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Die Toten von Bansin

Die Toten von Bansin

Titel: Die Toten von Bansin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Pupke
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selbstverständlich. Ich wette, viele Einheimische kennen die Insel gar nicht richtig.«
    Arno nickt. »Das stimmt wohl. Ich war ja auch erst nach der Wende das erste Mal in Peenemünde und habe erfahren, dass das die ›Wiege der Raumfahrt‹ ist.«
    Als Sophie alle mit Getränken versorgt hat, stellt sie erstaunt fest, dass sich zwischen Inka und Arno ein angeregtes Gespräch entwickelt hat. Sie beobachtet die beiden. Soweit sie weiß, hat Inka keinen Freund und Arno hat sie noch nie mit einer Frau gesehen. Das ist eigentlich seltsam, denn wenn der nicht gerade in seiner unförmigen Latzhose steckt und die Haare unter einer Schirmmütze verbirgt, sieht er richtig nett aus. Schade, dass er immer so ernst ist, er hat ein angenehmes, tiefes Lachen und zeigt dabei hübsche Zähne.
    Â»Hast du gewusst, dass Arno so viel Ahnung von der Geschichte der Insel hat?«, fragt sie Anne leise.
    Die zuckt gleichgültig mit den Schultern. »Blöd ist der nicht, das weiß ich. Aber er macht eben nichts daraus. Er ist mit meinem kleinen Bruder in eine Klasse gegangen und war sogar richtig gut, aber da kräht doch heute kein Schwein mehr nach. Hatte eben eine schwierige Familie – hat keinen Beruf gelernt und bei Plötz wird er wohl allmählich verblöden.«
    Â»Wie alt ist dein kleiner Bruder eigentlich?«
    Â»Sophie!« Sie dämpft ihre Stimme und dreht Arno den Rücken zu, als sie leise auf die Freundin einredet. »Du wirst doch wohl nicht? Der ist zehn Jahre jünger als du und überhaupt! Du bist mit dem einen Elend noch nicht fertig, da fängst du die nächste verhängnisvolle Affäre an. Also wirklich! ›Schuster bleib bei deinen Äpfeln‹, sag ich da nur.«
    Â»Nun beruhige dich mal wieder. Ich will ihn ja nicht heiraten, ich hab dich nur gefragt, wie alt er ist. Und was hat ein Schuster mit Äpfeln zu tun?«
    Â»Was? Lenk nicht ab! Ich kenne diesen Blick, so fängt das immer bei dir an.«
    Sophie schüttelt resigniert den Kopf. »Du spinnst.« Zugleich nimmt sie sich noch einmal vor, das Verhältnis mit Frank so schnell wie möglich zu beenden. Am besten schon heute Abend, wenn sich eine Gelegenheit ergibt, mit ihm allein zu reden.
    Gegen 23 Uhr haben die letzten Restaurantbesucher bezahlt und sind gegangen. Übernachtungsgäste sind nicht mehr im Haus, die Reisegruppe ist abgereist und es sind keine Urlauber mehr gekommen. Kurz vor Mitternacht löst sich dann auch der Stammtisch langsam auf. Berta und Steffi sind schon weg, Christine Jahn ist jetzt wieder ganz ruhig und locker.
    Â»Bring mir schnell noch einen, bevor er wiederkommt«, ruft sie Sophie zu, als ihr Mann zur Toilette ist. Der denkt sich aber seinen Teil und setzt sich gar nicht erst wieder hin, sondern bezahlt an der Bar und drängt seine Frau zum Aufbruch.
    Auch Plötz und Arno haben sich verabschiedet. Inka, die mit Anne zusammen etwas zu viel getrunken hat, ist nun doch noch in Tränen ausgebrochen. Sie lehnt an der Bar, hat den Kopf auf ihren Arm gelegt und weint bitterlich. Anne hält sich mit einer Hand am Barhocker fest, streichelt ihrer Kollegin unbeholfen über die kurzen blonden Haare und versucht sie zu trösten.
    Â»Der Zahn der Zeit, der schon so viele Tränen getrocknet hat, wird auch über diese Wunde Gras wachsen lassen«, verkündet sie feierlich.
    Â»So, das war jetzt das Wort zum Sonntag«, stellt Sophie fest. »Damit hast du dich mal wieder selbst übertroffen. Hoffentlich habt ihr beide morgen keine Fahrten.«
    Â»Wir haben frei«, winkt Anne ab. »Aber ich glaube, wir gehen trotzdem lieber nach Hause.« Sie blickt zu Frank Sonnenberg, der gerade umständlich seine Jacke anzieht. »Du hast ja bestimmt noch was vor.«
    Sie legt den Arm um Inka und schiebt sie aus der Gaststätte. »Nun komm, ich bring dich nach Hause. Bezahlen kannst du morgen.«
    Â»Na, die haben ja reichlich«, lacht Frank. Während er zur Bar kommt, klopft er auf die Brusttasche seiner Lederjacke und stutzt plötzlich. Dann sieht er auf den Fußboden unter dem Stammtisch.
    Â»Verdammt, wo ist mein Handy?«
    Sophie kommt ihm zu Hilfe. Minutenlang suchen beide, dann sehen sie sich ratlos an.
    Â»Gib mir mal dein Telefon.« Er wählt seine Nummer, die Sophie gespeichert hat, und wartet eine Weile.
    Â»Also, hier in der Nähe ist es jedenfalls nicht. Oder es ist ausgeschaltet. Vielleicht ist

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