Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition)
und fordert mich auf zu unterschreiben. Er berichtet mir, dass der Tatort wieder freigegeben wurde, und als ich ihn frage, wie die Ermittlungen laufen, sagt er, ganz gut. Er führt das nicht weiter aus, was bedeutet, dass er es mir entweder nicht erzählen will oder dass es schlecht läuft.
»Tut mir leid, Tate, ich hab keine Zeit, um dich mit Informationen zu versorgen. Herrgott noch mal, für deinen Leichenfund hättest du dir wirklich keinen ungünstigeren Zeitpunkt aussuchen können.«
»Für wen? Für sie oder für dich?«
Er stöhnt auf. »Es ist dieser verdammte Schlächter-Fall. Der Kerl ist uns irgendwie immer einen Schritt voraus. Ich hab echt keine Ahnung, woran das liegt, aber wir kommen kaum weiter. Verdammt, wir sind völlig unterbesetzt, wir brauchen einfach mehr Leute. So einfach ist das.«
»Bietest du mir etwa einen Job an?«
»Wirklich komisch, Tate. Du bist noch witziger, als ich dich in Erinnerung hatte. Besonders nach deinem Auftritt letzte Nacht.«
»Was meinst du damit?«
»Du hast einen Fehler gemacht. Das sieht wirklich nicht gut aus, Mann. Freunde bei der Polizei? Herrgott, warum hast du das gesagt?«
»Wovon …« Doch dann fällt der Groschen. Ich fahre mir mit der Hand übers Gesicht und kneife mir ins Kinn. »Mein Gott.«
»Ja. Jetzt hast du’s kapiert.«
»Sie hat mich reingelegt, was?«
»Falls du es dir anschauen willst, es gibt eine Kopie davon. Der Zutritt zum Medienraum steht dir frei.«
Im Medienraum ist Platz für vier Personen, vorausgesetzt, keine davon ist übergewichtig; an den Wänden stehen Rechner und Monitore. Artikel, die mit den aktuellen Fällen zu tun haben, werden in der Datenbank, Fernsehberichte auf Festplatte gespeichert. Schroder spielt den Beitrag ab.
»Das kam heute Morgen«, sagt er. »Um sieben, um acht und um neun. Wahrscheinlich warten sie bis zwölf, um es noch mal zu zeigen, falls sie sonst nichts mehr haben.«
Ich stehe neben meinem Wagen und trete nach vorne zum Fernsehteam. Aus ihrer Sicht hätten sie keinen besseren Zeitpunkt wählen können, um mich zu filmen. Aus meiner Sicht keinen schlimmeren. Mein Hemd und mein Gesicht sind voller Blut, und in meinem Haar hängen Stückchen von etwas, das verdächtig nach Knochen und Hirnmasse aussieht. Meine Haut ist aschfahl, und ich habe dunkle Ringe unter den Augen. Ich wirke, als wäre ich eine der Personen, die man in den Särgen gefunden hat.
Die Reporterin spricht mit mir, und ich antworte, aber man versteht nichts von dem, was ich sage, denn der Ton wurde runtergefahren. Lediglich Casey Horwells Kommentar ist zu hören; dazu zeigen sie die Einstellung von mir vor meinem Haus, dann Bilder vom Friedhof. Während sie weiterredet, wird immer wieder zwischen beiden hin und her geschnitten.
… arbeitete früher als Detective bei der Polizei von Christchurch und hat sich die letzten zwei Jahre als privater Ermittler durchgeschlagen. Er erklärte sich bereit, vor seinem Haus mit uns zu sprechen und uns einige Aspekte des Falls zu erläutern. Die Frage, warum man ihn nicht in Gewahrsam genommen hat, um die weiteren Ermittlungen im Mord an Bruce Alderman abzuwarten, konnte er jedoch nicht beantworten.
Man sieht mich immer noch reden. Natürlich handelt es sich lediglich um unser kleines Wortgeplänkel, bei dem ich sie bitte, ihren Wagen wegzufahren, und ihnen erkläre, dass ich keinen Kommentar abgebe, und was ich sonst noch gesagt habe, um sie loszuwerden, aber es hat den Anschein, als würden wir uns ernsthaft unterhalten. Dann der nächste Schnitt, und Casey Horwell steht vor der Kamera, im Hintergrund der Transporter. Ich könnte wetten, dass sie direkt hinter der nächsten Kurve rangefahren sind, um sie dort zu filmen.
Inzwischen ist es zwei Jahre her, dass der Mann, der den Tod von Theodore Tates Tochter verschuldet hat, spurlos verschwand, und obwohl die Ermittlungen nie eingestellt wurden, macht sich offensichtlich niemand mehr die Mühe herauszufinden, was damals wirklich passiert ist. Das Verschwinden des Mannes führte schließlich dazu, dass Detective Tate den Polizeidienst quittieren musste. Letzte Nacht nun wurde Bruce Alderman in Theodore Tates Büro auf brutale Weise ermordet, und wieder scheint es, als ließe man ihn davonkommen. Man muss sich wirklich fragen, was für Kräfte am Werk sind, dass so ein Mann weiter frei herumläuft, anstatt für seine Taten zur Rechenschaft gezogen zu werden …
Der Beitrag schneidet wieder zu mir, wie ich vor meinem Wagen stehe. Und ich
Weitere Kostenlose Bücher