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Die Toten Vom Karst

Die Toten Vom Karst

Titel: Die Toten Vom Karst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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erklärte der Tenente die Inspektion für abgeschlossen.
    »Sie kommen mit uns«, sagte er zu Marasi. »Sie und Ihre Männer. Wir nehmen das Protokoll in der Capitaneria auf. Sie müssen mit einer Anzeige wegen fahrlässiger Tötung rechnen. Der Kutter wird bis zum Abschluß der Untersuchung versiegelt. Sie dürfen ihn nicht benutzen und nicht betreten.«
    »Wir müssen noch das Netz auf die Mole bringen. Es hat Schäden. Wir müssen es später reparieren.«
    »Machen Sie das, Marasi. Aber schnell. Schließen Sie dann ab und geben Sie mir die Schlüssel. Dann fahren wir.«
    Sie faßten zu dritt an. Das Netz war schwer. Die Männer der Capitaneria standen daneben und schauten zu. Nicoletta wartete noch immer auf der Mole. Breitbeinig stand sie da und packte zu, als sie das Netz hinüber hievten. Sie wartete, bis ihr Vater den Kutter abschloß, an Land ging und die Schlüssel übergab.
    »Ruf mich an, wenn du fertig bist. Ich hole dich ab und fahr dich dann nach Hause.«
    »Laß nur, Nicoletta«, Ugo Marasi schüttelte den Kopf. »Ich komme danach bei dir vorbei. Fahr jetzt zu Giuliano nach Hause und bring es ihnen bei. Sag, ich käme später zu ihnen.«
    Dann folgten die drei Männer den Beamten zu den Dienstwagen.
    In der Capitaneria mußten sie ihre Papiere abgeben. Marasis Lizenz wurde eingezogen. Man verhörte sie einzeln. Das Protokoll war kurz. Wortkarg waren sie ohnehin, aber gegenüber den Behörden waren sie verschlossen. Was konnte der Staat schon Gutes bringen? Genehmigungen, Kontrollen, Strafen, Krieg, Vertreibung. »Das was du hast, hast du, sonst nichts. Gib es nicht preis«, hatte Luca einmal an einem Morgen in der Bar gesagt, nachdem sie eine mühselige Routinekontrolle hinter sich hatten, bei der die Ausrüstung kleinlichst überprüft wurde. Die Maschenweite der Netze wurde beanstandet. Sie zogen damit zu kleine und zu junge Fische aus dem Meer, wie das fast alle ihrer Kollegen zu jener Zeit taten. Die Strafe war gesalzen: fünf Millionen Lire und Lizenzentzug für drei Monate. Gerade zu der Zeit, als der Golf von Triest vor Makrelen wimmelte. Sie hatten nicht mit den Beamten diskutiert, nicht versucht, sich herauszureden. Schweigend hatten sie sich auch damals die Vorwürfe angehört, die Fragen nicht beantwortet. Sie waren ein eingespieltes Team, das nicht einmal unter Folter viel geredet hätte. Reden war einfach nicht ihre Sache.
     
    Die Aussagen der beiden anderen lasen sich ähnlich. Sie unterschieden sich nur in einem Punkt: Wer von ihnen die leere weiße Styroporkiste über Bord geworfen hatte, auch wenn es sinnlos war. Sonst war auch aus ihnen nichts herauszubekommen. Man hatte einen nach dem anderen entlassen. Marasi war der letzte, den sie vernahmen. Er wartete bewegungslos auf einer Bank im Flur. Als Mario herauskam, schauten sie sich wortlos an.
    »Ciao!« sagte er mit grimmigem Blick und ging den Flur hinab zum Ausgang.
    »Ciao«, murmelte Marasi leise, die Augen starr auf die gegenüberliegende Wand gerichtet.
    Luca sah er nicht mehr. Als er hereingerufen wurde, hatte man ihn bereits durch eine andere Tür entlassen.
     
    Den Personalien folgten in der Niederschrift des Protokolls wenige Sätze.
    »Weshalb sind Sie bei diesem Wetter hinausgefahren?«
    »Warum nicht?« hatte Mario angegeben. »Weil wir immer fahren«, sagte Luca.
    »Wir fahren bei jedem Wetter«, war Marasis Antwort.
    »Sie wußten, daß es gefährlich war.«
    »Ja.«
    »Und Sie sind dennoch gefahren?«
    »Die Adria ist kein Meer, sie ist ein See!«
    »Sie tragen die Verantwortung für Ihre Männer!«
    »Ja.«
    »Warum also sind Sie gefahren?«
    »Da unten ist das Meer ruhiger.«
    »Wir haben Sie gewarnt. Hier das Protokoll des Funkspruchs.«
    »Ich weiß.«
    »Wie ist es passiert?«
    »Giuliano ging über Bord.«
    »Wie?«
    »Etwas stimmte nicht. Er ging nach hinten, um nachzusehen.«
    »Was stimmte nicht?«
    »Irgend etwas mit dem Netz. Es hakte.«
    »Und?«
    »Er hat nachgesehen.«
    »Und?«
    »Und dann ist er über Bord gegangen.«
    »Haben Sie nicht versucht ihm zu helfen?«
    »Ich konnte ihm nicht helfen.«
    »Was haben Sie gemacht?«
    »Den Kutter gewendet. Das Meer mit dem Scheinwerfer abgesucht.«
    »Haben Sie keine Schwimmwesten getragen?«
    »Nein. Mario warf eine Kiste aus Sryropor raus.«
    »Wie lange haben Sie gesucht?«
    »Drei Stunden.«
    »Haben Sie Hilfe angefordert?«
    »Da war niemand, der hätte helfen können.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Bei dem Wetter fährt niemand.«
    »Aber Sie sind

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