Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition)
werden jetzt endlich Licht in die Sache bringen.«
»Dann mache ich es mir besser mal bequem«, antworte ich und lehne mich auf meinem Stuhl zurück.
Kapitel 37
Schroder hatte recht, und auch wieder nicht. Er hatte recht, dass es eine lange Nacht wird. Und unrecht, was das Licht betrifft. Wie aufs Stichwort erschien Landry im Zimmer, doch ihr routinemäßiger Versuch, etwas aus mir herauszuquetschen, wurde durch die Mordwaffe über den Haufen geworfen. Ihnen war klar, dass sie irgendjemand bei mir deponiert hatte, und das war ihr Problem. Für sie wäre es besser gewesen, wenn sie den Hammer nicht gefunden hätten. Sie behielten mich lange genug da, um mir noch mal dieselben Fragen zu stellen und um sicherzugehen, dass die Leute, die mein Haus durchsuchten, genug Zeit hatten. Und bis sie überzeugt waren, dass sie nichts mehr aus mir rauskriegen würden. Landry hätte mich am liebsten wieder eingesperrt, und Schroder hätte da wahrscheinlich auch mitgespielt, doch letztlich hatten sie nichts in der Hand, um mich weiter festzusetzen. Selbst für das Blut und den Dreck an meinem Körper hatte ich eine Erklärung parat: Um einen klaren Kopf zu kriegen, hätte ich einen Spaziergang gemacht und sei unglücklich gestürzt. Die beiden haben mir das zwar nicht abgekauft, doch das war egal.
Ein Streifenpolizist fährt mich jetzt nach Hause. Er macht sich erst gar nicht die Mühe, ein Gespräch in Gang zu bringen.
Da meine Haustür verschlossen ist und ich immer noch nicht im Besitz meiner Schlüssel bin, benutze ich das kaputte Fenster. Schroder hat es gar nicht erwähnt; er wird schon wissen, warum. Mein Haus ist nicht gerade ordentlicher als vorher, nachdem die Polizei es durchsucht hat. Die Artikel und Bilder, die ich in meinem provisorischen Büro aufgehängt hatte, sind alle fort. Nur die Nadellöcher in den Wänden sind noch da. Der Computer und meine Notizen sind ebenfalls fort, sogar das Whiteboard haben sie mitgenommen. Landry wird alles durchforsten und mich erneut vorladen, um mir weitere Fragen zu stellen – vielleicht sogar noch heute.
Ich koche mir einen Kaffee und werde vom Koffein gerade wach genug, um zu realisieren, dass ich vor lauter Müdigkeit nicht weiß, was ich als Nächstes tun soll. Ich habe noch keine Zeit gehabt, mir Gedanken über Vater Julians Tod zu machen. Zu überlegen, inwiefern das meine Ermittlungen beeinflusst. Wurde er umgebracht, weil sich ihm ein Mörder anvertraut hat? Oder aus einem anderen Grund?
Der Kaffee schmeckt gut, allerdings nicht so gut, dass ich Lust auf einen zweiten bekomme. Also schlurfe ich ins Schlafzimmer. Es ist das reinste Chaos. Die Matratze liegt verkehrt herum im Bett. Sie haben sämtliche Schubladen herausgezogen, den Kleiderschrank geöffnet und den Inhalt herausgezerrt.
Dann gehe ich hinunter in die Waschküche und werfe einen Blick auf die Waschmaschine. Das Programm wurde unterbrochen. Die Kleidungsstücke, die ich eingefüllt habe, sind drum herum verstreut. An einigen sind Blutflecken, vom Unfall und vom Ausflug in die Wälder, aber sie stammen alle von mir.
Ich springe kurz unter die Dusche. Daxter steht dabei und sieht mir zu. Ich gebe ihm Futter, und er wirkt dankbar.
Es ist fast sechs Uhr morgens, als ich ins Bett falle. Wahrscheinlich tun Landry und Schroder gerade dasselbe. Ich will den Wecker stellen, kann mich jedoch für keine Uhrzeit entscheiden, also schalte ich ihn aus. Dann vergrabe ich meinen Kopf in den Kissen und versuche zu schlafen.
Kapitel 38
Die Wohnung hinter ihr ist voller warmer Farben, doch meine Nachbarin wirft mir einen eisigen Blick zu.
»Wofür wollen Sie mein Telefon benutzen, Theo?«
»Meins ist kaputt.«
»Glauben Sie etwa, die Polizei hat es angezapft? Gut möglich. Immerhin ist sie die ganze Nacht da gewesen. Was Sie getan haben, war wirklich dumm.«
»Ich weiß.«
»Wirklich dumm. Und das, nachdem Sie Ihre Kleine verloren haben.«
»Kann ich Ihr Telefon benutzen oder nicht?«
Für ein paar Sekunden starrt Mrs. Adams mich wortlos an, und ihr ist anzumerken, dass sie mit sich ringt. Sie möchte nicht, dass ich hereinkomme. Die Frau, die wie eine durchschnittliche Großmutter aussieht und mir nach Emilys Tod ein ganzes Jahr lang mindestens einmal pro Woche eine warme Mahlzeit vorbeigebracht hat. Die Frau, die hin und wieder in meinem Garten Unkraut jätet oder die Sträucher stutzt. Stets hat sie mich mit einem Lächeln und Winken begrüßt und hatte ein paar tröstende Worte für mich übrig: dass
Weitere Kostenlose Bücher