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Die toten Seelen: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Die toten Seelen: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Die toten Seelen: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai Gogol
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der Koch mit Wasser begossen hat; er klemmte den Schwanz zwischen die Beine und ließ die Ohren hängen. Das Petersburger Leben war ihm schon ein bißchen in den Kopf gestiegen; er hatte schon etwas davon gekostet. Und nun sollte er, weiß der Teufel, wie elend leben; Genüsse gab’s für ihn nicht mehr, Sie verstehen. Na, und er war ein frischer, gesunder Mensch, mit einem Appetit geradezu wie ein Wolf. Manchmal kommt er an so einem Restaurant vorüber, und der Koch, Sie können sich das vorstellen, ein Ausländer, ein Franzose mit offenem, ehrlichem Gesichte, in feinster holländischer Leinwand, mit einer gewissermaßen schneeweißen Schürze, arbeitet da an irgendwelchem Frikassee, an Koteletts mit Trüffeln, kurz, an irgendeiner Delikatesse, so daß man geradezu sich selbst vor Appetit aufessen möchte. Oder er kommt an dem Laden von Miljutin vorbei, und da sieht aus dem Schaufenster gewissermaßen so ein Lachs heraus, ein Schächtelchen Kirschen zu fünf Rubel, eine Melone, so groß wie eine Postkutsche, und sucht sozusagen einen Dummkopf, der dafür hundert Rubel bezahlt; kurz, auf Schritt und Tritt Verführung; das Wasser läuft einem, um mich so auszudrücken, im Munde zusammen, und er soll warten! Stellen Sie sich nur seine Lage vor: auf der einen Seite sozusagen der Lachs und die Melone, und auf der andern Seite präsentiert man ihm sozusagen ein bitteres Gericht mit der Benennung ›morgen‹. – ›Ach was‹, denkt er, ›mögen sie mir tun, was sie wollen; ich gehe hin‹, sagt er, ›ich will die ganze Kommission und alle Präsidenten auf die Beine bringen und ihnen sagen: Da soll doch ein Donnerwetter dreinschlagen!‹ Und wirklich, dreist und frech, wie er war, hatte er zwar keinen Verstand im Kopfe, Sie verstehen, aber viel Courage. Er kommt zur Kommission. ›Nun, was gibt’s?‹ fragt man ihn. ›Warum kommen Sie noch einmal? Sie haben ja schon Bescheid erhalten.‹ – ›Aber ich bitte Sie‹, erwidert er, ›ein so elendes Dasein führen, das kann ich nicht. Es ist mir ein Bedürfnis‹, sagt er, ›Kotelett zu essen und eine Flasche französischen Wein zu trinken und mich ein bißchen zu amüsieren, ins Theater zu gehen, Sie verstehen.‹ – ›Na, entschuldigen Sie‹, sagt der Präsident, ›was solche Dinge anlangt, da müssen Sie sich sozusagen gewissermaßen gedulden. Es sind Ihnen die Mittel zu Ihrem Unterhalte gegeben, bis die Entscheidung herauskommt, und ohne Zweifel werden Sie belohnt werden, wie es sich gehört: denn es gibt noch kein Beispiel dafür, daß bei uns in Rußland jemand, der, um mich so auszudrücken, dem Vaterlande Dienste erwiesen hat, ohne Versorgung geblieben wäre. Aber wenn Sie schon jetzt sich an Koteletts delektieren wollen und ins Theater gehen wollen, Sie verstehen, dann müssen Sie uns schon entschuldigen. In diesem Falle müssen Sie sich selbst die dazu nötigen Mittel beschaffen und versuchen, sich selbst zu helfen.‹ Aber auf meinen Kopjeikin, Sie können sich das vorstellen, machte das nicht den geringsten Eindruck. Diese Worte prallten an ihm ab, wie wenn man Erbsen gegen eine Mauer wirft. Er machte einen furchtbaren Spektakel und sagte allen die ärgsten Grobheiten! Alle diese Direktoren und Sekretäre, alle begann er auszuschelten und herunterzumachen … ›Aber ihr seid ja …‹ (ein Schimpfwort), sagte er; ›aber ihr seid ja …‹ (ein anderes Schimpfwort), sagte er; ›aber ihr kennt ja eure Pflicht und Schuldigkeit nicht; ihr handelt ja gegen die Gesetze!‹ sagte er. Alle bekamen gehörig etwas ab. Da kam ihm ein General in den Wurf, der, Sie verstehen, einem ganz anderen Ressort angehörte; aber auch den kanzelte er ab, mein Herr! Er rief einen furchtbaren Aufruhr hervor! Was soll man mit einem solchen rabiaten Menschen anfangen? Der Präsident sieht ein, daß man, um mich so auszudrücken, zu strengeren Maßregeln greifen müsse. ›Gut‹, sagt er, ›wenn Sie mit dem, was man Ihnen gibt, nicht zufrieden sein und gewissermaßen hier in der Hauptstadt die Entscheidung Ihres Schicksals ruhig abwarten wollen, dann werde ich Sie nach Ihrem Heimatorte transportieren lassen. Man rufe‹, sagt er, ›den Feldjäger, um ihn nach seinem Heimatorte zu transportieren!‹ Der Feldjäger aber steht, Sie verstehen, schon hinter der Tür: ein drei Ellen langer Kerl, und eine Hand hat er, Sie können sich das vorstellen, die von der Natur selbst für einen Hausknecht geschaffen ist, kurz, so ein rechter Zahnbrecher. Also wird denn unser Knecht

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