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Die Toten von Bansin

Die Toten von Bansin

Titel: Die Toten von Bansin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Pupke
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verständnislos ansieht: »Halten Sie das alles für Zufall? Oder glauben Sie vielleicht, ich sei völlig unfähig, ein Hotel zu leiten? Das hier war das erste Haus in Bansin, mit den allerbesten Referenzen, ich habe schon daran gedacht, den fünften Stern zu beantragen. Und nun? Am Montag gab es eine Fischvergiftung, obwohl von uns immer frisch eingekauft und sofort eingefroren wird. Zwei Flaschen vom teuersten Wein waren verdorben. Zum Glück hat der Kellner noch rechtzeitig bemerkt, dass mit dem Verschluss etwas nicht stimmte. Jemand hatte sie geöffnet und etwas hineingemischt. Nun frage ich Sie: Wer kommt in meinen Weinkeller? Das kann doch nur ein Mitarbeiter sein. Und heute Morgen waren drei Kühltruhen abgetaut, da sind einfach die Stecker herausgezogen worden. Tiefkühlware im Wert von mehreren Tausend Euro ist verdorben. Jemand will mich ruinieren! Wer? Warum? Das will ich von Ihnen wissen. Ich erstatte Anzeige. Ich möchte, dass die Vorfälle lückenlos aufgeklärt werden. Dazu gibt es ja schließlich die Polizei. Oder muss erst jemand vergiftet werden? Nehmen Sie Fingerabdrücke, befragen Sie meine Angestellten, was weiß ich, aber unternehmen Sie etwas!«
    Samstag, 10. November
    Â»Der Kater ist eben ein Pommer«, erklärt Berta ihrer Nichte, »der mag keine Veränderungen. Er hat in diesem Haus immer ein warmes Bett gefunden und den kriegst du hier auch nicht raus, da kannst du ihn anschreien, sooft, wie du willst. Nicht, mein Dicker?« Sie krault dem Tier den Kopf und sieht es liebevoll an. Sophie stöhnt.
    Â»Tante Berta, ich bitte dich. Es kann doch nicht sein, dass hier eine Katze in der Gaststätte herumläuft. Und wenn wir nicht aufpassen, geht sie in die Zimmer und kriecht in irgendein Bett. Weißt du, wie peinlich das ist? Es ist ja nicht jeder so nett wie der Herr in Zimmer 7, der mir im Vorbeigehen unauffällig zugeflüstert hat, ich solle mal in sein Zimmer sehen. Und da liegt dein fetter Kater mitten im Bett und putzt sich seelenruhig.«
    Berta lächelt etwas verlegen, während ihr Charlie ohne jedes Schuldbewusstsein zufrieden schnurrt und Sophie durch halb geschlossene Augen anblinzelt, als wolle er sagen: ›Was willst du eigentlich, meine Beschützerin und ich haben doch wohl ältere Anrechte auf dieses Haus.‹
    Â»Ach, Schieter, nu schimpf mal nicht mit uns. Er ist doch gar nicht mehr so oft hier. Bei mir ist er ja auch noch immer auf den Tisch gesprungen, das macht er doch schon nicht mehr.«
    Als ihre Nichte nur missbilligend das Gesicht verzieht, erzählt sie Steffi: »Einmal, da hab ich telefoniert, es war irgendetwas Wichtiges, ich glaube das Finanzamt. Ich hatte mich schon schön eingeschleimt und dann hab ich die Frau da überredet, sie soll mich zurückrufen. Und genau in dem Moment, bevor ich auflegen kann, kommt der Kater ganz dicht ran und miaut laut und deutlich ins Telefon. Die hat nie zurückgerufen, hat bestimmt gedacht, ich will sie auf den Arm nehmen.«
    Steffi lacht und streichelt die rotgetigerte Katze. »Bist du aber ein Schöner«, bewundert sie ihn. »Meine Enkel hatten einen Hund. So einen kleinen, struppigen. Was haben sie mit dem alles angestellt! Aber jetzt hat ja keiner mehr Zeit für ein Tier. Der Große ist kaum noch zu Hause und der Kleine hat mit der Schule zu tun und dann sein Musikunterricht – der kommt viel zu wenig raus. Vielleicht sollte ich ihm einfach wieder einen Hund schenken, aber am Ende muss ich mich dann doch wieder selbst darum kümmern.«
    Sophie blickt die Frau prüfend an. »Du siehst traurig aus. Hast wohl Heimweh nach deiner Familie? Können die dich nicht mal besuchen kommen?«
    Â»Ach was!« Steffi schüttelt energisch den Kopf. »Die müssen doch alle arbeiten oder lernen. Aber ich telefoniere immer mit denen. Der Kleine hat schon gefragt, wann ich denn wieder nach Hause komme. Die Pänz vermissen mich schon.«
    Â»Die was?«
    Â»Na, die Kinder. Spätestens an Weihnachten muss ich nach Köln. Aber hier ist es doch so schön … Komm, gib mir ein Bier, dann geht’s mir wieder gut.«
    Anne kommt herein, hängt ihre Jacke an die Garderobe und sieht sich erst einmal vorsichtig in der Gaststätte um, bevor sie zu schimpfen beginnt. »Mann, hatte ich heute blöde Gäste! Die waren nur am Meckern. Als ob ich was für das Wetter könnte. Sei bloß froh, dass du die nicht im

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