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Die Toten von Bansin

Die Toten von Bansin

Titel: Die Toten von Bansin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Pupke
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man sich, wozu hat der geheiratet. Wahrscheinlich wollte er einfach bloß eine Frau, die kocht wie seine Mutter. Nun hat er eine, die säuft wie sein Vater.«
    Es dauert nicht lange, bis das Gespräch auf Dr. Moll kommt.
    Â»Wenn Schwester Marita ihn nicht decken würde, hätte der seine Praxis schon lange dichtmachen müssen«, stellt Christine Jahn gerade fest und trinkt selbstgefällig ihren doppelten Weinbrand in einem Zug aus. ›Ist doch seltsam‹, denkt Berta, ›dass gerade die Jahn, die selbst im Glashaus sitzt, hier mit Steinen wirft.‹
    Â»Wie heißt die Sprechstundenhilfe eigentlich mit Nachnamen?«, fragt Inka, die sich, gerade gekommen, neben ihre Kollegin Anne auf einen Barhocker gesetzt hat. Alle überlegen, aber sogar Berta zuckt schließlich mit den Schultern. »Komisch, das weiß ich gar nicht. Sie ist immer nur ›Schwester Marita‹. Ich weiß nicht einmal, wo sie wohnt.«
    Â»Ich glaube im Wohnblock am Ortsrand«, sagt Anne. »Da habe ich sie des Öfteren gesehen. Hat sie eigentlich Familie?«
    Berta kramt in ihrem Gedächtnis. »Ich glaube nicht. Aber irgendetwas war da mal. Sie soll etwas mit einem verheirateten Mann gehabt haben. Hatte sie sogar ein Kind mit dem? Nee, ich weiß das nicht mehr. War auf jeden Fall schon vor der Wende. Und sie ist wirklich eine gute Krankenschwester«, beendet sie das Thema.
    Als Frank seine Jacke auszieht und auf den Stuhl neben sich wirft, fällt ein Smartphone heraus und unter Manfred Jahns Stuhl. Der hebt es auf. »Tolles Teil«, stellt er bewundernd fest, während er das Gerät zurückgibt. Frank schiebt es in die Jackentasche. »Na ja«, lächelt er etwas verlegen, »ist schon ganz nützlich. Aber ehrlich gesagt, auf diese »Besserwisser-Funktion«, also Wikipedia, könnte ich eigentlich verzichten. Es ist doch langweilig, wenn man jederzeit und überall alles nachschlagen kann. Gerade am Stammtisch. Wie oft haben wir diskutiert und gestritten: Wann war das noch oder wer war das – jetzt guckt man einfach nach. Keine Diskussion, kein ›Ach ja!‹, wenn einem etwas wieder einfällt, also, ich vermisse das.«
    Â»Dann lass das Ding doch einfach zu Hause«, rät Anne, »wozu hast du es dir überhaupt gekauft? Zum Angeben?«
    Â»Das hat ihm seine Frau zum Hochzeitstag geschenkt«, weiß Berta. »Aber ihr hättet erst mal das Armband sehen sollen, das er für sie gekauft hat!«
    Â»Das ist der Funke, der das Fass zum Überlaufen bringt«, murmelt Anne, und Sophie weiß nicht, ob sie lachen oder weinen soll.
    Als Paul Plötz und Arno Potenberg hereinkommen, ist am Stammtisch kein Platz mehr frei. Inka hat sich inzwischen neben Steffi gesetzt, die von ihrer Familie erzählt. »Der Mario, der würde dir gefallen«, meint sie. »Er ist jetzt 22, aber eine feste Freundin hat er noch nicht, glaube ich. Hat jedenfalls noch keine mitgebracht. Na, ich will ja auch noch nicht Uroma werden. Er soll mal erst sein Studium machen. Er hatte mal eine, die war so fussisch …«
    Â»Was war die?«
    Â»Na, die hatte ganz rote Haar, die mocht ich nicht. Und der Kleine, also der ist ja jetzt auch schon 15 und so was von begabt …«
    Â»Du, entschuldige, Steffi, ich geh mal wieder an die Bar, dann können die Männer sich hierher setzen.«
    Inka steht auf und Plötz nickt ihr dankbar zu, während er neben der Kölnerin Platz nimmt. Großspurig bestellt er Getränke für alle. Arno winkt ab, als Sophie ihm einen zusätzlichen Stuhl an den Stammtisch stellen will. Er setzt sich an die Bar.
    Â»Nächsten Donnerstag ist die Seebestattung. Willst du kommen?«, fragt er Inka leise. Die schüttelt beklommen den Kopf und sieht ihn erstaunt an. Weiß er etwa, dass sie mal in Sören verliebt war? Das ist doch schon zehn Jahre her und war nach … diesem schrecklichen Tag schlagartig vorbei. Sören und sie haben sich danach nie wieder getroffen. Sie möchte etwas sagen, hat aber Angst, dass sie dann zu weinen beginnt, und schluckt nur.
    Â»Machen dir die Fahrten mit den Gästen denn noch Spaß?«, lenkt der Fischer ab.
    Inka räuspert sich und nickt eifrig. »Ja, klar. Man ist immer unterwegs, lernt viele Menschen kennen und merkt erst, wie schön Usedom ist. Weißt du, man muss das alles mal mit den Augen der Gäste sehen. Für uns ist das ja alles

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