Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition)
Büro eingerichtet«, sagt Schroder. »Eine Art Kommandozentrale.«
»Wollt ihr mir das auch noch zur Last legen?«
»Mach verdammt noch mal den Mund auf«, sagt er, und jetzt wird er ebenfalls wütend. »Du hast Vater Julian nicht ohne Grund beschattet. Glaubst du, er hat Sidney Alderman getötet?«
Er lehnt sich auf seinem Stuhl zurück.
»Nein, ich glaube, das ist nicht der Grund«, fährt Schroder fort. »Deswegen würdest du ihn nicht beschatten. Der Mord an einem alten, zornigen, pensionierten Friedhofswärter wäre dir egal. Es muss noch was anderes sein. Du hast ihn beschattet, weil du glaubst, dass er was mit dem Tod der Mädchen zu tun hat. Dein Büro ist voller Sachen, die mit diesem Fall zu tun haben und mit Vater Julian. Die Wände sind mit Fotos und Artikeln übersät. Weil du glaubst, dass es zwischen beiden eine Verbindung gibt. Wir hatten Sidney Alderman unter Verdacht. Erst recht nach seinem Verschwinden. Wir dachten, er wäre abgehauen. Du hast das nicht geglaubt und stattdessen Vater Julian im Auge behalten. Er gehörte für uns ebenfalls zum Kreis der Verdächtigen, wie jeder, der irgendwas mit dem Friedhof zu tun hatte. Aber Alderman hatten wir besonders auf dem Kieker. Darum haben wir die Suche nach ihm fortgesetzt. Aber du wusstest offensichtlich mehr als wir. Als hättest du die Suche nach Sidney Alderman aufgegeben, weil du keinen Sinn mehr darin gesehen hast. Entweder hast du ihn für unschuldig gehalten oder nicht mehr damit gerechnet, dass er jemals wieder auftaucht. So wie vor zwei Jahren Quentin James. Was von beidem?«
»Sag du’s mir.«
»Du glaubst also, dass Julian die Mädchen getötet hat. Wir werden bald wissen, ob du mit deiner Vermutung richtig gelegen hast. Inzwischen erzählst du uns, was mit Sidney Alderman passiert ist.«
»Ich weiß es nicht.«
»Aber du wusstest genug, um nicht weiter nach ihm zu suchen. Warum hast du dich ganz auf Vater Julian konzentriert?«
»Du irrst dich.«
»Und warum hast du ihn getötet?«
»Das hab ich nicht.«
»Das hier führt zu nichts«, sagt Landry. »Zeig ihm die Waffe.«
»Die Waffe?«, frage ich, plötzlich verwirrt.
Auf Landrys Gesicht macht sich ein süffisantes Grinsen breit. »Ja, die Waffe, Sherlock. Hab ich doch gesagt, all die Jahre bei der Polizei hast du einen Scheißdreck gelernt. Wir haben dein Haus durchsucht, vergessen? Hast du etwa geglaubt, wir würden ihn nicht finden?«
Schroder schnappt sich den letzten Plastikbeutel aus der Schachtel und zeigt ihn mir. Darin befindet sich mein Hammer. Voller Blut. Und ich weiß jetzt schon, dass Vater Julian damit umgebracht wurde.
Kapitel 36
»Du hast ihn einen Monat lang beschattet und hältst ihn für einen Mörder. Bis zu dieser Verfügung und sogar noch danach hast du jeden Tag mit deinem Wagen vor der Kirche gestanden. Und trotzdem willst du uns weismachen, dass du nichts mit seinem Tod zu tun hast«, sagt Schroder, während er langsam die Mordwaffe hinlegt, als würde er einen bis zum Rand gefüllten Becher balancieren. Er deponiert sie mitten auf dem Tisch, für jeden von uns in Reichweite. Vielleicht hofft er, dass ich mich auf den Hammer stürze. Landry ganz bestimmt. Er möchte, dass das hier augenblicklich zu Ende ist.
»Wo habt ihr ihn gefunden?«
»Wo du ihn liegen gelassen hast«, antwortet Landry.
»Ich möchte jetzt gerne mit meinem Anwalt sprechen.«
»Das wollen sie immer, wenn sie schuldig sind«, sagt Landry zu Schroder, dann wendet er sich wieder an mich. »Komm schon, Tate, du weißt, wie das läuft. Früher hast du das immer gehasst.«
»Was?«
»Wenn der Täter weiterhin alles abgestritten hat, obwohl die Beweislast erdrückend war.«
»Ihr habt gar nichts.«
»Nichts? Willst du mich verarschen?«
»Dann sag uns, warum hast du ihn beschattet?«, fragt Schroder. »Komm schon, Tate, wenn er schuldig ist, lass dir helfen. Ich meine, verdammt, wenn rauskommt, dass er die Mädchen umgebracht hat, verleihen wir dir am Ende womöglich noch’ne Medaille. Erzähl uns einfach, was passiert ist. Wir sind doch ein Team.«
»Ich habe ihn nicht getötet«, sage ich, doch meine Teamgefährten glauben mir nicht.
Ich brauche was zu trinken.
»Lass uns ein paar Minuten allein«, sagt Schroder. Landry macht ein wütendes Gesicht, doch das ist nur Show. Bevor sie ins Zimmer gekommen sind, haben sie sich ihre Stichworte zurechtgelegt, und das ist der Moment, in dem Schroder mein Freund wird.
Wortlos verlässt Landry das Zimmer. Das gehört zum
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