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Die Toten Vom Karst

Die Toten Vom Karst

Titel: Die Toten Vom Karst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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sich um und ging zur Tür, stieß sie auf und stampfte davon.
    »Ein harter Knochen, diese Frau«, sagte Galvano.
    »Meinen Sie, die hat das gerade mitbekommen?«
    »Und wenn? Aber keine Sorge, ich glaube nicht. Willst du einen Cognac?«
    »Ja, bitte. Aber einen großen!«
    »Was war los?«
    Laurenti faßte den Vorfall in wenigen Sätzen zusammen.
    Sie gingen in Galvanos Büro hinüber und setzten sich. Der Arzt nahm eine Flasche und zwei Gläser aus dem Schrank hinter seinem Schreibtisch und schenkte ein.
    »Ja«, sagte Galvano schließlich. »Ich erinnere mich noch an die Berichte von damals. Das beschäftigte die Leute lange. Aber man hat nie herausgefunden, wer die Täter waren. Und es ist auch nicht klar, wieviel davon mit der Zeit zur Legende wurde und was wirklich geschah. Wie so oft.«
    »Trauen Sie ihr zu, daß sie die Familie in Contovello in die Luft gejagt hat?«
    Galvano zuckte die Achseln. »Ich hab schon so viel gesehen in meinem Leben, warum nicht? Aber warum hätte sie es tun sollen?«
    »Wenn die Marasis wirklich davon überzeugt waren, daß der alte Gubian diese Violetta auf dem Gewissen hatte, wäre das vielleicht ein Grund. Sie selbst, Doktor, sagten: Familie gegen Familie, und daß die Zeit die Wunden nicht heile!«
    Galvano hob die Flasche. Laurenti schob sein Glas hinüber.
    »Geben Sie mir bitte eine Zigarette!« Er rieb sich wieder die Wange, die noch immer brannte.
    »Nein«, warf Galvano schließlich in die Stille. »Ich glaube nicht, daß sie es war. Dann hätte sie jetzt nicht so reagiert. Einen Eifersuchtsmord traue ich der ohne weiteres zu, aber keine Hinrichtung. Wer so impulsiv ist, taugt dazu nicht.«
    »Ich auch nicht, Doc. Die ist zwar eine harte Nummer oder tut wenigstens so. Aber vermutlich ist sie extrem verletzlich. Mal sehen, vielleicht lasse ich sie beobachten. Aber davor müssen wir überprüfen, ob ihr Vater am Sonntag nachmittag in Triest war oder nicht. Ob er ein Alibi hat oder nicht.«
    »Rühr nicht zu sehr in diesen alten Sachen rum, Laurenti! Da machst du dir nur unnötig das Leben schwer.«
    »Mal sehen.« Er steckte die Menthol-Dunhill an, die ihm nicht schmeckte, aber ein bißchen beruhigte. Er zog den Rauch tief ein und stieß ihn stumm wieder aus. Galvano lehnte sich in seinem Schreibtischsessel zurück.
    »Sag mal, Laurenti, gestern abend, die Dame, die hat dir gut gefallen, nicht wahr?« fragte er nach einer Weile gemeinsamen Schweigens.
    Laurenti errötete, er fühlte sich ertappt. »Sehr sympathisch, ja, und äußerst kompetent, wie mir scheint.«
    »Haha, kompetent? Sicher, Laurenti, sicher.« Galvano meckerte sein spöttisches Lachen. »Sei auf der Hut! Die packt dich ein wie nichts! Und dann hast du wirklich ein Problem. Ich sagte zwar, du solltest dir eine Geliebte suchen, aber nicht, daß du dich verlieben sollst! Paß bloß auf!«
     
    *
    Als Proteo Laurenti am Mittwoch abend nach der Befragung Bruna Sagliettis nach Hause gekommen war, hatte er keine Lust mehr gehabt, sauber zu machen, und seinem Sohn vorgeschlagen, essen zu gehen. Die Küche konnten sie auch am nächsten Tag aufräumen oder am Wochenende, überhaupt die ganze Wohnung, den Saustall, den die beiden männlichen Vertreter der Familie in so kurzer Zeit verursacht hatten. Marco hatte wieder Freunde zu Besuch, die er wegschickte, als sein Vater nach Hause kam. Nur der Zigarettenqualm hing noch schwer in Flur und Wohnzimmer. Auch daran merkte man, daß Laura nicht da war. Sie konnte die Qualmerei in der Wohnung nicht ertragen und machte nur eine Ausnahme, wenn Gäste da waren. Dann rauchte sie nach dem Essen sogar selbst.
    Proteo meinte, nach diesem verfluchten Tag hätten sie beide ein gutes Abendessen verdient und Marco war damit einverstanden. Es war nicht weit von der Via Diaz zu den Rive, wo gegenüber dem alten Fischmarkt das »Nastro Azzurro« lag. Es waren wenig Gäste da, und der Wirt sagte, sie könnten sich einen Tisch aussuchen. Laurenti wählte den üblichen Vierertisch hinter der ersten Säule, doch gerade als er sich setzen wollte, sah er hinter der Ecke Doktor Galvano in Begleitung der kroatischen Staatsanwältin sitzen, die ihn schon gesehen hatte und winkte.
    »Komm mit«, sagte er zu Marco. »Wir müssen mal eben ›Guten Abend‹ sagen.«
    »Die Herren Laurenti, Vater und Sohn!« sagte Galvano, der sich erhob. »Darf ich Ihnen eine ganz besonders nette …«
    »Wir kennen uns schon.« Živa Ravno gab ihm die Hand.
    »Mein Sohn Marco«, sagte Laurenti. »Hat der alte Kauz

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