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Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition)

Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Cleave
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aber die Schaufelkerben am Sarg deuten darauf hin, dass vor ihr Henry Martins drinlag. Wie auch immer, ich würde sagen, dass sie kurz nach seiner Beerdigung in den Sarg gesteckt wurde. Wir sind kurz davor, sie zu identifizieren. Landry hat bereits einen Namen; wir warten nur noch auf die Bestätigung durch die zahnärztlichen Unterlagen.«
    Es hat keinen Sinn, Tracey zu sagen, dass ich längst Bescheid weiß. Das würde nur unangenehme Fragen aufwerfen, und die warten sowieso noch auf mich, sobald Schroder rausfindet, wer das Mädchen ist und mit ihrer Familie spricht. Gestern hat Rachel Tylers Mutter das Tor zur Hoffnung aufgestoßen. Heute wird sie es für immer schließen.
    »Du weißt was, stimmt’s?«, sagt sie und presst die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen.
    »Wie ist sie gestorben?«
    »Wer ist sie, Theo?«
    »Jemand, der zu jung war zum Sterben.«
    »Sind sie das nicht immer?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht.« Ich werfe einen Blick auf einen anderen Tisch, wo ein Mann liegt, der aussieht, als hätte er bereits gelebt, als dieses Gebäude vor hundert Jahren errichtet wurde. Ich frage mich, ob auch er gedacht hat, er sei zu jung zum Sterben, oder ob er es gar nicht abwarten konnte, es hinter sich zu bringen. »Aber ich möchte was für sie tun. Kannst du mir sagen, wie sie gestorben ist?«
    »Es war kein schneller Tod. Aber das war dir vermutlich bereits klar, als wir den Sarg geöffnet haben. Ihr Zungenbein ist gebrochen. Sie wurde erwürgt.«
    »Wurde sie sexuell missbraucht?«
    »Nach so einer langen Zeit lässt sich das unmöglich sagen.«
    »Als sie tot war, hat man ihr was anderes angezogen, richtig? Was verrät dir das?«
    »Gar nichts. Das ist nur ein Hinweis.«
    »Würde.«
    »Was?«
    »Das hat Bruce Alderman gestern Nacht zu mir gesagt. Ich weiß immer noch nicht, was er damit gemeint hat.«
    Tracey zuckt die Achseln. »Das liegt außerhalb meines Zuständigkeitsbereichs, Theo.«
    Ich blicke hinunter auf Rachel Tyler; über ihren mumifizierten Körper verläuft ein großer, y-förmiger Schnitt. Man hat sie nicht wieder zusammengenäht, denn sie ist fast völlig skelettiert. Sie sieht nicht mal mehr aus wie ein Mensch. Sie ist nur noch ein Gerippe. Eine Hülle. Etwas, das man zur Bordsteinkante kickt, etwas, das man in den Müll wirft. Wenn Bruce ihr das angetan hat, ist er gestern Nacht glimpflich davongekommen. Ich hätte ihm nicht bloß eine Kugel in den Kopf gejagt.
    »Sonst nichts?«, frage ich.
    »Was erwartest du noch?«
    »Keine Ahnung. Irgendwas, das mir weiterhilft.«
    Tracey schenkt mir ein kurzes Lächeln, dann deckt sie Rachel wieder zu.
    »Vielleicht hätte es uns weitergeholfen, wenn wir irgendeinen Gegenstand bei ihr gefunden hätten. Keine Ahnung – ein Schmuckstück vielleicht. Oder einen Ring.«
    »Was ist mit dem anderen Mädchen? Schroder meinte, du hättest noch eins hier.«
    »Ich bin nicht befugt, darüber zu sprechen.«
    »Sie wurde ebenfalls erwürgt, oder?«
    »Viel Glück, Theo. Einerseits hoffe ich, dass du den Täter vor der Polizei aufspürst. Andererseits wünsche ich mir, dass du die Finger von der Sache lässt.«
    Auf dem Weg nach draußen komme ich an Bruce Aldermans Leiche vorbei. Sie liegt entkleidet auf einer Stahlplatte. An der Unterseite seines Kinns klafft ein Loch, ein weiteres in seiner Schädeldecke. In diesem Moment frage ich mich zum ersten Mal, woher er die Pistole hatte.
    Im Flur drücke ich den Knopf für den Aufzug, kurz darauf öffnen sich die Türen, und Landry steht vor mir. Sein Anzug ist zerknittert, als hätte er darin geschlafen, und er hat sich, seit ich ihm gestern Nacht begegnet bin, nicht rasiert. Neben ihm steht Sidney Alderman. Er ist blass; und seine Augen huschen hin und her, als würde er nach etwas Ausschau halten. Zuerst blickt er an mir vorbei, doch dann scheint er zu begreifen, wen er da vor sich hat. Als er nach vorne stürzt, schlägt mir eine Alkoholfahne entgegen.
    »Du Arschloch«, brüllt er, während er aus dem Fahrstuhl springt und mit der Faust auf mein Kinn zielt, doch ich trete zurück, und Landry erwischt Alderman an der Rückseite seines Hemds, so dass dieser das Gleichgewicht verliert. Erst kracht Aldermans Faust und einen Moment später sein Gesicht gegen die Wand. »Du hast meinen Sohn umgebracht!«
    »Das reicht«, brüllt Landry.
    »Er hat meinen Jungen umgebracht!« Alderman stemmt sich von der Wand weg, allerdings nur so weit, wie Landry ihn lässt. Seine Fingerknöchel bluten. »Warum ist er nicht im

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