzwanzig, blaß und mit kurzen Haaren, gekleidet in eine helle Freizeithose und ein kurzärmeliges Hemd. Er sah ängstlich aus.
    – Der andere Typ ist entkommen, sagte Jean-Pierre, die haben den Schlüssel mitgenommen, und das hat mich aufgehalten.
    – Und was haben wir denn hier, sagte Bruno, der hinter Julie auf den Hof gekommen war. Er machte ein paar Schritte an ihr vorbei und stellte sich vor den Eindringling, unangenehm nahe, und fixierte ihn mit seinen kalten, schwarzen Augen.
    – Und wie heißt du, sagte Bruno mit seiner sanftesten Stimme, du kannst hier doch nicht so zu Besuch kommen, ohne dich vorzustellen, das wäre ja unhöflich.
    Der Mann wand sich in Jean-Pierres Griff, sagte aber nichts. Jetzt sah er völlig verängstigt aus.
    – Die Frage ist, was wir jetzt machen, sagte Bruno nachdenklich, ich hatte eigentlich gerade die Absicht, die Wachhunde meines Vaters zu holen und sie hier loszulassen. Das sollte ich vielleicht tun, du wartest hier so lange, und dann werden wir sehen, was Aki und Amar von dir halten. Auf der anderen Seite glaube ich, daß mein Junge hier gern ein kleines Gespräch mit dir führen würde, du weißt, er hatte es ein bißchen schwer in den letzten Tagen und ist jetzt recht irritiert. Ja, das wird wohl das beste sein. Du weißt sicher,

Weitere Kostenlose Bücher