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Die Toten von Bansin

Die Toten von Bansin

Titel: Die Toten von Bansin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Pupke
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vorstellen. Und was Doktor Moll betrifft – du kennst Alkoholiker, hattest sogar mehr mit denen zu tun als ich. Du weißt, dass die meisten rückfällig werden.«
    Â»Natürlich kann ich mich irren. Aber wir sollten die Augen offen halten. Vielleicht fällt dir ja irgendetwas ein, was der Anlass sein könnte für das alles.«
    Inzwischen sind sie wieder vor der Arztpraxis angekommen. Marita gibt Berta die Hand.
    Â»Danke, dass du mir das erzählt hast von der Schröder. Ich werde jetzt ein bisschen besser aufpassen. Auch auf Doktor Moll. Und wenn mir etwas einfällt, melde ich mich. Versprochen!«
    Als die dürre Sprechstundenhilfe auf ihr Fahrrad steigt, um nun endlich nach Hause zu fahren, ist ihre Miene noch finsterer als gewöhnlich. Das ist der eine Grund, weshalb Paul Plötz sich nicht traut, sie anzusprechen, obwohl er seit über einer halben Stunde neben den Mülltonnen der Arztpraxis steht und auf sie wartet. Der andere Grund ist ihre Begleitung, von der sie sich gerade verabschiedet. Inzwischen ist es dunkel geworden, die Frauen, die selbst im Licht einer Außenlampe stehen, können ihn nicht sehen. Außerdem sind sie mit ihren Gedanken noch bei dem vorherigen Gespräch und achten gar nicht auf ihre Umgebung.
    Der Fischer tritt unwillkürlich noch einen Schritt zurück, als nun auch Berta an ihm vorbeigeht. Er ist schockiert, obwohl er schon eine Weile in der Kälte steht, bricht ihm der Schweiß aus. Was hat das zu bedeuten? In seiner Angst hat er vergessen, dass Berta doch angekündigt hat, sie wolle mit Schwester Marita reden. Er denkt überhaupt nicht mehr an die Gespräche über die Unfälle und den Arzt, er ist viel zu sehr mit seinen eigenen Problemen beschäftigt.
    Gestern hat Marita ihn angerufen und in ihrer barschen Art befohlen: »Wir müssen reden, Sie wissen, warum.«
    In der ersten Überraschung hat er befürchtet, sie fügt gleich hinzu »Ich komme sofort zu Ihnen nach Hause« und er hat schnell gestottert: »Ja, ja, ist gut.«
    Er hat in der letzten Nacht kaum geschlafen, ihm war klar, er muss das Gespräch so schnell wie möglich führen. Was hat die Frau vor? Sie hat doch so viele Jahre geschwiegen, er hatte alles schon fast vergessen.
    Abwechselnd blickt er den beiden Frauen nach, die sich in entgegengesetzten Richtungen entfernen. Die eine, seine langjährige Freundin und Vertraute, die mehr von ihm weiß, als seine eigene Ehefrau, und die andere, die er mehr fürchtet als alles andere auf der Welt, weil sie sein schlimmstes Geheimnis kennt. Hat sie es etwa Berta verraten? Oder ist die alte Wirtin selbst dahintergekommen? Zuzutrauen wäre es ihr.
    Was nun? Abwarten, beschließt Plötz. Mit dieser Strategie ist er sein Leben lang am besten gefahren. »Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird«, versucht er sich selbst zu beruhigen. Aber so richtig klappt es nicht. Er atmet ein paarmal tief ein und aus, steckt die zitternden Hände in die Jackentasche und sieht sich vorsichtig um, bevor er aus seinem Versteck tritt. Auf dem Weg zum Auto überlegt er, was geschieht, wenn die Vergangenheit ihn jetzt einholt. Verdammt noch mal, das darf einfach nicht passieren!
    Hoffentlich sieht er mich nicht an. Ich kann nicht freundlich lächeln, vielleicht noch mit ihm reden, belangloses Zeug, small talk, das beherrscht er gut. Sein Hotel läuft, ein erfolgreicher Geschäftsmann mit weißer Weste. Wenn ich ihn fragte, ob er sich noch erinnert, er würde mich verständnislos ansehen. Es ist doch schon so lange her und es war so belanglos, es hat sich auf sein Geschäft gar nicht ausgewirkt. Wie seine Angestellten spuren, alles läuft reibungslos, die Gäste sind zufrieden. Ein ausgezeichnetes Haus. Ihm geht es gut, weil es dem Hotel gut geht. Das wird sich ändern.
    Dienstag, 6. November
    Â»Ich verlange Polizeischutz! Schließlich zahle ich doch wohl genug Steuern an diesen Staat!«
    Der junge Polizist sieht Alexander Brinkmann verblüfft an. »Sind Sie denn bedroht worden?«
    Der große, schlanke Hotelier ist weiß vor Wut. Er springt auf und fuchtelt wild mit den Armen.
    Â»Bedroht?«, schreit er. »Bedroht? Mein Lebenswerk wird hier vor meinen Augen vernichtet. Alles, was ich besitze, habe ich in dieses Haus gesteckt. Und jetzt wird es systematisch zerstört.«
    Mühsam beherrscht fragt er den Beamten, der ihn immer noch

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