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Die Toten Vom Karst

Die Toten Vom Karst

Titel: Die Toten Vom Karst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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schaute sie zuerst verwundert an, wollte bereits ablehnen, doch dann verstand er. Seine Wange brannte noch immer. Nicoletta hatte wirklich einen herben Schlag.
    »Die RAI kommt um elf Uhr. Ich konnte dich nirgends erreichen und sie ließen sich nicht abwimmeln. Sie sagten, sie kämen auf gut Glück. Es ist für die Mittagsnachrichten.«
    »Und auf dem Telefonino?« Laurenti tastete in seiner Jacke nach dem Mobiltelefon, zog es heraus und sah, daß die Batterie leer war. Das Ladegerät war natürlich zu Hause. »Naja. Ging wohl nicht. Was wollen sie?«
    »Ein Statement wegen Marasi. Was ist mit deiner Wange? Das sieht ja übel aus!«
    »Erzähl ich dir noch. Was soll ich ihnen sagen? Das Übliche, wenn wir nichts wissen? Hast du die Liste fertig mit den Angehörigen, Besatzung, Freunde, Kollegen?«
    »Ja, Sgubin ist bereits unterwegs, wollte sich die Tochter vornehmen, hat sie aber nicht angetroffen. Er ist jetzt den ganzen Nachmittag in Contovello im Mobilen Kommissariat. Als nächstes wären zwei Männer aus der Besatzung dran. Ich habe versucht, sie vorzuladen.« Marietta zeigte auf die Liste. »Hier, bei diesem, Luca Vidulini, habe ich die Frau zu Hause erwischt und ausgerichtet, daß er für sechzehn Uhr vorgeladen ist. Den anderen habe ich nicht erreicht, aber es ist eine Streife unterwegs, die ihm die Ladung in den Briefkasten wirft. Dieser Mario, heißt er, Mario, find ich grad nicht …«
    »Das ist gut. Ich fahre gleich zum Hafen, wenn das Fernsehen weg ist. Mal sehen, ob ich dort jemanden erwische.«
    Es klopfte und drei Personen vom Fernsehen traten ein, beladen mit Kamera, Mikrofon und einer Menge Kabeln. Einer stellte sich als zuständiger Reporter vor, während Kameramann und Techniker sich darüber verständigten, welches der beste Winkel sei.
    Proteo Laurenti schaute auf die Uhr.
    »Es dauert nicht lange, Commissario«, sagte der Reporter. »Geben Sie nur ein kurzes Statement zum Stand der Ermittlungen, dann sind wir schon wieder weg. Ich schlage vor, daß Sie sich vor die Karte an der Wand stellen, dann haben wir das Licht von vorne. Darf ich rauchen? Die Jungs sind gleich soweit …« Der Mann tanzte unruhig vor Laurenti herum und wartete dessen Antwort nicht einmal ab, zog die Schachtel Zigaretten aus der Jackentasche und bot Laurenti eine an. Der wollte schon ablehnen, griff dann aber doch zu.
    »Oh, das sieht ja schlimm aus«, sagte der Journalist auf einmal und betrachtete interessiert Laurentis Wange. »Das war wohl keine einfache Situation. Hat sich jemand gegen die Polizei gewehrt?«
    »Zahnweh!« log Laurenti und brach das Thema mit einer schroffen Handbewegung ab. Er wünschte die Typen so schnell wie möglich hinaus.
    »Wir sind so weit«, rief der Techniker dazwischen.
    »Nehmt ihn von der anderen Seite auf, da sieht er besser aus!« sagte der Reporter.
    Der Kameramann trat ein paar Schritte zur Seite und murmelte sein Okay. Dann flammte das Licht der Kamera auf.
    »Im mysteriösen Mordfall auf dem Karst befragen wir den Leiter der Triestiner Kriminalpolizei, Commissario Proteo Laurenti, in seinem Büro. Laurenti ist von den Spuren der Ermittlungen in gleich zwei rätselhaften Fällen gezeichnet: vor einigen Tagen wurde in Contovello kaltblütig die ganze Familie des Kaufmanns Manlio Gubian umgebracht und gestern morgen fand man einen weiteren Toten auf dem Karst. Trotz heftiger Zahnschmerzen steht er uns dennoch Rede und Antwort. Commissario, gibt es mittlerweile neue Erkenntnisse?«
    »Wir können die Bevölkerung inzwischen darüber informieren, daß es sich bei dem Toten um Ugo Marasi handelt. Ein Fischer von vierundsiebzig Jahren, wohnhaft in der Via Stuparich. Er wurde auf der Foiba von Monrupino gefunden«, Proteo Laurenti drehte sich zur Karte an der Wand und deutete mit der Hand auf die Gegend im Karst. Seine rote, dicke Wange drehte er damit genau so ins Bild, wie es der Reporter vermeiden wollte. Außerdem hielt er noch immer die qualmende Zigarette zwischen den Fingern. Die Asche war lang geworden und fiel durch die Handbewegung auf den Ärmel seines dunklen Jacketts. Sie hinterließ einen großen hellgrauen Fleck in den Falten der Armbeuge. Laurenti merkte es nicht.
    »Der Mann war mit Draht auf ein Eisengestell geflochten, hatte einen Sack über dem Kopf und war fast nackt. Der Tod trat aber durch einen Harpunenschuß ein, direkt ins Herz. Über das Motiv haben wir noch keine Erkenntnisse, und auch ein Tatverdächtiger fehlt noch.«
    »Gibt es einen Zusammenhang zur Mordtat

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