Die Toten vom Klan
Polizeiorganisation, die sich Scotland Yard nennt. Haben Sie den Begriff schon gehört?«
Der Chief überlegte. »Das ist doch dieser Sherlock Holmes oder so?«
Ich grinste gequält. »Nicht ganz, Chief, nicht ganz. Sherlock Holmes war erstens ein Privatdetektiv und zweitens eine Romanfigur des Autors Sir Conan Doyle. Mein Kollege Suko und ich sind echte Polizisten von Scotland Yard.«
»Hm.« J.J. Wilson schaute noch einmal auf den Ausweis und hob die Schultern. »Ich weiß auch nicht, was ich dazu sagen soll. Jedenfalls sind Sie keine amerkanischen…«
»Stimmt.«
Er bekam wieder Oberwasser. »Und haben hierauch nichts zu sagen, wie ich meine.«
»Das würde ich nicht so unterstreichen, schließlich hat man uns in die Staaten geholt.«
»Wer denn?«
»Mr. Abe Douglas, New Yorker FBI-Beamter für Sonderaufgaben. Wir wollten ihn bei Ihnen hier in Cottonwood treffen.«
»Ach ja?«
»Sie können ihn fragen.«
J.J. Wilson warf noch einen Blick auf den Ausweis und reichte ihn mir dann mit einer widerwillig anmutenden Geste zurück. Ich steckte ihn wieder ein.
»Können wir jetzt fahren?«
»Wohin?«
»Zu Mr. Douglas.«
Wilson rieb sein Kinn. »Das wird nicht einfach sein, Mister. Er… ihm ist ein kleines Unglück passiert. Er liegt in unserem Krankenhaus.«
»Was?« fuhr ich den Sheriff an.
»Na ja, nichts Schlimmes. Zwei Kugeln, die nicht richtig getroffen haben.«
Ich hatte meine Gesichtsfarbe verloren, schaute zu Suko hin, der über das Dach des Fords hinweg ebenfalls erstaunt blickte und es nicht fassen konnte. »Wie ist das denn passiert?« fragte er.
»Er geriet in einen Hinterhalt, wie ich hörte. Nun ja, Sie müssen wissen, daß wir hier in Mississippi leben, und in diesem Staat die Uhren etwas anders laufen als im Norden.«
»Sie sind also konservativer.«
Der Chief lachte mit weit geöffnetem Mund. »Das ist gut gesagt, Mister. Da haben Sie recht.«
»Und Sie halten nicht viel von Menschen, die keine weiße Hautfarbe besitzen«, meldete sich Suko. »Das habe ich mitbekommen. Ihr Gehilfe hier ist das beste Beispiel.«
»Nun ja, Tom ist etwas überreizt.« Wilson versuchte abzuschwächen.
»Aber an den Tatsachen, daß die Uhren hier etwas anders laufen, können auch Sie nicht vorbei.«
»Was heißt das im einzelnen?« erkundigte ich mich.
»Das kann ich Ihnen nicht genau sagen. Jedenfalls würde ich Ihnen raten, nicht allzu tief herumzuschnüffeln. Ich kann für keinen meiner Landsleute garantieren.«
Diese durch die Blume gesprochene Warnung war im Prinzip deutlich genug. Aber damit hatten wir gerechnet. Wir wußten, daß wir in ein Pulverfaß stechen würden. Von Abe Douglas hatten wir zwar nur generelle Informationen bekommen, aber der Begriff des Ku-Klux-Klan ließ doch gewisse Rückschlüsse zu.
»Weshalb seid ihr eigentlich hier?« fragte der Sheriff.
»Abe Douglas lud uns ein.«
Wilson schüttelte den Kopf. »Doch nicht einfach so. Da steckt mehr dahinter.«
»Möglich.«
»Und was?«
»Vielleicht der Ku-Klux-Klan«, sagte Suko.
Die beiden Gesetzeshüter erstarrten. Ich hatte damit gerechnet, daß sie lachen würden, denn die meisten Menschen stritten die Existenz des Klans Fremden gegenüber ab, und erst recht Leute wie der Sheriff und sein Deputy.
J.J. Wilson öffnete den Mund und schüttelte gleichzeitig den Kopf. »Ach nein, Sie glauben daran?«
»Natürlich.«
»Dann sind Sie schlauer als ich.«
»Und die Verschwundenen?« erkundigte sich Suko mit einer fast säuselnden Stimme.
Der Sheriff legte die Stirn in Falten. »Wie meinen Sie das denn, Mister?«
»Im Bereich Ihrer Stadt sind zahlreiche Menschen verschwunden, wenn uns nicht alles täuscht.«
»Wer hat Ihnen das gesagt?«
»Raten Sie mal.«
Chief Wilson nickte. »Douglas hat Sie hergeholt, er wird Sie auch mit Informationen gefüttert haben. Allmählich sehe ich klarer.« Er rieb sein Kinn. »Aber was der FBI-Mann sagt, muß nicht der Wahrheit entsprechen.«
»Dann gibt es den Ku-Klux-Klan nicht?« hakte ich nach.
»Das habe ich nicht gesagt. Hier gibt es ihn nicht. Fahren Sie hundert Meilen weiter, dort werden Sie ihm möglicherweise begegnen. Früher gab es ihn auch hier, aber heute…« Er hob die Schultern und tat unheimlich unschuldig.
»Aber davon dürfen wir uns doch selbst überzeugen, oder nicht?« erkundigte ich mich sanft.
»Weshalb?«
»Wir reden mit Douglas.«
Das war dem Chief unangenehm. Leider konnte ich seine Augen hinter den Gläsern nicht erkennen. Bestimmt gefiel es ihm nicht,
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