Die Toten von Bansin
Haus hast, da kann Brinkmann sich mit herumärgern.«
»Na ja, aber die Reisegruppe, die ich habe, bleibt nur zwei Tage, die in der Seeresidenz immerhin vier. Jenny sagt, die Gruppe bei Brinkmann hat sich erst kurzfristig angemeldet.« Sophie kommt ein Gedanke. »Du, sag mal, wann haben die die Fahrt bei dir bestellt?«
Anne überlegt. »Das lief über Jenny. War recht kurzfristig. Warum?«
»Ach, ich weià auch nicht. Wahrscheinlich bilde ich mir etwas ein, ich denke dauernd an diese Fehlbuchung und ob Jenny das mit Absicht gemacht hat. Ist wahrscheinlich Blödsinn. Ich meine â warum sollte sie?«
Sophie geht hinter ihre Bar. Anne folgt ihr. Sie lässt sich eine Tasse Kaffee geben und stellt sich dicht neben die Freundin, so dass niemand hören kann, was die beiden reden.
»Ich glaube, du hast ein schlechtes Gewissen wegen Frank. Deswegen bist du so misstrauisch.«
»Und wenn Jenny das mit uns bemerkt hat? Sie ist doch nicht blöd.«
»Glaub ich nicht.« Anne schüttelt ihren roten Lockenkopf. »Ich traue ihr nicht zu, dass sie sich so verstellen kann. Sie ist doch immer total freundlich.«
»Ja, schon. Aber sie ist auch nicht der Typ, der eine Szene machen würde. Schon gar nicht öffentlich. Ich glaube, sie legt ziemlich viel Wert auf die Fassade.«
»Mag sein. Aber wie soll das überhaupt weitergehen mit dir und Frank? Irgendwie verstehe ich dich nicht. Du musst doch damit rechnen, dass mal alles ans Tageslicht kommt. Diese ewige Heimlichtuerei würde mir auf den Geist gehen. Ihr könnt doch auch nichts miteinander unternehmen. Also, ich glaube, ihr müsst euch bald mal entscheiden: entweder ihr lasst das oder ihr bekennt euch zueinander, mit allen Konsequenzen. Vielleicht ist es ja auch gar nicht so schlimm und Jenny findet sich damit ab und trennt privat und Geschäftliches.«
Sophie blickt schweigend in ihr Spülwasser. Anne seufzt.
»Ja, ich weiÃ. Du willst nicht darüber reden. Aber ich bin deine Freundin, ich will dir helfen.«
»Ach, ich weià doch auch nicht.« Sophie stellt das letzte Glas auf die Abtropfplatte, trocknet sich die Hände ab und sieht Anne ratlos an. »Eigentlich will ich das doch gar nicht mehr. Es ist wirklich nur Sex.«
»Aber guter«, wirft Anne etwas neidisch ein.
Sophie lacht kurz auf. »Ja, schon. Wirklich â der beste, den ich jemals hatte. Aber das kann doch nicht alles sein. Ich meine, Frank ist nett und witzig und sieht gut aus â aber ein ernsthaftes Gespräch kann man mit ihm nicht führen. Zusammenleben möchte ich mit ihm eigentlich gar nicht. Und den Ãrger, den wir haben, wenn unser Verhältnis rauskommt, ist er wirklich nicht wert. WeiÃt du was? Ich verspreche dir, es umgehend zu beenden.«
Den letzten Satz sagt sie, während sie zur Tür blickt, in der Frank Sonnenberg gerade steht.
âºDer Mann sieht aber auch wirklich gut aus. Gepflegt, dynamisch und erfolgreich â auf eine lässige Art. Er hat einen Dreitagebart, die Haare sind immer etwas zu lang und er trägt teure Markenkleidung so selbstverständlich wie Plötz seine Fischerklamotten.â¹ Erschreckt stellt Anne fest, dass sie eben heimlich geschwärmt hat.
Dabei blickt Frank die beiden Frauen in diesem Moment viel weniger dynamisch als unsicher an, es ist ziemlich offensichtlich, dass gerade über ihn gesprochen wurde und Sophies Miene scheint ihm nicht zu gefallen. Aber dann geht er lachend an den Stammtisch, streichelt den Kater und bestellt für sich, Berta und Steffi eine Runde Bier, die er noch erweitert, als Manfred und Christine Jahn hereinkommen.
Christine wirkt wie immer, wenn sie noch nichts getrunken hat, unsicher und fahrig. Sie scheint noch nervöser zu sein als sonst und sieht sich misstrauisch um. Wahrscheinlich befürchtet sie zu Recht, dass ihre Ladendiebstähle sich bereits herumgesprochen haben. Aber niemand lässt sich etwas anmerken.
Berta überlegt, ob Manfred Jahn wohl von allem gehört hat. Wahrscheinlich nicht. Wer sollte es ihm erzählt haben, seine Frau bestimmt nicht. Jeder weiÃ, dass die beiden nur noch in einer Zweckgemeinschaft in ihrem gemeinsamen Haus leben. Besonders wenn sie betrunken ist, wird offensichtlich, dass sie einander hassen. Plötz hat den Mann einmal bedauert: »Eigentlich kann der einem leidtun, er bringt das Geld nach Hause und sie macht ihm die Hölle heiÃ. Da fragt
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