Die Toten vom Klan
gezeichnet, und auch von harter Arbeit.
Aber die eben gab ihnen ein Mann wie Morton Morris. Wir gingen hinaus. Ich will nicht gerade sagen, daß ich mich gut fühlte, irgendwo half es doch meinem Ego, einen Mann wie Morton in die Schranken gewiesen zu haben.
Auf der Straße setzten wir die Brillen auf. Die dunklen Gläser schützten uns vor dem grellen Sonnenlicht. Noch immer herrschte Ruhe auf der Main Street, das heißt, eigentlich sahen wir den normalen Verkehr. Das Hin und Her fahrender Wagen, und schräg gegenüber lag auch das Office des Sheriffs.
»Bin mal gespannt«, sagte Suko, »wie unser guter Chiefsich verhalten wird.«
»Irgendwann muß er Flagge zeigen.«
»Und welche?«
»Keine Ahnung, Suko. Ich hoffe nur, daß es die richtige sein wird und er sich nicht an Morris hält.«
Schweigend gingen wir das kurze Stück bis zu unserem Wagen, wo wir uns noch einmal umschauten.
»Wen suchst du?« fragte Suko.
»Das Mädchen.«
Ich hatte die Antwort kaum gegeben, als ich das Zischen hörte. Plötzlich war Marsha Lamont da. Sie hatte sich bisher in einer schmalen Durchfahrt versteckt gehalten. Mit Angst im Blick huschte sie auf uns zu und drückte sich langsam an uns vorbei, während sie mir zuflüsterte.
»Ich warte am nördlichen Ortsausgang.«
Schon war sie wieder weg.
Suko runzelte die Stirn. »Die Angst steckt tief in ihr«, flüsterte mein Freund.
»Ist das ein Wunder?«
»Nein«, erklärte der Inspektor beim Einsteigen. »Überhaupt nicht. Vielleicht kann man hier nur so überleben.«
»Ja, das denke ich auch.«
Ich saß wieder hinter dem Lenkrad und startete. Langsam rollten wir dem nördlichen Ortsende zu. Von Morton sahen wir nichts. Wer von den Leuten, die uns nachschauten, allerdings zu ihm gehörte, das wußten wir auch nicht.
Am nördlichen Ende fächerte die Stadt auf. Da verteilten sich einige Industriebetriebe auf großen Geländeflächen. Zwischen ihnen wiederum sahen wir Holzhäuser, zumeist bewohnt von Farbigen. Viele saßen vor ihren Häusern.
Männer waren kaum zu sehen, nur Frauen hockten auf den Bänken zusammen. Einige arbeiteten, andere hörten Radio und wuschen auch. Wir beide hielten nach Marsha Ausschau, die allerdings noch nicht zu sehen war.
Plötzlich war sie wieder da. Sie hatte hinter einem staubigen Buschgürtel Deckung gefunden, huschte auf unseren Wagen zu und stieg blitzschnell ein.
»Fahren Sie rasch!«
»War es hier sicherer für Sie?« fragte Suko.
»Ich hoffe.«
»Okay, Marsha, und wohin soll ich fahren?«
»Das sage ich Ihnen noch. Erst mal weg…«
***
»Dad, ich möchte dir gern helfen!« Jerry stand vor seinem grauhaarigen Vater und schaute ihn auch dann bittend an, als der Mann den Kopf schüttelte.
»Nein, Junge, das ist nichts für dich.«
»Aber ich kann doch…«
Arnos Blake legte eine Hand auf die Schulter des Jüngeren. »Du bist für eine Arbeit wie die meine nicht geschaffen. Sonst wärst du auch Tischler geworden wie ich oder mein Vater. Bleib du hierbei deiner Mutter, ich muß den Schrank unbedingt fertig restaurieren. Das habe ich dem Kunden versprochen, und du weißt selbst, daß ich Termine einzuhalten pflege.«
Jerry nickte. »Okay, Dad, verstanden.«
Er blieb mit seiner Mutter Milly zurück. Beide schauten Arnos nach, wie er durch eine Seitentür verschwand und hinaus auf den Hof ging, wo sich die kleine Werkstatt befand.
Reich war Arnos Blake durch die Arbeit nicht geworden, aber die kleine Ein-Mann-Tischlerei ernährte die Familie. Und wenn sich die Aufträge häuften, was auch vorkam, wußte der Meister, wo er sich Hilfe holen konnte.
Man achtete seine Arbeit in Cottonwood und Umgebung. Es waren unter den Kunden nur wenige Schwarze. Zumeist wohlhabende Südstaatler brachten ihre alten, ererbten Möbelstücke zu Blake, damit der sie restaurierte.
In der Küche war es still geworden. Nur die Kaffeemaschine gluckerte. Durch die Fenster fiel das Sonnenlicht auf die gescheuerten Dielen, die in einem hellen Gelb glänzten.
Auch die Einrichtung der Küche hatte Arnos Blake selbst gezimmert. Sie bestand aus warmem Kirschholz, wobei jeder Schrank oder jedes Regalfach schon einem kleinen Kunstwerk glich. Auf diese Arbeit konnte der Meister stolz sein.
Der Kaffee war durchgelaufen. Milly Blake füllte zwei Fassen und schob eine ihrem Sohn zu, bevor sie sich niederließ und versuchte, ihn anzulächeln.
Eigentlich hatte Jerry seine Mutter nie anders kennengelernt als eine Frau, die nur in der Küche und im Haus arbeitete, viel
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