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Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition)

Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Cleave
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Sache um Vater Julian, oder? Um Stewart? Und jetzt haben Sie das Foto. Sie haben es von ihm. Er ist tot, Rachel ist tot, und es steckt noch mehr dahinter, richtig? Darum sind Sie hier.«
    »Was ist passiert, nachdem Sie das Baby zur Welt gebracht haben?«
    »Es gab bereits vor Rachels Geburt einiges zu klären. Wir waren uns einig, dass eine Abtreibung nicht in Frage kommt. Das hätte er nicht zugelassen, und ich habe es sowieso nicht in Betracht gezogen. Mir war klar, dass er nicht mit mir zusammenleben konnte, dass ich sie alleine großziehen würde, aber das hat für mich nicht das Ende der Welt bedeutet. Auch wenn ich die ersten anderthalb Jahre meinen Job aufgeben musste. Stewart sicherte mir seine Unterstützung zu. Dafür eröffneten wir jeder ein Konto. Nachdem ich geheiratet hatte, musste Stewart zwar nicht mehr ganz so viel überweisen, trotzdem zahlte er weiter. Sonst habe ich nichts von ihm verlangt, und er hat mich auch nie darum gebeten, Rachel zu sehen.«
    Ich denke eine Weile darüber nach und bin mir sicher, dass das noch nicht die ganze Geschichte ist. Wenn Julian auch der Vater der anderen Kinder war, hat er für sie ebenfalls Unterhalt gezahlt? Wenn ja, woher hatte er das Geld? Ich lasse das Gespräch einfach weiterlaufen, nehme mir aber vor, später noch mal darauf zurückzukommen.
    »Wusste Rachel davon?«
    »Als sie alt genug war, wurde ihr klar, dass Michael nicht ihr richtiger Vater war. Sie hat mich zwar gefragt, wer ihr Vater ist, aber ich habe es ihr nie erzählt.« Sie trinkt einen weiteren Schluck. »Ich könnte wirklich was Stärkeres vertragen. Was ist mit Ihnen?«
    »Ich bleibe bei meinem Wasser«, sage ich und nippe daran, um ihr zu demonstrieren, wie zufrieden ich damit bin.
    »Gut, dann bleibe ich auch dabei. Ich weiß, wie das klingt, ausgerechnet von einem Priester schwanger zu werden, aber … also, ich bereue es nicht. Damals war einfach alles anders. Vater Julian … hört sich komisch an, wenn ich ihn so nenne, oder? Der Vater meines Kindes, und jetzt nenne ich ihn Vater Julian statt Stewart. Ich frage mich, ob das was zu bedeuten hat.«
    »Keine Ahnung.«
    »Hören Sie sich das an, ich schweife ab.«
    »Nein, bitte, alles ist wichtig.«
    »Damals war Stewart ein junger Mann, und er sah einfach umwerfend aus. Wahnsinnig gut. Ich glaube, die Frauen sind nur in die Kirche gegangen, um einen Blick auf ihn werfen zu können, und nicht, um zu hören, was er zu sagen hatte. Er besaß eine Anziehungskraft, die weit über gutes Aussehen hinausging. Alle mochten ihn, er war sehr charmant und liebenswürdig. Aber er war auch einsam, sehr, sehr einsam, und er wirkte verletzlich – was ihn nur noch attraktiver machte. Eines Tages konnte er diese Einsamkeit nicht mehr ertragen, und mir ging’s genauso, und wir, wir … na ja, Sie wissen, was dann passiert ist. Wie auch immer, er hat nie ein Wort darüber verloren, nachdem wir … auf diese Weise zusammen waren. Er war sehr emotional, und obwohl er wusste, dass es ein Fehler war, konnten wir nicht dagegen an. Er sagte zu mir, er habe in meiner Nähe das Gefühl, als wäre er nicht er selbst, als wäre er ein anderer Mann. Ich denke, er war ein guter Mensch, der den falschen Beruf gewählt hatte.«
    »Haben Sie ihm das je gesagt?«
    »Mehr als einmal. Aber er meinte, das Priesteramt sei seine wahre Berufung, dass er den Menschen helfen und auf diese Weise noch mehr Gutes tun könne. Es war kaum auszuhalten. Er hatte sich so sehr der Kirche verschrieben, dass er jedes Mal, wenn wir zusammen waren, schrecklich litt. Schließlich hab ich Schluss gemacht, es ging nicht anders. Ich wollte nicht, doch was blieb mir anderes übrig? Es hat ihn innerlich zerrissen. Einen Monat, nachdem wir aufgehört hatten, uns zu treffen, merkte ich, dass ich schwanger war.«
    »Wie hat er reagiert, als Sie es ihm erzählten?«
    »Er wollte das Richtige tun, nur dass das nicht mit seinem Konzept von dem, was richtig ist, zusammenpasste. Es war, als würde er tagtäglich einen inneren Kampf mit sich selbst austragen. Ich fürchte, das blieb sein ganzes Leben lang so. Er hatte nicht vor, das Priesteramt aufzugeben, um mit mir zusammenzuleben; und wäre die Sache rausgekommen, hätte er nicht weiter als Priester tätig sein können. Darum haben wir Stillschweigen bewahrt. Ich hörte sogar auf, in die Kirche zu gehen.« Sie betupft mit den Fingerknöcheln die Unterseite ihrer Augen und wischt ein paar Tränen fort, dann nimmt sie einen weiteren Schluck von ihrem

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