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Die toten Seelen: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Die toten Seelen: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Die toten Seelen: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai Gogol
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ersten Tagen gekneipt! Wirklich, es war ein ganz ausgezeichneter Jahrmarkt. Selbst die Kaufleute sagten, daß er noch nie so gut besucht gewesen sei. Alles, was meine Leute aus dem Dorfe hingebracht hatten, haben sie zu den vorteilhaftesten Preisen verkauft. Ach, Bruder, wie haben wir gekneipt! Selbst jetzt, wenn ich nur daran denke … hol’s der Teufel! Schade nur, daß du nicht dabei warst! Stelle dir vor, daß drei Werst von der Stadt ein Dragonerregiment lag. Kannst du es glauben: die Offiziere, so viele ihrer waren, schon allein vierzig Offiziere, waren in der Stadt … Als wir zu trinken anfingen, Bruder … Der Stabsrittmeister Pozjelujew … das ist ein prächtiger Mensch! So einen Schnurrbart hat er, Bruder! Den Bordeaux nennt er einfach Schlampe. ›Bring uns Schlampe, Bruder!‹ sagt er zum Wirt. Der Leutnant Kuwschinnikow … Ach, Bruder, was für ein allerliebster Mensch! Man kann sagen, ein idealer Kneipbruder. Ich war mit ihm immer zusammen. Und was hat uns Ponamarew für Wein verabfolgt! Du mußt wissen, daß er ein Schurke ist und man in seinem Laden nichts kaufen darf; den Wein versetzt er mit allerlei Zeug: mit Sandelholz, verbranntem Kork, und sogar Holunder tut der Schuft hinein; aber dafür, wenn er aus einem abgelegenen Zimmerchen, das bei ihm das besondere Zimmerchen heißt, ein Fläschchen holt, na, Bruder, dann befindest du dich einfach im Elysium. Der Champagner bei ihm war von einer Güte … was ist dagegen der des Gouverneurs? Einfach Kwas. Stelle dir vor, wir tranken nicht Clicquot, sondern einen Clicquot-matradour; das bedeutet einen doppelten Clicquot. Und dann gab er uns noch ein Fläschchen französischen Wein mit der Benennung Bonbon. Der Geruch? Nach Rosen und allem möglichen! Nein, haben wir gekneipt! … Nach uns kam irgendein Fürst an und schickte nach dem Laden, um Champagner holen zu lassen – aber auch nicht eine Flasche war in der ganzen Stadt aufzutreiben: allen hatten die Offiziere ausgetrunken. Kannst du es glauben: ich allein habe während eines Diners siebzehn Flaschen Champagner ausgetrunken!«
    »Na, siebzehn Flaschen trinkst du nicht aus«, bemerkte der Blonde.
    »So wahr ich ein ehrlicher Mensch bin, ich habe sie ausgetrunken«, antwortete Nosdrew.
    »Da kannst du sagen, was du willst, aber ich sage dir, du trinkst auch nicht zehn aus.«
    »Na, willst du wetten, daß ich sie austrinke?«
    »Wozu sollen wir wetten?«
    »Na, setze dein Gewehr, das du in der Stadt gekauft hast.«
    »Ich mag nicht.«
    »Na, setze es doch, probiere es!«
    »Ich mag es nicht probieren.«
    »Du würdest deine Flinte loswerden, wie wenn dir der Wind die Mütze vom Kopfe wehte. Ach, Bruder Tschitschikow, wie leid hat es mir getan, daß du nicht da warst! Ich weiß, du hättest dich von dem Leutnant Kuwschinnikow gar nicht trennen können. Wie schön hättet ihr zusammengestimmt! Das ist ein anderer Kerl als der Staatsanwalt und all die anderen Geizkragen in unserer Gouvernementsstadt, die um jede Kopeke zittern. Der spielt dir Landsknecht und Pharao und alles, was du nur willst, Bruder. Ach, Tschitschikow, was hätte es dir denn für Mühe gemacht, hinzukommen? Wirklich, ein Schweinhund bist du gewesen, ein Esel, daß du nicht gekommen bist! Küsse mich, mein Teuerster; ich liebe dich herzlich! Sieh mal, Mischujew: uns beide hat das Schicksal zusammengeführt! Na, was wußte er von mir oder ich von ihm? Aber da ist er Gott weiß von wo hergekommen, gerade hierher, wo ich wohne … Und wieviel Equipagen da waren, Bruder, und alles en gros. In einer Würfelbude habe ich auch gespielt und zwei Töpfe Pomade, eine Porzellantasse und eine Gitarre gewonnen; dann habe ich es wieder alles mit einemmal gesetzt und verloren, so eine Gemeinheit, und noch sechs Rubel obendrein. Und wenn du wüßtest, was dieser Kuwschinnikow für ein Courmacher ist! Ich und er, wir waren fast auf allen Bällen. Da war eine so fein geputzte Dame, mit Rüschen und Spitzen, weiß der Teufel, was sie alles anhatte! Ich dachte bei mir nur: ›Hol’s der Teufel!‹ Aber Kuwschinnikow, dieser Racker, setzte sich zu ihr und machte ihr auf französisch die wundervollsten Komplimente. Kannst du es glauben: selbst einfache Bauersfrauen attackierte er. Er nennt das: ›Erdbeeren pflücken‹. Und Fische waren auf den Markt gebracht, gedörrte Störe, wundervoll! Ich habe mir einen mitgenommen: nur gut, daß ich auf den Gedanken, einen zu kaufen, kam, als ich noch Geld hatte. Wohin fährst du jetzt?«
    »Ich fahre zu einem

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